Endlich… der „langersehnte“ letzte Eintrag ;-)

Juni 17th, 2008

Liebe Leserinnen und Leser, was soll ich noch sagen? Jetzt bin ich seit zwei Wochen wieder zu Hause, aber es fehlen immer noch ein paar Worte zum Schluss… hier kommen sie: Es hat mir Spaß gemacht für Euch zu schreiben, auch weil ich immer nette Rückmeldungen aus Deutschland bekommen habe… das hat mich gefreut und mich dazu bewegt weiterzuschreiben. Das Schreiben hier im Blog hat mir zwar den ein oder anderen Schlaf geraubt und die ein oder andere Nacht wurde deswegen etwas kürzer, aber es war auch schön über alle Erlebnisse noch einmal nachzudenken.

Wie versprochen gibt es auch noch ein paar Bilder von unserer Abschlussreise, die uns zunächst durch die Bundesstaaten Tabasco und Chiapas geführt hat und mit ein paar Tagen Strandurlaub auf der Halbinsel Yucatán geendet hat.

Die Sehenswürdigkeiten, die wir uns angesehen haben, waren unter anderem der Cañon del Sumidero, das kleine indianische Dorf San Cristobal de las Casas, die Kaskadenwasserfälle Aqua Azul, sowie die Ruinenstadt Palenque. Natürlich gibt es wie immer ein paar Bilder:

snv85134.JPG

Im Cañon del Sumidero (neben den Krokodilen und Geiern gab es auch Leguane, Pelikane und echten mexikanischen Plastikmüll im Wasser zu bestaunen 😉 )

snv85238.JPG

San Cristobal de las Casas

snv85306.JPG

Cascadas de Agua Azul

snv85349.JPG

Ruinen der Maya-Stadt Palenque mitten im Dschungel von Chiapas

Aber auch die Landschaft in Chiapas an sich war beeindruckend – so ein saftiges Grün hab ich noch nie gesehen. Meiner Meinung nach die schönste und abwechslungsreichte Vegetation in ganz México. Nur die tropischen 38°C (wirklich!) bei gefühlter Luftfeuchtigkeit von 130% (nicht wirklich!) waren etwas gewöhnungsbedürftig am Anfang… dafür hab ich bei der Rückkehr nach Puebla gefroren… 😉

Auf Yucatán haben wir uns statt der eingeplanten Tempelanlage in Uxmal die Tempel von Chichén Itzá angesehen… sie gehören zu den neuen „sieben Weltwundern“ und dementsprechend anziehend sind sie auch auf Besucher… Auf dem Parkplatz habe ich 36 Reisebusse gezählt, die hauptsächlich amerikanische und deutsche Touristen aus dem nahen Cancún dorthin „verfrachtet“ haben. Aber wir konnten auch ein paar Bilder machen, auf denen man die ganzen Leute gar nicht bemerkt 😉 :

snv85437.JPG

Chichén Itzá

snv85489.JPG

Unterwegs… und Tiere in Tulum

Dann ging es weiter an den Karibikstrand von Tulum… wo sich ebenfalls die einzige am Wasser erbaute Tempelanlage Mexikos befindet. Ob es schön war dort? Schaut Euch einfach die Bilder an, die ich diesmal wirklich unkommentiert lasse:

snv85583.JPG

Ruinenstätte Tulum – direkt am karibischen Meer

snv85623.JPG

Am Strand von Tulum

Es folgten zwei schöne aber auch traurige Tage in Puebla, an denen mir meine lieben Mitbewohner den Abschied aus Mexiko wirklich nicht leicht gemacht haben…

Aber letztendlich ging alles doch schneller vorbei als ich es erwartet habe. Ich hatte wirklich eine tolle Zeit in Mexiko und habe so unglaublich viel erlebt, dass es noch unzählige unerzählte Geschichten gibt… z.B. auch das letzte große Abenteuer im Straßenverkehr… nach Autopannen, einem Unfall, mehreren Fast-Unglücken… wurde ich zwei Tage vor Prakikums-Ende natürlich auch noch von der Polizei angehalten, nachdem ich – allein im Auto – im dichten Verkehr eine rote Ampel übersehen hatte… in Mexico-City! Dazu der kurze Hinweis, dass die Verkehrspolizei dort als die korrupteste und „unfreundlichste“ ganz Mexikos gilt. Aber glücklicherweise konnte ich den Strafzettel im Wert von 145 Euro (inklusive Einbehalten der Nummernschilder und des Führerscheins) auf 18 Euro Sofortzahlung herunterhandeln. Glück gehabt! 😉

Zum Schluss: Mexiko lohnt sich – in jeder Hinsicht… Natürlich muss man offen für Neues sein, entspannt an den Tag herangehen, verständnisvoll und zurückhaltend sein, nicht zu sehr auf Hygiene pochen 😉 , immer nett und freundlich sein, ein paar Brocken Spanisch können (die Mexikaner sind sehr geduldig – sie werden es schon verstehen) und schon kann man eine gute Zeit haben, egal ob man als Tourist kommt, das Land auf eigene Faust bereist oder ein Praktikum bei VW macht.

Alles in allem ist Mexiko ein tolles Land. Es ist halt ein Schwellenland, dass kann man nicht verschweigen und an vielen Stellen und bei vielen Dingen ist es einfach sehr offensichtlich und man muss lernen, sich mit einigen Sachen abzufinden. Aber wenn man dazu bereit ist, macht es wirklich Spa߅

Ich habe in den letzten fünf Monaten nette und tolle Menschen in México kennengelernt… sowohl meine mexikanischen Kollegen als auch andere deutsche Praktikanten. Ich denke und hoffe, dabei sind echte Freundschaften entstanden. Gerade sitze ich hier in Berlin an meinem Schreibtisch, höre Musik, die mich an México und an so viele Dinge erinnert, die ich dort erlebt hab – Höhen und Tiefen… es war wirklich alles dabei!

