Archive for April, 2008

Land und Leute – Teil 7 – Pemex, Oxxo und „Castor-Transporte“

Mittwoch, April 30th, 2008

Heute gibt es mal ein bisschen „Markenkunde Mexiko“ für Euch… denn es gibt ein paar Dinge, um die kommt man in Mexiko einfach nicht herum, wenn man so viel mit dem Auto unterwegs ist wie wir und dass sind erstens Pemex-Tankstellen und zweitens Oxxos. Jetzt fragt Ihr Euch sicherlich, wie ich darauf komme… das frage ich mich auch gerade, aber ich habe neulich darüber nachgedacht, was noch „typisch für Mexiko“ ist und worüber ich noch nicht geschrieben habe… und das ist mir dazu eingefallen:

PEMEX

PEMEX ist die Tankstelle in Mexiko. Das staatliche Mineralölunternehmen betreibt Tankstellen, die in einem engmaschigen Netz über das ganze Land verteilt sind. Außer sehr sehr wenigen „freien“ Tankstellen, gibt es einfach nichts Anderes. Einen Vorteil hat das Ganze: Egal an welchem Ort und zu welcher Uhrzeit man an die Zapfsäule fährt… man wird immer von den gleichen Dingen erwartet:

1. Zapfsäulen in den Landesfarben rot, grün und weiß…

2. Tankwarte mit olivgrünen Overalls, die mit einem Lappen in der Hand winken und damit signalisieren, dass „ihre“ Zapfsäule noch frei ist…

3. sowie: Immer und überall der gleiche Preis. Im Januar lag er bei 7,03 Pesos pro Liter, später ist er dann Schritt für Schritt gestiegen und inzwischen liegt er bei 7,10 Pesos pro Liter (seit ungefähr fünf Wochen). Das sind mit Berücksichtigung der Wechselkursschwankungen etwa 0,42 bis 0,44 Euro pro Liter. Damit kann man leben… allerdings verleitet dieser Preis natürlich auch nicht gerade zum sparsamen Fahren… aber über das Umweltbewusstsein habe ich mich ja bereits ausgelassen. 😉

snv82153.JPG
Wie bei vielen Dingen in México gewöhnt man sich auch beim Tanken eine gewisse „Bequemlichkeit“ an. Denn man muss nie aussteigen, alles wird erledigt. Neben dem Tanken hat ein „durchschnittlicher“ Tankwart noch das Putzen der Windschutzscheibe und das Kontrollieren des Ölstandes im „Repertoire“, was dann aber dementsprechend ein höheres Trinkgeld erfordert. Meistens besteht die einzige Dienstleistung aber daraus, das Auto mit dem guten „Magna“ (die Standardbenzinsorte) betanken zu lassen. Nur verwundert es nicht, dass bei 87 Oktan die Motoren nicht mehr so unbedingt mitspielen wollen… (vgl. Eintrag vom 1. April – zweiter Teil 🙂 )

OXXO

Eine weitere Besonderheit in Mexiko, um die man einfach nicht „herumkommt“ ist der OXXO. Diese landesweit vertretene „Supermarkt“-Kette, deren Läden rund um die Uhr geöffnet haben, lässt sich am Besten als „Tankstellenshop“ ohne Tankstelle beschreiben – auch wenn man sich die Preise ansieht. Es ist halt etwas teurer, aber man bekommt immer und zu jeder Uhrzeit was man will: Kaffe, kalte Getränke (alkoholisch* und unalkoholisch), kleine Snacks, Süßigkeiten, Chips, fertig belegte Sandwiches (Mikrowellen stehen immer bereit), Tabakwaren und sogar die wichtigsten Medikamente.

*Hinweis: Mit alkoholischen Getränken sollte man sich in der Öffentlichkeit allerdings nicht zeigen. In dieser Hinsicht sind die Mexikaner den „hassgeliebten Gringos“ doch ähnlicher als man denkt.

Außerdem kann man beim OXXO auch seine Telefonkarten aufladen, seine Strom- und Wasserrechnung bezahlen und bestimmt noch viel mehr machen, was ich noch gar nicht rausgefunden habe. Der OXXO ist gerade in kleineren Dörfern meist der Mittelpunkt des Ortes (neben dem Zócalo versteht sich). In Puebla und anderen größeren Städten gibt es aber eine gefühlte OXXO-Dichte von einem Laden pro 100 Einwohner.
Der OXXO eignet sich auch hervorragend zur Wegbeschreibung (z.B. beim Taxifahrer): „Wir wohnen ganz in der Nähe von einem Oxxo“ oder „hinter dem nächsten Oxxo noch 100 Meter geradeaus und dann links“. Das sind die „Klassiker“ eines jeden Abends, der mit verwirrten Blicken und hilflosem herumirren durch die Stadt endet. „War es der Oxxo am Anfang oder am Ende der Straße? Moment, dahinten ist ja noch einer…“

snv82075.JPG

Nicht so häufig, aber durchaus mit gewisser Regelmäßigkeit sieht man einen Castor-Transport in México. Ok, hier ist es eine Spedition, aber als ich zum ersten Mal so einen LKW habe auf der Autobahn wenden sehen, wurde mir doch ein bisschen mulmig… 😉

snv83041.JPG

Schon wieder frei…

Es tut mir sehr leid, aber wir haben schon wieder fünf Tage frei. Ja, ich weiß – es hört sich wirklich so an, als würden wir hier nie arbeiten… aber dass kann man so nicht sagen. Vom 1. Mai bis 5. Mai (der 2. Mai ist „unverschämterweise“ ein offizieller „Brückentag“ und der 5. Mai ein lokaler Feiertag im Bundesstaat Puebla) besteht die einmalige Möglichkeit, uns noch ein bisschen im „Mittleren Westen“ Mexikos umzusehen. Nach langem hin und her – denn die Entscheidung nicht nochmal ans Wasser zu fahren ist nicht leicht gefallen – können wir uns ganz gut mit der Idee anfreunden. Geplante Ziele sind unter Anderem Guanajuato, Guadalajara und Tequila. Für mich ist es schon eine erste „Abschiedstour“, denn so langsam neigt sich meine Zeit in México dem Ende entgegen. Ich bin nur noch einen Monat hier und habe noch ganze 9 Arbeitstage vor mir…

Ich hoffe es geht diesmal alles mit den Autos gut und es passieren nicht wieder irgendwelche anderen unschönen Dinge. So oder so, werde ich Mitte der kommenden Woche evtl. wieder etwas Spannendes zu berichten haben. Also, bis dann und ein schönes Wochenende!

Ausflug nach Morelos – ein kurzer Bericht vom Wochenende

Dienstag, April 29th, 2008

Dieser Bericht fällt aus dem einfachen Grund recht kurz aus, da wir nur am Sonntag etwas unternommen haben. Am Freitag sind wir mal wieder in Cholula weggewesen, so dass wir am Samstag alle ein bisschen Schlaf brauchten und uns nur noch am Nachmittag zum Grillen bei uns im WG-Hof zusammenraffen konnten.

Am Sonntag haben wir dafür eine schöne Ausflugstour in den Bundesstaat Morelos gemacht, der südlich von México-City liegt. Um 8 Uhr ging es zeitig los und wir haben als erstes Ziel Cuautla angesteuert, eine kleine Stadt in der Nähe von Cuernavaca. Da wir nicht viel Zeit verlieren wollten und die Stadt auf den ersten Blick nicht allzuviel zu bieten hatte, haben wir unsere Fahrt bald fortgesetzt zur Hacienda von Cocoyoc. Dieses alte Anwesen mit zugehöriger Parkanlage ist heute zu einem Hotel umgebaut worden und bietet wohl eine der schönsten Hotelanlagen in ganz México. Das sagt zumindest der Reiseführer und da ich keinen Vergleich habe, kann ich nur sagen: Ja, es ist ganz nett. Wir haben uns erst ein bisschen auf dem Gelände umgesehen, auf dem es unter anderem vier Swimming-Pools, einen Golfplatz und unzählige Privathäuser gibt und dann ein richtig leckeres Frühstück im Restaurant der Hacienda eingenommen. Hier ein paar Eindrücke:

snv83828.JPG

Also, falls Ihr mal ein schönes Hotel in México braucht… ich weiß jetzt, wo es sich lohnt! 😉

Nach dem Essen sind wir ein paar Kilometer weiter gefahren bis nach Las Estacas, einem sogenannten Natur-Wasserpark. Das Ganze ist eigentlich so etwas, wie ein riesiges Freibad. Allerdings schwimmt man in einem natürlichen Flusslauf durch den Wald. Für mexikanische Verhältnisse ist das Wasser richtig sauber gewesen und man konnte sogar bis auf den Grund sehen. Richtig warm ist der kleine Fluss nicht gewesen, so dass das Wasser wirklich mal schön erfrischend war… So haben wir den Nachmittag abwechselnd im Wasser oder auf einer der Liegewiesen in der Sonne verbracht, um uns wieder aufzuwärmen. Das war durchaus angenehm und entspannend und mal was Anderes als immer nur Meer… 😉

snv83879.JPG

Gegen 18 Uhr sind wir dann zurück nach Puebla aufgebrochen und waren rund zwei Stunden später wieder zu Hause. Ach ja… und es folgt zum Schluss noch ein Bild von der Hinfahrt nach Cuautla, Cocoyoc und Las Estacas, das ich mal unkommentiert lasse 😉 :

snv83812.JPG

So sah der Popo vor guten 38 Stunden aus – ich hab ein bisschen Angst…

Ein Abend beim Beisbol…

Freitag, April 25th, 2008

Wo??? Heißt das nicht Baseball? Eigentlich schon, aber wenn ein Mexikaner Baseball so aussprechen will, so dass es sich wie Baseball anhört, muss er Beisbol lesen – so einfach ist das!

Baseball ist eine der beliebtesten Sportarten in den USA und das hat wohl auch „über die Grenze“ abgefärbt. Denn „Beisbol“ ist nach Fußball die beliebteste Sportart in México und in der „Liga de Beisbol“ spielen 16 Mannschaften.

Natürlich kannte niemand die Regeln so richtig, aber wir hatten trotzdem unseren Spaß. Stück für Stück haben wir uns das Geschehen auf dem Spielfeld dann selbst erklärt. Interessant war es auf jeden Fall, auch wenn es ein sehr „träger“ Sport ist, wie ich finde. Ich wusste bisher, was „die schnellste Mannschaftssportart der Welt“ ist, jetzt kenne ich auch die „langsamste“… Nein, im Ernst: So ein Baseball-Spiel hat zwar recht wenig Spannung zu bieten, aber es ist „unterhaltsam“. Genau das richtige für Popcorn- und Hot-Dog-essendes amerikanisches Publikum. In México sind es dann halt Cemitas und Cacahuates, aber prinzipiell ist es wohl das Gleiche.

snv83710.JPG

Tja, was soll ich sagen, es ist wohl die perfekte Sportart für einen Samstag- oder Sonntagnachmittag, an dem man die Füße hochlegt und entspannt zusieht. Leider war es bei uns kein sonniger Nachmittag, sondern der gestrige Donnerstagabend und da sich so langsam die kommende Regenzeit bemerkbar macht, wurde das Spiel für eine gute Dreiviertelstunde unterbrochen, weil es so stark geregnet hat. Da kann man halt nichts machen.