Und jetzt, mit zwei Wochen Abstand kann ich einen Freund zitieren, den ich in Mexiko kennengelernt hab: „Ich würde sagen, ich hab mal wieder alles richtig gemacht!!!“ 😉

Für Meinungen, Kommentare, Kritik und Anregungen zum Blog oder zu meiner Person weise ich auf den Kummerkasten christian@christianglaus.de hin. 😉 Ich möchte auch allen Newsletter-Abonnenten ausdrücklich für das Interesse danken und verabschiede mich hiermit auch von Euch höchstoffiziell. Wer noch einmal alles nachlesen will: Über den Kalender oder die Menüpunkte Kategorien und Archiv kann man zu allen Einträgen navigieren (ja, es ist viel Text – Entschuldigung!!!). Auch möchte ich mich dafür entschuldigen, dass ich das Fotoalbum nur bis Mitte März „durchgehalten“ habe – seitdem wurde die Zeit für den Blog immer knapper… ich weiß auch nicht warum! 😉

In diesem Sinne… ich weiß nicht, ob und unter welchen Umständen ich irgendwann noch einmal nach México zurückkehren werde, aber ich hoffe ich konnte Euch einen kleinen Eindruck geben, wie nachhaltig mich dieses Land beeindruckt hat… also:
Vamos a ver! 😉

Adios…
Euer Christian.

tulum-1.JPG

Land und Leute – Teil 8 – Ein Rätsel zum Schluss

Mai 22nd, 2008

Dies wird wohl der letzte Eintrag in der Rubrik „Land und Leute“ sein. Natürlich konnte ich hier nicht über alles berichten, aber ich habe mein Bestes getan, um Euch einen kleinen Einblick in das „Leben in Mexiko“ zu geben. Es gibt noch tausende andere Dinge, die mir einfallen, aber leider reicht die Zeit nicht mehr aus. Also werde ich den Rest einfach erzählen, wenn ich wieder da bin. Ein Grund mehr, Euch mal alle wiederzusehen. Ich freue mich jedenfalls schon.

Ich hatte eine tolle Zeit hier, aber so langsam heißt es auch Abschied zu nehmen. Für mich von Mexiko und für Euch vom Blog… 😉 Aber keine Angst, ein paar Einträge kommen ja noch.

Jetzt zum heutigen Thema: Wer nach Mexiko kommt, sollte aufgrund des nicht ganz ungetrübten Verhältnisses zu den Amerikanern und der allgegenwärtigen Abneigung gegenüber der englischen Sprache zumindest ein paar spanische Grundkenntnisse haben. Was aber mindestens genauso wichtig ist, ist ein Crashkurs in aztekischen, toltekischen oder zapotekischen Namen. Denn auch wenn die Landessprache Spanisch ist, so haben sich in vielen Regionen indianische Sprachen gehalten und werden noch heute aktiv genutzt. Vor allem an den Namen von Dörfern und Städten lässt sich die Aussprache… gut üben.

Deshalb heute Lektion 1 bis 3:

1. Fangen wir mal leicht an: Cholula ist machbar und Atlixco oder Tasko auch (wenn man weiß, wie es ausgesprochen wird – aufmerksame Leser wissen Bescheid!).

2. Schwieriger wird es dann schon bei Cuautlancingo, Tlacolula, Xomichilco, Oaxaca und Tehutihuacan.

3. Ganz toll wird es aber bei:

Tlaxtaptepetl,

Izztahuate,

Tlatocingopetl,

Tlaxcalatepec,

Itzamamitlan,

Teonotichlán,

Txinchgotihuatl,

Tlaquepaque,

Xochicuataplingo,

oder Actzepectecán.

Wer errät, welche drei Namen aus der letzten Liste nicht ausgedacht sind, gewinnt ein kleines Souvenir aus México. Einsendungen bitte ab sofort an Gewinnspiel@christianglaus.de (das ist kein Scherz, die e-Mail-Adresse gibt es wirklich…).

Viel Glück!!!

Einsendeschluss ist der 1. Juni 2008 um 17:20 Uhr MEZ, der Zeitpunkt, an dem ich wieder in Deutschland landen soll. Ihr habt also exakt 10 Tage Zeit, Euch was einfallen zu lassen.

Meine letzte Praktikumswoche…

Mai 16th, 2008

… geht morgen zu ende. Was? Ups! Ehrlich?

Schnell ist die Zeit vergangen, kann ich nur sagen… Für ein richtiges Schlussfazit ist es noch zu früh, aber die Zeit, die ich hier gewesen bin, ist sehr schön gewesen und ich habe viel gesehen und erlebt. Und natürlich hatte ich eine wirklich interessante Arbeit und hab viele nette Leute kennengelernt. Aber dazu werde ich bestimmt nochmal was schreiben…

Aber wie gesagt: Morgen ist mein letzter Arbeitstag und dann geht es erstmal für zwei Wochen auf „Abschlussreise“. Schließlich muss ich mich ja noch gebührend von diesem Land verabschieden. Und natürlich werden davon auch noch Bilder folgen und es wird noch ein paar Abschlussworte geben, aber so langsam könnt Ihr Euch auf den Abschied vom Blog vorbereiten. 😉

Um nicht den „Überblick“ zu verlieren, nochmal eine kleine Übersicht über alles, was ich hier gesehen habe. Da ist schon einiges zusammengekommen, wie ich festgestellt habe. Gestern Abend habe ich auf meiner Abteilungsabschiedsfeier mit einem meiner Kollegen darüber gesprochen, dass ich Mexiko wahrscheinlich besser kenne als er und er dafür Deutschland besser kennt als ich. Ich glaube, da ist was Wahres dran… Ich hoffe, ich konnte Euch mit diesem Blog wenigstens einen kleinen Einblick geben?!

mexico.jpg

In den schwarz gekennzeichneten Orten bin ich schon gewesen, die rot markierten werden in den nächsten 14 Tagen folgen – zur größeren Ansicht wie immer auf das Bild klicken bitte 😉

Ein zweites Mal in die Hauptstadt

Mai 14th, 2008

snv84964.JPG

Diesmal folgt dem Wochenende nur ein kurzer Bericht, denn ich bin zum zweiten Mal in Mexiko-City gewesen. Was soll ich sagen… die Stadt ist immer noch riesig, dreckig, laut, gefährlich und unübersichtlich (Hinweis auf den Beitrag vom 18. Februar). Aber sie ist auch immer noch interessant.

Wir sind am Samstag früh morgens mit dem Bus losgefahren und Sonntag am frühen Abend wieder hier gewesen. Gleich am Vormittag haben wir mit einer fast dreistündigen Stadtrundfahrt begonnen, die einen wirklich tollen Überblick über alles „Interessante“ im direkten Innenstadtgebiet gibt. Daran angeschlossen haben sich die typischen Spaziergänge durch das historische Stadtzentrum samt Zócalo, Kathedrale und allem was es sonst so gibt. In D.F. ist man für diese Dinge zwar etwas länger unterwegs, aber grundsätzlich ist es ja immer das Gleiche… 😉

snv84880.JPG

oben: Stadtteil Condesa / unten: am Zócalo und am Schloss Chapultepec

Bevor es dunkel wurde sind wir auf den Torre Latinoamericana gefahren und so konnte ich diesmal auch Bilder bei Tageslicht machen. Zwar hat der Smog ein bisschen dazwischengefunkt, aber es war trotzdem wieder beeindruckend…

snv84932.JPG

Die ganze Lauferei und vor allem die Sonne bei unserer Bustour hat uns alle so geschafft, dass wir den Abend ruhig im Hostel verbracht haben… ich weiß, so kennt man uns gar nicht 😉

Am nächsten Tag sind wir im Park und am Schloss Chapultepec gewesen. Da war ich zwar beim ersten Mal auch, aber diesmal war noch eine weitere Ausstellung zu sehen und dadurch auch wieder etwas Neues. Später haben wir dem Anthropologischen Museum einen Besuch abgestattet, in dem fast die gesamte Geschichte Mexikos und der zahlreichen Indígena-Stämme dargestellt wird.

snv85014.JPG

Am und im anthropologischen Museum

Am Nachmittag haben wir uns den Stadtteil Condesa angesehen, der als einer der schönsten Mexiko-Citys gilt und auch tatsächlich ganz schön und vor allem unerwarteterweise ruhig und beschaulich ist.

Ach ja… und dann war ich mir zwischendurch nicht mehr so ganz sicher, in welcher Stadt ich eigentlich bin… 😉

snv84867.JPG

Ausflug nach Berlin: Links die Siegessäule, rechts der Potsdamer Platz

San Miguel de Allende, Guanajuato, Guadalajara, Tequila, Pátzcuaro und Morelia

Mai 10th, 2008

Am vergangenen langen Wochenende haben wir die angekündigte Tour in den „mittleren Westen“ Mexikos hinter uns gebracht und die Bundesstaaten Guanajuato, Jalisco und Michoacán besucht. Zusammenfassend kann ich sagen, es war eine tolle Tour, auf der wir viel Spaß hatten, viel gesehen und erlebt haben und die erstaunlich zwischenfallsfrei abgelaufen ist. Das Wichtigste also vorweg: Wir sind alle wieder wohlbehalten und sicher in Cholula angekommen – da haben wir ja auch schon ganz andere Erfahrungen gesammelt.
Ich werde es mir verkneifen zu jeder Stadt „historische Hintergrundinformationen“ zu liefern – schließlich sind meine Text schon immer so lang 😉 – deswegen zunächst mal die harten Fakten unserer Tour:

  • Wir hatten fünf freie Tage,
  • haben 1.900 Kilometer zurückgelegt,
  • hatten dazu 2 Autos zur Verfügung,
  • waren 8 Personen (2 Mexikaner und 6 Praktikanten aus meiner WG,
  • haben 6 Städte/Orte besichtigt, 4 davon waren richtig schön,
  • hatten meist um die 30°C, nur einmal auf der Rückfahrt ein bisschen Regen (da die Regenzeit immer näher rückt, häufen sich die abendlichen Schauer inzwischen eigentlich… aber wir hatten Glück),
  • haben unzählige Sachen gesehen,
  • und sind an vier Abenden hintereinander nicht vor 3-4 Uhr morgens im Bett, aber trotzdem immer zeitig unterwegs gewesen.

Mittwochabend und Donnerstag – San Miguel de Allende

Am Mittwochabend ging es direkt nach der Arbeit los nach San Miguel. Zum Glück konnten wir México-Stadt ein Stück weit umfahren, so dass wir dem gröbsten Verkehr ganz gut aus dem Weg gehen konnten. Kurz vor Mitternacht sind wir in dem kleinen beschaulichen Städtchen angekommen und haben den Urlaub mit einem Besuch in einer Karaoke-Bar angefangen. Von lustig über interessant und anstrengend, bis hin zu richtig gut war alles dabei… wir hatten jedenfalls unseren Spaß.

san-miguel-1.JPG

Am nächsten Morgen haben wir uns dann die Stadt angesehen, die wirklich nett ist. Man könnte auch sagen, es ist ein verschlafenes Nest, aber es hat durchaus seinen eigenen Charme… Die Altstadt mit ihren kleinen Gassen, bunt bemalten Häusern, Brunnen und Kirchen strahlt eine wirklich angenehme Ruhe aus – eben fast wie im Urlaub. 😉
san-miguel-2.JPG

Aber auch nur fast, denn schon am Nachmittag ging es dann weiter in Richtung Guanajuato. „Gefühlt“ ist die Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates ein bisschen größer, aber ebenso wie San Miguel hat sie nur knapp über 100.000 Einwohner… Nachdem wir uns ein Hotel gesucht hatten, wurde auch hier zuallererst einmal das Nachtleben erkundet.

Donnerstagabend und Freitag – Guanajuato

Der Donnerstag endete dementsprechend spät, aber ebenso früh fing der Freitag an… Guanajuato liegt in einem engen Tal und ist deshalb recht verwinkelt, besitzt unzählige kleine enge und steile Straßen und ist auf einem umfangreichen Tunnelsystem erbaut. Fast unter der gesamten Stadt gibt es diese Tunnel, die teilweise durch alte Flussläufe und Minenschächte verlaufen und in denen es richtige Abfahrten, Abbiegespuren, Parkplätze und Bushaltestellen (erreichbar über Treppen hinab in die Dunkelheit) gibt! Angeblich bricht in der Stadt regelmäßig der Verkehr zusammen, wenn sich in der Regenzeit das Wasser dort sammelt.

Jetzt aber zurück an die Oberfläche: Die Universitätsstadt ist schon ein bisschen lebhafter als San Miguel, obwohl auch hier die bunten Häuser und das Treiben auf der Straße einen relaxten Eindruck hinterlassen. Die frühere Silberstadt, die maßgeblich zum Reichtum der spanischen Eroberer beitrug, hat eine richtig schöne Altstadt mit allem was dazu gehört. Von der Statue El Pipila hat man einen guten Ausblick auf die sich im Tal ausbreitende Stadt.

guanajuato-2.JPG

Ausblick auf Guanajuato (oben) – unten noch ein paar andere Eindrücke:

guanajuato.JPG

Guanajuato – von oben links nach unten rechts: Häuser, Theater am Zócalo, Einfahrt in die „Tunnelwelt“, Universität

Nach dem Stopp an der Aussichtsstelle führte uns unser Weg weiter nach Guadalajara, der großen Metropole des Westens. Die zweitgrößte Stadt Mexikos hat ungefähr 5 Millionen Einwohner, erstreckt sich aber wie die meisten Städte Mexikos kilometerweit in der Ebene. Hohe Häuser sucht man vergebens, lediglich ein paar Hotels im Stadtzentrum erheben sich über die anderen. Nachdem wir ein halbwegs vernünftiges Hotel gefunden hatten, richtig… wurde zuerst mal wieder das Nachtleben erkundet. 😉