Ach übrigens, Puebla hat leider verloren (was aber in Anbetracht des sowieso „emotionslosen“ Spielverlaufs überhaupt nicht so tragisch war 😉 ). Nach sieben „Innings“ und nach knapp 4 Stunden Spielzeit, stand es dann 0 – 5 für die gegnerische Mannschaft, die aus irgendeinem kleinen Kaff im Norden Mexikos zwischen Chihuahua und Monterrey kam. Naja, genug geschrieben, hier ein paar Eindrücke vom Regen und vom gestriegen Spiel…

snv83690.JPG

Und falls Ihr Euch jetzt wieder fragt, wie ich auf diese Idee gekommen bin… hey, in Deutschland bewege ich mich kein Stück und hier spiele ich Volleyball, Basketball und Fussball… warum soll ich mir nicht auch mal ein Baseballspiel ansehen??? Und da es Teil der „mexikanischen Kultur“ ist, haben wir gleichzeitig wieder ein bisschen „Landeskunde“ betrieben… 😉

Cuetzalan und Teotihuacán

Mittwoch, April 23rd, 2008

Samstag – ein Ausflug ins Bergdorf Cuetzalan

Mexiko von einer anderen Seite – so haben wir den vergangenen Samstag erlebt. Cuetzalan ist ein kleines Dorf ganz im Norden des Bundesstaates Puebla, mitten in der Sierra Madre Oriental, etwa 2-einhalb bis drei Stunden von Cholula entfernt.

Früh morgens ging es deshalb bei strahlend blauem Himmel los, bis wir etwa 30 Kilometer vor dem Ort in dichte und endlose Nebelschwaden hineinfuhren. Am Anfang noch hoffend, dass sich das Wetter bald ändern würde, wurde uns bald klar, dass es hier selten anders sein dürfte. Dick mit Moosen behangene Bäume waren gute Hinweise dafür, dass dieses feuchtwarme Klima (immerhin hatten wir 20°C) der Normalfall ist.

snv83355.JPG

Am Zócalo von Cuetzalan

Der Ort ist nicht nur von zahlreichen Kaffeeplantagen umgeben, sondern auch von vielen Ortschaften der Indígenas, weswegen Cuetzalan ein reger Handelsplatz für die Waren der indigenen Bevölkerung ist. Auf einem kleinen Markt werden allerlei Handwerksprodukte verkauft, aber auch Obst und Gemüse… eben alles was man auf einem mexikanischen Markt erwartet. 😉

Nach unserer Ankunft haben wir uns im dichten Nebel und immer stärker werdendem Nieselregen ein bisschen am Zócalo und den kleinen Kopfsteinpflaster-Gässchen im „Ortskern“ umgesehen.

snv83339.JPG

Nachdem wir das erste Mal richtig nass waren, haben wir dann noch zwei Ziele ausserhalb des Ortes angesteuert. Zum einen haben wir eine Höhle besichtigt, die zum angeblich umfangreichsten Höhlensystem ganz Lateinamerikas gehört. Unter der knapp zweistündigen Tour sollte man sich allerdings keinen Spaziergang vorstellen. Ich würde mal denken, dass in Deutschland eine vergleichbare Tour unmöglich wäre. Über schlammige und glitschige Steine ging es Stück für Stück hinab in den Berg. Selbstverständlich war dieser „Weg“ durch nichts abgesichert. Unterwegs konnte man an lustigen Felsformationen anhalten, die aussahen wie Tiere oder Gesichter von Menschen oder einen Schluck frisches Quellwasser trinken. Dann ging es wieder mal über wackelige Felsbrocken ein paar Meter weitere hinunter. Stellenweise waren Seile gespannt, an anderen Stellen hätte man auch gut und gerne ein paar Meter in die Tiefe stürzen können, wenn der Schlamm das Gleichgewicht besiegt hätte… 😉 Aber es war eine sehr interessante und lohnenswerte Tour, so dass das „bisschen Abenteuer“ durchaus in Kauf genommen werden konnte. 😉