Nachdem wir mit dem zufällig ausgewählten Taxifahrer ein bisschen ins Gespräch gekommen waren, haben wir seine Handynummer bekommen und er hat uns sowohl in der Nacht wieder ins Hotel gefahren, als auch am nächsten Abend nach vereinbartem Festpreis zu einem seiner Geheimtipps gebracht, der sich als wirklich gut herausgestellt hat. Als Euro-Münzen-Sammler enttarnt, konnten wir die gut viertelstündige Fahrt durch die Stadt mit 4 Euro bezahlen, die wir zufällig dabei hatten…

Samstag – Tequila

snv84405.JPG

Am nächsten Morgen haben wir einen Abstecher ins rund eine Stunde entfernte 40.000 Einwohner-Städtchen Tequila gemacht. Tequila ist nicht gerade die ärmste Stadt Mexikos. Ich kann mir aber nicht erklären, woran das liegt… hat mit dem Export irgendeines mir unbekannten Getränkes zu tun.

Um mehr darüber zu lernen, haben wir „spontan“ zwei Destillerien dieses aus dem Herz der blauen Agave gewonnenen Feuerwassers besichtigt. Dabei haben wir gelernt, dass eine Agave sechs bis acht Jahre wächst, das Herz ca. 150 Kilogramm wiegt und aus einer Pflanze dann rund 12-15 Liter Tequila gewonnen werden können.

Nachdem wir in beiden Brennereien die Verköstigung hinter uns gebracht hatten, war der Tag eigentlich gelaufen… 😉 Denn schließlich mussten wir jeweils die fünf angebotenen Sorten probieren. Denn es wird nicht nur zwischen dem in Deutschland allgemein bekannten weißen und goldenen Tequila unterschieden, sondern noch zwischen weiteren „dunkleren“ Sorten, die jeweils eine gewisse Zeit in Eichenfässern lagern und dadurch einen fast Whiskey-ähnlichen Geschmack bekommen. Durchaus zu empfehlen… 😉

Wo ich schon einmal dabei bin ein bisschen Theorie zu erzählen, kann ich ja auch noch erwähnen, dass etwa 80% der Tequila-Produktion aus dem Bundesstaat Jalisco stammen. Und, dass der im weltweit zweitgrößten Tequila-Markt Deutschland so bekannte Sierra Tequila mit dem roten Hut (75% Marktanteil) diplomatisch ausgedrückt, nicht unbedingt der beste Tequila des Landes ist und industriell in Guadalajara produziert wird.

tequila-2.JPG

Oben: Tequila-Produktion, sowie diverse Abfüllmöglichkeiten: 5 Liter Kanister oder Flaschen in allen erdenklichen Farben und Formen

Unten: México, wie man es sich vorstellt: Staubige Straßen, Sand, Agaven, einsame Eisenbahnschinen (auf dem Weg nach Tequila); zweites Bild: Ja, einen Zócalo mit schöner Kirche gibt es in Tequila auch 😉

tequila.JPG

Sonntag – Guadalajara

Der Sonntag bestand dann in der Erkundung Guadalajaras. Von den 5 Millionen Einwohnern merkt man aber nicht viel, denn die Stadt ist im Vergleich zu Mexiko-City viel beschaulicher und nicht so überfüllt. Da sich die Beschreibungen langsam gleichen, beschränke ich mich mal auf die Stichworte: Historisches Stadtzentrum, Zócalo, Kathedrale, rumlaufen, Fotos machen, interessant, nett, schön… und die Fotos: 😉

guadalajara.JPG

Sonntagnachmittag haben wir dann die erste Etappe der Rückfahrt auf uns genommen und sind in rund dreistündiger Fahrt in den Nachbarstaat Michoacán nach Pátzcuaro gefahren. Pátzcuaro ist ein verschlafener indianischer Ort an einem gleichnamigen See, der angeblich einer der schönsten des Landes sein soll. Naja, das braune und schlammige Wasser hat auf mich jedenfalls keinen schönen Eindruck gemacht. Den Abend haben wir ganz ruhig in dem kleinen Nest verbracht und sind tatsächlich schon mal um 1 Uhr im Bett gewesen. 😉

Am nächsten Morgen sind wir dann zu einer Bootstour auf dem See aufgebrochen, die uns zu einer Insel mit einer riesigen Statue des mexikanischen Unabhängigkeitskämpfer Morelos gebracht hat. Nach dem Aufstieg auf die Erhebung auf der Insel sind wir natürlich auch auf die Statue geklettert, um den Ausblick auf den See zu genießen. War ganz ok, mehr aber auch nicht.

patzcuaro.JPG

Pátzcuaro – Ort und See, bzw. Insel mit Statue

Alles in allem war es aber ein netter Abschluss unserer Reise und da wir alle geschafft waren, von den Erlebnissen der letzten Tage, sind wir auf der Rückfahrt mit dem Boot alle eingeschlafen. 😉

morelia.JPG

Zócalo von Morelia

Danach ging es dann über Morelia, wo wir wirklich nur kurz ins Zentrum gefahren sind, um einen kleinen Eindruck von der Stadt zu bekommen, zurück nach Puebla. 7 Stunden Fahrt, inklusive 2 Stunden Stop-and-go quer durch Mexiko-City haben uns dann den Rest gegeben. Müde, erschöpft, aber auch zufrieden sind wir kurz nach Mitternacht wieder da gewesen und nur noch ins Bett gefallen, bis am Dienstagmorgen um 6:30 Uhr wieder der Wecker geklingelt hat…

Noch ein paar „andere“ Eindrücke unserer Reise… oben der Hinweis aus dem Parkhaus „Schließ Dein Auto mit dem Schlüssel ab“ – mit was denn sonst?, in der Mitte der gute OXXO-Café (vgl. vorherigen Eintrag), der zum Wachwerden optimal ist und unten mexikanisches „Kunsthandwerk“: Ein Schlüsselbrett wie es in jeden guten Haushalt gehört… 😉

snv84485.JPG

Land und Leute – Teil 7 – Pemex, Oxxo und „Castor-Transporte“

April 30th, 2008

Heute gibt es mal ein bisschen „Markenkunde Mexiko“ für Euch… denn es gibt ein paar Dinge, um die kommt man in Mexiko einfach nicht herum, wenn man so viel mit dem Auto unterwegs ist wie wir und dass sind erstens Pemex-Tankstellen und zweitens Oxxos. Jetzt fragt Ihr Euch sicherlich, wie ich darauf komme… das frage ich mich auch gerade, aber ich habe neulich darüber nachgedacht, was noch „typisch für Mexiko“ ist und worüber ich noch nicht geschrieben habe… und das ist mir dazu eingefallen:

PEMEX

PEMEX ist die Tankstelle in Mexiko. Das staatliche Mineralölunternehmen betreibt Tankstellen, die in einem engmaschigen Netz über das ganze Land verteilt sind. Außer sehr sehr wenigen „freien“ Tankstellen, gibt es einfach nichts Anderes. Einen Vorteil hat das Ganze: Egal an welchem Ort und zu welcher Uhrzeit man an die Zapfsäule fährt… man wird immer von den gleichen Dingen erwartet:

1. Zapfsäulen in den Landesfarben rot, grün und weiß…

2. Tankwarte mit olivgrünen Overalls, die mit einem Lappen in der Hand winken und damit signalisieren, dass „ihre“ Zapfsäule noch frei ist…

3. sowie: Immer und überall der gleiche Preis. Im Januar lag er bei 7,03 Pesos pro Liter, später ist er dann Schritt für Schritt gestiegen und inzwischen liegt er bei 7,10 Pesos pro Liter (seit ungefähr fünf Wochen). Das sind mit Berücksichtigung der Wechselkursschwankungen etwa 0,42 bis 0,44 Euro pro Liter. Damit kann man leben… allerdings verleitet dieser Preis natürlich auch nicht gerade zum sparsamen Fahren… aber über das Umweltbewusstsein habe ich mich ja bereits ausgelassen. 😉

snv82153.JPG
Wie bei vielen Dingen in México gewöhnt man sich auch beim Tanken eine gewisse „Bequemlichkeit“ an. Denn man muss nie aussteigen, alles wird erledigt. Neben dem Tanken hat ein „durchschnittlicher“ Tankwart noch das Putzen der Windschutzscheibe und das Kontrollieren des Ölstandes im „Repertoire“, was dann aber dementsprechend ein höheres Trinkgeld erfordert. Meistens besteht die einzige Dienstleistung aber daraus, das Auto mit dem guten „Magna“ (die Standardbenzinsorte) betanken zu lassen. Nur verwundert es nicht, dass bei 87 Oktan die Motoren nicht mehr so unbedingt mitspielen wollen… (vgl. Eintrag vom 1. April – zweiter Teil 🙂 )

OXXO

Eine weitere Besonderheit in Mexiko, um die man einfach nicht „herumkommt“ ist der OXXO. Diese landesweit vertretene „Supermarkt“-Kette, deren Läden rund um die Uhr geöffnet haben, lässt sich am Besten als „Tankstellenshop“ ohne Tankstelle beschreiben – auch wenn man sich die Preise ansieht. Es ist halt etwas teurer, aber man bekommt immer und zu jeder Uhrzeit was man will: Kaffe, kalte Getränke (alkoholisch* und unalkoholisch), kleine Snacks, Süßigkeiten, Chips, fertig belegte Sandwiches (Mikrowellen stehen immer bereit), Tabakwaren und sogar die wichtigsten Medikamente.

*Hinweis: Mit alkoholischen Getränken sollte man sich in der Öffentlichkeit allerdings nicht zeigen. In dieser Hinsicht sind die Mexikaner den „hassgeliebten Gringos“ doch ähnlicher als man denkt.

Außerdem kann man beim OXXO auch seine Telefonkarten aufladen, seine Strom- und Wasserrechnung bezahlen und bestimmt noch viel mehr machen, was ich noch gar nicht rausgefunden habe. Der OXXO ist gerade in kleineren Dörfern meist der Mittelpunkt des Ortes (neben dem Zócalo versteht sich). In Puebla und anderen größeren Städten gibt es aber eine gefühlte OXXO-Dichte von einem Laden pro 100 Einwohner.
Der OXXO eignet sich auch hervorragend zur Wegbeschreibung (z.B. beim Taxifahrer): „Wir wohnen ganz in der Nähe von einem Oxxo“ oder „hinter dem nächsten Oxxo noch 100 Meter geradeaus und dann links“. Das sind die „Klassiker“ eines jeden Abends, der mit verwirrten Blicken und hilflosem herumirren durch die Stadt endet. „War es der Oxxo am Anfang oder am Ende der Straße? Moment, dahinten ist ja noch einer…“

snv82075.JPG

Nicht so häufig, aber durchaus mit gewisser Regelmäßigkeit sieht man einen Castor-Transport in México. Ok, hier ist es eine Spedition, aber als ich zum ersten Mal so einen LKW habe auf der Autobahn wenden sehen, wurde mir doch ein bisschen mulmig… 😉

snv83041.JPG

Schon wieder frei…

Es tut mir sehr leid, aber wir haben schon wieder fünf Tage frei. Ja, ich weiß – es hört sich wirklich so an, als würden wir hier nie arbeiten… aber dass kann man so nicht sagen. Vom 1. Mai bis 5. Mai (der 2. Mai ist „unverschämterweise“ ein offizieller „Brückentag“ und der 5. Mai ein lokaler Feiertag im Bundesstaat Puebla) besteht die einmalige Möglichkeit, uns noch ein bisschen im „Mittleren Westen“ Mexikos umzusehen. Nach langem hin und her – denn die Entscheidung nicht nochmal ans Wasser zu fahren ist nicht leicht gefallen – können wir uns ganz gut mit der Idee anfreunden. Geplante Ziele sind unter Anderem Guanajuato, Guadalajara und Tequila. Für mich ist es schon eine erste „Abschiedstour“, denn so langsam neigt sich meine Zeit in México dem Ende entgegen. Ich bin nur noch einen Monat hier und habe noch ganze 9 Arbeitstage vor mir…

Ich hoffe es geht diesmal alles mit den Autos gut und es passieren nicht wieder irgendwelche anderen unschönen Dinge. So oder so, werde ich Mitte der kommenden Woche evtl. wieder etwas Spannendes zu berichten haben. Also, bis dann und ein schönes Wochenende!

Ausflug nach Morelos – ein kurzer Bericht vom Wochenende

April 29th, 2008

Dieser Bericht fällt aus dem einfachen Grund recht kurz aus, da wir nur am Sonntag etwas unternommen haben. Am Freitag sind wir mal wieder in Cholula weggewesen, so dass wir am Samstag alle ein bisschen Schlaf brauchten und uns nur noch am Nachmittag zum Grillen bei uns im WG-Hof zusammenraffen konnten.