snv83378.JPG

Im Anschluss daran haben wir uns noch den Wasserfall von Las Brisas angesehen. Mitten im dichten Wald versteckt und nur über einen schlammigen und lehmigen Weg zu erreichen, ist der ca. 30 Meter hohe Wasserfall ein schönes Naturschauspiel. Der etwa 30-minütige Abstieg war nicht weniger ungefährlich wie der Höhlenausflug, aber auch hier muss ich sagen: Es hat sich gelohnt. Viel mehr beschreiben kann ich gar nicht, schaut Euch einfach die Bilder an. Es war jedenfalls ein lohnender Abschluss des Tages und nachdem wir wirklich komplett durchnässt waren, ging es dann am späten Nachmittag zurück in Richtung Puebla.

snv83426.JPG


Sonntag – Teotihuacán

Ein starker Gegensatz zum Samstag war unser Sonntagsausflug. Bei blauem Himmel und in nicht enden wollendem Sonnenschein haben wir uns die Pyramidenanlage von Teotihuacan angesehen, etwa 40-50 Kilometer nordöstlich von Mexiko-Stadt. Das heutige UNESCO-Weltkulturerbe war einmal das bedeutendste Kultur-, Wirtschafts- und Militärzentrum, sowie die größte Stadt des alten Amerikas und hatte geschätzte 200.000 Einwohner (zwischen 200-500 n.Chr.). Zu dieser Zeit dürfte es auch eine der größten Städte der Welt gewesen sein [ein würdiger „Vorgänger“ für D.F.] Mehr als die Hälfte der riesigen Gesamtanlage (über 20 Quadratkilometer) sind immer noch unerforscht und nicht freigelegt. Doch das, was zu sehen ist, beeindruckt auch so.

snv83594.JPG

Überblick über die Ruinenstätte – von der „Mondpyramide“ auf die „Straße der Toten“

Nach wie vor ist es ein Rätsel, welcher Volksstamm Teotihuacan erbaut hat, welche Sprache diese Menschen sprachen, wie sie die Stadt genannt haben und warum diese hochentwickelte Kultur, die eine symmetrisch so exakte Anlage errichten konnte, so einfach verschwand. Die Azteken haben Teotihuacan zu einem mystischen Ort erklärt, der von übernatürlichen Wesen errichtet worden sein muss, weil sie sich nicht erklären konnten, wie eine solche Anlage errichtet werden konnte (Teotihuacan – heißt auf aztekisch „Heimat derer, die zu Göttern werden“).

Die Hauptachse Teotihuacans, die Straße der Toten, zählt zu den längsten städtischen Achsen der Menschheitsgeschichte. An ihr sind zahlreiche kleinere Tempel, Treppenpyramiden oder einfache Bauten errichtet, die z.B. als Wohnhäuser gedient haben sollen. Die gesamte Anlage wird jedoch von der Sonnen- und der Mondpyramide „überschattet“, die das Bild der Ruinenstätte prägen. Vor beiden befinden sich riesige Zeremonial- und Ritualplätze, jedoch ist unklar, welche religiöse Bedeutung sie einst hatten.

Die Sonnenpyramide mit Seitenlängen von 225 Metern und einer Höhe von 70 Metern (mit einem nahezu exakten Neigungswinkel von 45° und einem Volumen von 1,1 Millionen Kubikmetern) ist eines der beeindruckendsten Bauwerke, das ich je gesehen habe. Die exakte Ausrichtung der vier Seiten zum Lauf der Sonne mit Übereinstimmung der „Fluchtlinien“ beweist die astronomischen und mathematischen Kenntnisse der Erbauer. Am Tag der Sommersonnenwende geht die Sonne genau gegenüber der Frontseite unter. Die Pyramide ist, nach der nicht als solche erkennbaren Pyramide von Cholula, die zweitgrößte Amerikas (drittgrößte der Welt) und natürlich ist die Aussicht von ganz oben äußerst beeindruckend.