Am Sonntag haben wir dafür eine schöne Ausflugstour in den Bundesstaat Morelos gemacht, der südlich von México-City liegt. Um 8 Uhr ging es zeitig los und wir haben als erstes Ziel Cuautla angesteuert, eine kleine Stadt in der Nähe von Cuernavaca. Da wir nicht viel Zeit verlieren wollten und die Stadt auf den ersten Blick nicht allzuviel zu bieten hatte, haben wir unsere Fahrt bald fortgesetzt zur Hacienda von Cocoyoc. Dieses alte Anwesen mit zugehöriger Parkanlage ist heute zu einem Hotel umgebaut worden und bietet wohl eine der schönsten Hotelanlagen in ganz México. Das sagt zumindest der Reiseführer und da ich keinen Vergleich habe, kann ich nur sagen: Ja, es ist ganz nett. Wir haben uns erst ein bisschen auf dem Gelände umgesehen, auf dem es unter anderem vier Swimming-Pools, einen Golfplatz und unzählige Privathäuser gibt und dann ein richtig leckeres Frühstück im Restaurant der Hacienda eingenommen. Hier ein paar Eindrücke:

snv83828.JPG

Also, falls Ihr mal ein schönes Hotel in México braucht… ich weiß jetzt, wo es sich lohnt! 😉

Nach dem Essen sind wir ein paar Kilometer weiter gefahren bis nach Las Estacas, einem sogenannten Natur-Wasserpark. Das Ganze ist eigentlich so etwas, wie ein riesiges Freibad. Allerdings schwimmt man in einem natürlichen Flusslauf durch den Wald. Für mexikanische Verhältnisse ist das Wasser richtig sauber gewesen und man konnte sogar bis auf den Grund sehen. Richtig warm ist der kleine Fluss nicht gewesen, so dass das Wasser wirklich mal schön erfrischend war… So haben wir den Nachmittag abwechselnd im Wasser oder auf einer der Liegewiesen in der Sonne verbracht, um uns wieder aufzuwärmen. Das war durchaus angenehm und entspannend und mal was Anderes als immer nur Meer… 😉

snv83879.JPG

Gegen 18 Uhr sind wir dann zurück nach Puebla aufgebrochen und waren rund zwei Stunden später wieder zu Hause. Ach ja… und es folgt zum Schluss noch ein Bild von der Hinfahrt nach Cuautla, Cocoyoc und Las Estacas, das ich mal unkommentiert lasse 😉 :

snv83812.JPG

So sah der Popo vor guten 38 Stunden aus – ich hab ein bisschen Angst…

Ein Abend beim Beisbol…

April 25th, 2008

Wo??? Heißt das nicht Baseball? Eigentlich schon, aber wenn ein Mexikaner Baseball so aussprechen will, so dass es sich wie Baseball anhört, muss er Beisbol lesen – so einfach ist das!

Baseball ist eine der beliebtesten Sportarten in den USA und das hat wohl auch „über die Grenze“ abgefärbt. Denn „Beisbol“ ist nach Fußball die beliebteste Sportart in México und in der „Liga de Beisbol“ spielen 16 Mannschaften.

Natürlich kannte niemand die Regeln so richtig, aber wir hatten trotzdem unseren Spaß. Stück für Stück haben wir uns das Geschehen auf dem Spielfeld dann selbst erklärt. Interessant war es auf jeden Fall, auch wenn es ein sehr „träger“ Sport ist, wie ich finde. Ich wusste bisher, was „die schnellste Mannschaftssportart der Welt“ ist, jetzt kenne ich auch die „langsamste“… Nein, im Ernst: So ein Baseball-Spiel hat zwar recht wenig Spannung zu bieten, aber es ist „unterhaltsam“. Genau das richtige für Popcorn- und Hot-Dog-essendes amerikanisches Publikum. In México sind es dann halt Cemitas und Cacahuates, aber prinzipiell ist es wohl das Gleiche.

snv83710.JPG

Tja, was soll ich sagen, es ist wohl die perfekte Sportart für einen Samstag- oder Sonntagnachmittag, an dem man die Füße hochlegt und entspannt zusieht. Leider war es bei uns kein sonniger Nachmittag, sondern der gestrige Donnerstagabend und da sich so langsam die kommende Regenzeit bemerkbar macht, wurde das Spiel für eine gute Dreiviertelstunde unterbrochen, weil es so stark geregnet hat. Da kann man halt nichts machen.

Ach übrigens, Puebla hat leider verloren (was aber in Anbetracht des sowieso „emotionslosen“ Spielverlaufs überhaupt nicht so tragisch war 😉 ). Nach sieben „Innings“ und nach knapp 4 Stunden Spielzeit, stand es dann 0 – 5 für die gegnerische Mannschaft, die aus irgendeinem kleinen Kaff im Norden Mexikos zwischen Chihuahua und Monterrey kam. Naja, genug geschrieben, hier ein paar Eindrücke vom Regen und vom gestriegen Spiel…

snv83690.JPG

Und falls Ihr Euch jetzt wieder fragt, wie ich auf diese Idee gekommen bin… hey, in Deutschland bewege ich mich kein Stück und hier spiele ich Volleyball, Basketball und Fussball… warum soll ich mir nicht auch mal ein Baseballspiel ansehen??? Und da es Teil der „mexikanischen Kultur“ ist, haben wir gleichzeitig wieder ein bisschen „Landeskunde“ betrieben… 😉

Cuetzalan und Teotihuacán

April 23rd, 2008

Samstag – ein Ausflug ins Bergdorf Cuetzalan

Mexiko von einer anderen Seite – so haben wir den vergangenen Samstag erlebt. Cuetzalan ist ein kleines Dorf ganz im Norden des Bundesstaates Puebla, mitten in der Sierra Madre Oriental, etwa 2-einhalb bis drei Stunden von Cholula entfernt.

Früh morgens ging es deshalb bei strahlend blauem Himmel los, bis wir etwa 30 Kilometer vor dem Ort in dichte und endlose Nebelschwaden hineinfuhren. Am Anfang noch hoffend, dass sich das Wetter bald ändern würde, wurde uns bald klar, dass es hier selten anders sein dürfte. Dick mit Moosen behangene Bäume waren gute Hinweise dafür, dass dieses feuchtwarme Klima (immerhin hatten wir 20°C) der Normalfall ist.

snv83355.JPG

Am Zócalo von Cuetzalan

Der Ort ist nicht nur von zahlreichen Kaffeeplantagen umgeben, sondern auch von vielen Ortschaften der Indígenas, weswegen Cuetzalan ein reger Handelsplatz für die Waren der indigenen Bevölkerung ist. Auf einem kleinen Markt werden allerlei Handwerksprodukte verkauft, aber auch Obst und Gemüse… eben alles was man auf einem mexikanischen Markt erwartet. 😉

Nach unserer Ankunft haben wir uns im dichten Nebel und immer stärker werdendem Nieselregen ein bisschen am Zócalo und den kleinen Kopfsteinpflaster-Gässchen im „Ortskern“ umgesehen.

snv83339.JPG

Nachdem wir das erste Mal richtig nass waren, haben wir dann noch zwei Ziele ausserhalb des Ortes angesteuert. Zum einen haben wir eine Höhle besichtigt, die zum angeblich umfangreichsten Höhlensystem ganz Lateinamerikas gehört. Unter der knapp zweistündigen Tour sollte man sich allerdings keinen Spaziergang vorstellen. Ich würde mal denken, dass in Deutschland eine vergleichbare Tour unmöglich wäre. Über schlammige und glitschige Steine ging es Stück für Stück hinab in den Berg. Selbstverständlich war dieser „Weg“ durch nichts abgesichert. Unterwegs konnte man an lustigen Felsformationen anhalten, die aussahen wie Tiere oder Gesichter von Menschen oder einen Schluck frisches Quellwasser trinken. Dann ging es wieder mal über wackelige Felsbrocken ein paar Meter weitere hinunter. Stellenweise waren Seile gespannt, an anderen Stellen hätte man auch gut und gerne ein paar Meter in die Tiefe stürzen können, wenn der Schlamm das Gleichgewicht besiegt hätte… 😉 Aber es war eine sehr interessante und lohnenswerte Tour, so dass das „bisschen Abenteuer“ durchaus in Kauf genommen werden konnte. 😉

snv83378.JPG

Im Anschluss daran haben wir uns noch den Wasserfall von Las Brisas angesehen. Mitten im dichten Wald versteckt und nur über einen schlammigen und lehmigen Weg zu erreichen, ist der ca. 30 Meter hohe Wasserfall ein schönes Naturschauspiel. Der etwa 30-minütige Abstieg war nicht weniger ungefährlich wie der Höhlenausflug, aber auch hier muss ich sagen: Es hat sich gelohnt. Viel mehr beschreiben kann ich gar nicht, schaut Euch einfach die Bilder an. Es war jedenfalls ein lohnender Abschluss des Tages und nachdem wir wirklich komplett durchnässt waren, ging es dann am späten Nachmittag zurück in Richtung Puebla.

snv83426.JPG


Sonntag – Teotihuacán

Ein starker Gegensatz zum Samstag war unser Sonntagsausflug. Bei blauem Himmel und in nicht enden wollendem Sonnenschein haben wir uns die Pyramidenanlage von Teotihuacan angesehen, etwa 40-50 Kilometer nordöstlich von Mexiko-Stadt. Das heutige UNESCO-Weltkulturerbe war einmal das bedeutendste Kultur-, Wirtschafts- und Militärzentrum, sowie die größte Stadt des alten Amerikas und hatte geschätzte 200.000 Einwohner (zwischen 200-500 n.Chr.). Zu dieser Zeit dürfte es auch eine der größten Städte der Welt gewesen sein [ein würdiger „Vorgänger“ für D.F.] Mehr als die Hälfte der riesigen Gesamtanlage (über 20 Quadratkilometer) sind immer noch unerforscht und nicht freigelegt. Doch das, was zu sehen ist, beeindruckt auch so.

snv83594.JPG

Überblick über die Ruinenstätte – von der „Mondpyramide“ auf die „Straße der Toten“

Nach wie vor ist es ein Rätsel, welcher Volksstamm Teotihuacan erbaut hat, welche Sprache diese Menschen sprachen, wie sie die Stadt genannt haben und warum diese hochentwickelte Kultur, die eine symmetrisch so exakte Anlage errichten konnte, so einfach verschwand. Die Azteken haben Teotihuacan zu einem mystischen Ort erklärt, der von übernatürlichen Wesen errichtet worden sein muss, weil sie sich nicht erklären konnten, wie eine solche Anlage errichtet werden konnte (Teotihuacan – heißt auf aztekisch „Heimat derer, die zu Göttern werden“).

Die Hauptachse Teotihuacans, die Straße der Toten, zählt zu den längsten städtischen Achsen der Menschheitsgeschichte. An ihr sind zahlreiche kleinere Tempel, Treppenpyramiden oder einfache Bauten errichtet, die z.B. als Wohnhäuser gedient haben sollen. Die gesamte Anlage wird jedoch von der Sonnen- und der Mondpyramide „überschattet“, die das Bild der Ruinenstätte prägen. Vor beiden befinden sich riesige Zeremonial- und Ritualplätze, jedoch ist unklar, welche religiöse Bedeutung sie einst hatten.

Die Sonnenpyramide mit Seitenlängen von 225 Metern und einer Höhe von 70 Metern (mit einem nahezu exakten Neigungswinkel von 45° und einem Volumen von 1,1 Millionen Kubikmetern) ist eines der beeindruckendsten Bauwerke, das ich je gesehen habe. Die exakte Ausrichtung der vier Seiten zum Lauf der Sonne mit Übereinstimmung der „Fluchtlinien“ beweist die astronomischen und mathematischen Kenntnisse der Erbauer. Am Tag der Sommersonnenwende geht die Sonne genau gegenüber der Frontseite unter. Die Pyramide ist, nach der nicht als solche erkennbaren Pyramide von Cholula, die zweitgrößte Amerikas (drittgrößte der Welt) und natürlich ist die Aussicht von ganz oben äußerst beeindruckend.

snv83540.JPG

Auf der Sonnenpyramide

Die Mondpyramide ist 45 Meter hoch, wobei man nur auf eine erste Plattform steigen kann, die jedoch einen schönen Ausblick auf die gesamte Anlage ermöglicht. Der obere Teil der Pyramide ist derzeit aufgrund von Restaurierungsarbeiten gesperrt. Erst vor kurzem hat man sowohl eine Grabkammer mit wertvollen Grabbeigaben entdeckt, als auch 17 Totenschädel von Geopferten, von deren Analyse man sich mehr Informationen über das „wann, wie und warum“ von Teotihuacan erhofft.

snv83567.JPG

Ausblick auf die Mondpyramide

Alles in allem war der Ausflug hierher höchst interessant und es war durchaus mal wieder eine gelungene Abwechslung ein paar „langweilige Steine“ anzusehen… da haben wir mal wieder was gelernt! Und damit Ihr mir auch glaubt, dass ich wirklich da war, zum Schluss noch ein Beweisfoto 😉

snv83600.JPG

Neues vom Spocht

Sonst gibt es nur noch zu berichten, dass wir am Freitagabend im elften Versuch unser zweites Fußballspiel gewonnen haben. Ich glaube das lag an den Trikots, die jetzt endlich mal eingetroffen sind. Als Vorletzte konnten wir uns durch den 7:1-Sieg gegen den Tabellenletzten auf den drittletzten Platz vorarbeiten… ich glaub da geht noch was!!! 😉