snv83540.JPG

Auf der Sonnenpyramide

Die Mondpyramide ist 45 Meter hoch, wobei man nur auf eine erste Plattform steigen kann, die jedoch einen schönen Ausblick auf die gesamte Anlage ermöglicht. Der obere Teil der Pyramide ist derzeit aufgrund von Restaurierungsarbeiten gesperrt. Erst vor kurzem hat man sowohl eine Grabkammer mit wertvollen Grabbeigaben entdeckt, als auch 17 Totenschädel von Geopferten, von deren Analyse man sich mehr Informationen über das „wann, wie und warum“ von Teotihuacan erhofft.

snv83567.JPG

Ausblick auf die Mondpyramide

Alles in allem war der Ausflug hierher höchst interessant und es war durchaus mal wieder eine gelungene Abwechslung ein paar „langweilige Steine“ anzusehen… da haben wir mal wieder was gelernt! Und damit Ihr mir auch glaubt, dass ich wirklich da war, zum Schluss noch ein Beweisfoto 😉

snv83600.JPG

Neues vom Spocht

Sonst gibt es nur noch zu berichten, dass wir am Freitagabend im elften Versuch unser zweites Fußballspiel gewonnen haben. Ich glaube das lag an den Trikots, die jetzt endlich mal eingetroffen sind. Als Vorletzte konnten wir uns durch den 7:1-Sieg gegen den Tabellenletzten auf den drittletzten Platz vorarbeiten… ich glaub da geht noch was!!! 😉

Auch hier folgt noch ein Beweisfoto. Ich hab mich mal vorsichtshalber „markiert“, nicht damit Ihr mich noch mit irgendjemandem verwechselt…

equipo.JPG

Land und Leute – Teil 6 – Staub, Abgase, Müll, Qualm, Feuer, Feuerwerk, Lärm, Eruptionen, Erdbeben…

Mittwoch, April 16th, 2008

Da ich das letzte Wochenende zu Hause verbracht habe, kann ich leider nichts Neues berichten. Also lasse ich die gute alte Land-und-Leute-Rubrik wieder aufleben… denn ich kann es mir nicht nehmen lassen, etwas dazu zu sagen, wie gesund man doch hier leben kann: Gesundheit? Lärmschutz?? Umweltschutz???… die Liste unbekannter Fremdwörter in México ist lang. Jedenfalls gibt es für keines dieser Wörter eine überzeugende „Übersetzung“ in den Alltag. 😉

Dazu eine kleine Geschichte: Jeden Morgen fährt ein Pick-Up durch die Straßen von Cholula, von dessen Ladefläche aus frisches Obst verkauft wird. Ein enormer Lautsprecher beschallt dabei die gesamte Umgebung lautstark mit dem immer wieder kehrenden Werbespruch und dazu passender Musik. Unterbrochen wird diese beschauliche Morgenidylle etwa jeden dritten Tag durch Feuerwerk hier im Ort, das sowohl am Nachmittag, als auch um 2 Uhr nachts oder um 6 Uhr am Morgen seinen Höhepunkt erreicht haben kann. Wieder einmal wird einer der zahlreichen Schutzheiligen mit Riesenböllern gefeiert, deren Lautstärke sogar auf polnischen Feuerwerks-Schwarzmärkten Aufsehen erregen würde.

Da stört es schon fast gar nicht, wenn mal wieder ein LKW mit zwei Auspuffen groß wie Abflussrohre vorbeifährt und beim Beschleunigen eine Klangfontäne ausstösst, die jeden startenden Düsenjet in den Schatten stellt. Die riesigen schwarzgrauen Abgaswolken, die in den Häuserschluchten verteilt werden, senken sich bedrohlich langsam herab und vermischen sich langsam mit dem aufsteigenden Qualm der brennenden Böschung, die sich einfach so mal wieder entzündet hat.

Ich glaube die Messgeräte, die in Deutschland zur Bestimmung der Feinstaubbelastung benutzt werden, könnten hier gar nicht eingesetzt werden, weil ständig das obere Ende der Skala erreicht wäre. „Lungenfreundlich“ ist die Luft hier ganz bestimmt nicht. Doch nicht nur die brennende Böschung, die glimmenden Felder oder andere lodernde Feuerwalzen rufen ein beißendes Kratzen in den Atemwegen hervor. Oft wird auch einfach der Müll verbrannt, der im Laufe des Tages anfällt (und das ist nicht wenig!). Dabei ist es egal, ob zur Verbrennung eine Feuertonne verwendet wird oder einfach ein kleiner Haufen am Straßenrand angehäuft wird. Wichtig ist, dass so viel Kunststoff oder Gummi wie möglich mit verbrannt wird, denn nur dann ist es ein echtes mexikanisches Feuer. Und Kinder merkt Euch: Zum Anzünden eignen sich immer ein paar leere PET-Flaschen!

Nicht nur unterwegs oder am Straßenrand sieht man ständig irgendwo Rauchsäulen aufsteigen oder riesige schwarze Flächen, die komplett verkohlt sind, sondern auch zu Hause dringt ab und zu beißender Qualm in mein Zimmer. Gerade jetzt ist es auch wieder so, aber ich will gar nicht wissen, was dort wieder brennt. Ich hab schon alle Fenster geschlossen, aber es zieht trotzdem durch die Ritzen…

snv82161.JPG

Fenster zu, Klimaanlage aus, Umluft an – und durch (man entwickelt Routine)!

Wenn der Müll nicht verbrannt wird, kann man ihn auch einfach aus dem Autofenster entsorgen. Kaum eine größere Straße ist nicht von Plastikflaschen, Pappkartons, Getränkedosen, Plastiktüten oder sonstigem Müll gesäumt. Doch nicht nur der Müll, die Abgase und die Verbrennungsrückstände machen zu schaffen, auch die extrem trockene Luft hier in der Höhenlage, gepaart mit einer sehr hohen Staubdichte sind nicht gerade angenehm für die Schleimhäute. Wenn man ein frischgewaschenes Auto abends abstellt (einmal monatlich „müssen“ wir unsere Autos für eine kleine Inspektion waschen), kann man mit Sicherheit davon ausgehen, dass am nächsten Morgen eine dicke Staubschicht darauf zu finden ist. Denn zu guter Letzt spuckt auch der Popo tagtäglich seine Rauchwolke in die Luft, die vom Wind meist im ganzen Hochtal von Puebla verteilt wird.

snv83256.JPG

Der Popo am Abend – na was spuckt der denn wieder?

Apropos Popo, ein paar weitere „natürliche Umweltbelastungen“ gibt es ja auch noch, auch wenn sich diese nicht in den Atemwegen oder durch Ohrensausen bemerkbar machen: Erdbeben und Vulkanausbrüche. Nicht umsonst wird in öffentlichen Gebäuden, z.B. im VW-Werk, aber auch in Diskotheken oder Supermärkten mit Hinweisschildern darauf vorbereitet, wie man sich im Fall eines Erdbebens verhalten soll. Dazu gibt es ein gemeinsames Schild für das Verhalten im Brandfall (auch aus Deutschland bekannt), das um ein paar Hinweise für den Fall „wackelnder Erde“ erweitert ist. Seit ich hier bin, hat es schon zwei Erdbeben gegeben, wobei ich zugeben muss, dass ich davon nichts mitbekommen habe. Muss ja auch nicht unbedingt sein.

Da gehe ich lieber wieder raus zum Obstverkäufer und kaufe eine von Ruß- und Feinstaubpartikeln überzogene Orange. Auf die Plastiktüte verzichte ich, die kann jemand anders verbrennen… mit meinem letzten Streichholz habe ich vor kurzem den TNT-Böller vor einer Kirche gezündet, um der Jungfrau von Guadalupe zu gedenken. 😉

Veracruz – die Zweite!