Auch hier folgt noch ein Beweisfoto. Ich hab mich mal vorsichtshalber „markiert“, nicht damit Ihr mich noch mit irgendjemandem verwechselt…

equipo.JPG

Land und Leute – Teil 6 – Staub, Abgase, Müll, Qualm, Feuer, Feuerwerk, Lärm, Eruptionen, Erdbeben…

April 16th, 2008

Da ich das letzte Wochenende zu Hause verbracht habe, kann ich leider nichts Neues berichten. Also lasse ich die gute alte Land-und-Leute-Rubrik wieder aufleben… denn ich kann es mir nicht nehmen lassen, etwas dazu zu sagen, wie gesund man doch hier leben kann: Gesundheit? Lärmschutz?? Umweltschutz???… die Liste unbekannter Fremdwörter in México ist lang. Jedenfalls gibt es für keines dieser Wörter eine überzeugende „Übersetzung“ in den Alltag. 😉

Dazu eine kleine Geschichte: Jeden Morgen fährt ein Pick-Up durch die Straßen von Cholula, von dessen Ladefläche aus frisches Obst verkauft wird. Ein enormer Lautsprecher beschallt dabei die gesamte Umgebung lautstark mit dem immer wieder kehrenden Werbespruch und dazu passender Musik. Unterbrochen wird diese beschauliche Morgenidylle etwa jeden dritten Tag durch Feuerwerk hier im Ort, das sowohl am Nachmittag, als auch um 2 Uhr nachts oder um 6 Uhr am Morgen seinen Höhepunkt erreicht haben kann. Wieder einmal wird einer der zahlreichen Schutzheiligen mit Riesenböllern gefeiert, deren Lautstärke sogar auf polnischen Feuerwerks-Schwarzmärkten Aufsehen erregen würde.

Da stört es schon fast gar nicht, wenn mal wieder ein LKW mit zwei Auspuffen groß wie Abflussrohre vorbeifährt und beim Beschleunigen eine Klangfontäne ausstösst, die jeden startenden Düsenjet in den Schatten stellt. Die riesigen schwarzgrauen Abgaswolken, die in den Häuserschluchten verteilt werden, senken sich bedrohlich langsam herab und vermischen sich langsam mit dem aufsteigenden Qualm der brennenden Böschung, die sich einfach so mal wieder entzündet hat.

Ich glaube die Messgeräte, die in Deutschland zur Bestimmung der Feinstaubbelastung benutzt werden, könnten hier gar nicht eingesetzt werden, weil ständig das obere Ende der Skala erreicht wäre. „Lungenfreundlich“ ist die Luft hier ganz bestimmt nicht. Doch nicht nur die brennende Böschung, die glimmenden Felder oder andere lodernde Feuerwalzen rufen ein beißendes Kratzen in den Atemwegen hervor. Oft wird auch einfach der Müll verbrannt, der im Laufe des Tages anfällt (und das ist nicht wenig!). Dabei ist es egal, ob zur Verbrennung eine Feuertonne verwendet wird oder einfach ein kleiner Haufen am Straßenrand angehäuft wird. Wichtig ist, dass so viel Kunststoff oder Gummi wie möglich mit verbrannt wird, denn nur dann ist es ein echtes mexikanisches Feuer. Und Kinder merkt Euch: Zum Anzünden eignen sich immer ein paar leere PET-Flaschen!

Nicht nur unterwegs oder am Straßenrand sieht man ständig irgendwo Rauchsäulen aufsteigen oder riesige schwarze Flächen, die komplett verkohlt sind, sondern auch zu Hause dringt ab und zu beißender Qualm in mein Zimmer. Gerade jetzt ist es auch wieder so, aber ich will gar nicht wissen, was dort wieder brennt. Ich hab schon alle Fenster geschlossen, aber es zieht trotzdem durch die Ritzen…

snv82161.JPG

Fenster zu, Klimaanlage aus, Umluft an – und durch (man entwickelt Routine)!

Wenn der Müll nicht verbrannt wird, kann man ihn auch einfach aus dem Autofenster entsorgen. Kaum eine größere Straße ist nicht von Plastikflaschen, Pappkartons, Getränkedosen, Plastiktüten oder sonstigem Müll gesäumt. Doch nicht nur der Müll, die Abgase und die Verbrennungsrückstände machen zu schaffen, auch die extrem trockene Luft hier in der Höhenlage, gepaart mit einer sehr hohen Staubdichte sind nicht gerade angenehm für die Schleimhäute. Wenn man ein frischgewaschenes Auto abends abstellt (einmal monatlich „müssen“ wir unsere Autos für eine kleine Inspektion waschen), kann man mit Sicherheit davon ausgehen, dass am nächsten Morgen eine dicke Staubschicht darauf zu finden ist. Denn zu guter Letzt spuckt auch der Popo tagtäglich seine Rauchwolke in die Luft, die vom Wind meist im ganzen Hochtal von Puebla verteilt wird.

snv83256.JPG

Der Popo am Abend – na was spuckt der denn wieder?

Apropos Popo, ein paar weitere „natürliche Umweltbelastungen“ gibt es ja auch noch, auch wenn sich diese nicht in den Atemwegen oder durch Ohrensausen bemerkbar machen: Erdbeben und Vulkanausbrüche. Nicht umsonst wird in öffentlichen Gebäuden, z.B. im VW-Werk, aber auch in Diskotheken oder Supermärkten mit Hinweisschildern darauf vorbereitet, wie man sich im Fall eines Erdbebens verhalten soll. Dazu gibt es ein gemeinsames Schild für das Verhalten im Brandfall (auch aus Deutschland bekannt), das um ein paar Hinweise für den Fall „wackelnder Erde“ erweitert ist. Seit ich hier bin, hat es schon zwei Erdbeben gegeben, wobei ich zugeben muss, dass ich davon nichts mitbekommen habe. Muss ja auch nicht unbedingt sein.

Da gehe ich lieber wieder raus zum Obstverkäufer und kaufe eine von Ruß- und Feinstaubpartikeln überzogene Orange. Auf die Plastiktüte verzichte ich, die kann jemand anders verbrennen… mit meinem letzten Streichholz habe ich vor kurzem den TNT-Böller vor einer Kirche gezündet, um der Jungfrau von Guadalupe zu gedenken. 😉