Samstag, April 12th, 2008

Das letzte Wochenende haben wir in Veracruz verbracht. Für mich war es der zweite Besuch dort, nachdem ich Anfang Februar schon einmal zum Karneval in der Stadt gewesen bin.

snv83044.JPG

Am Zócalo in Veracruz

Der Samstag hat mit der Erkundung der Innenstadt und der Küstenstraße angefangen, sowie des Malecóns (der Hafenmole), an dem immer reges Treiben herrscht. Es war interessant, die Stadt ohne Karneval kennenzulernen, denn „damals“ war die Atmosphäre schon anders. Jetzt war es viel ruhiger und beschaulicher und das war auch nicht so schlecht.
Da wir kein konkretes Ziel hatten, haben wir eine Fahrt mit einem Sightseeing-Bus gemacht, wobei die Bezeichnung „Bus“ übertrieben ist, da es eher ein aus Holz zusammengezimmertes „Gefährt“ gewesen ist, dass nach allen Seiten offen war. Der Fahrer hat trotz klappernder Teile, fehlendem „Rausfall-Schutz“, nicht funktionierender Kupplung und quietschender Bremsen seine Fahrt mit 60-70km/h durch die Stadt mit Bravour gemeistert. Ein bisschen Abenteuer muss ja immer dabei sein…

snv83088.JPG

Unser „Sightseeing-Bus“

snv83162.JPG

An der Küstenstraße von Veracruz

Da man das Baden an den Stränden von Veracruz nicht unbedingt empfehlen kann (Stichworte: Hafenstadt, Ölindustrie, Golf von México, Umweltbewusstsein in México! 🙂 ) und wir aber durchaus ein bisschen Entspannung gesucht hatten, haben wir uns am Nachmittag auf die Suche nach einem anderen Strand gemacht. Im Süden von Veracruz ist man damit aber eher mäßig erfolgreich, wie wir feststellen mussten. Auch das Wetter war nicht gerade angenehm: 30-35°C bei bedecktem Himmel… „schwül“ ist eine leichte Untertreibung bei der Beschreibung der äußeren Umstände. Dafür sind wir aber doch noch an einem völlig abgelegenen Strand ein bisschen im Wasser gewesen, was ganz angenehm war.
snv83095.JPG

snv83114.JPG

Abends haben wir dann den obligatorischen Fisch gegessen und danach noch ein wenig das Nachtleben erforscht.
Nach dem Frühstück im Hotel am nächsten Morgen wurde der Weg in Richtung Norden eingeschlagen und zuerst ein kurzer Stopp in La Antigua eingelegt, wo sich das einstige Hauptquartier der spanischen Eroberer Méxicos befindet. In dem kleinen Fischerdorf gibt es zwar sonst nicht viel zu sehen, aber das Wohnhaus von Hernán Cortés, dem spanischen „Chef-Konquistador“, mit dem sozusagen die „moderne“ mexikanische Geschichte angefangen hat, ist versteckt unter den Luftwurzeln riesiger Bäume noch gut erhalten. Ganz in der Nähe hatten die spanischen Truppen das erste Mal mexikanischen Boden betreten.

snv83180.JPG

La Antigua – der „älteste“ Ort Méxicos

Ein paar Kilometer weiter, in Chachalacas, gibt es einen schönen Sandstrand mit einigen Dünen, wenigen anderen Menschen, angenehmen Wellen, nicht zu kaltem und nicht zu warmem Wasser und auch sonst allen erdenklichen Annehmlichkeiten für einen perfekten Tag am Strand. Dort haben wir dann noch den Rest des Tages verbracht, bevor es wieder zurück nach Puebla ging.

snv83203.JPG

Randnotiz

Seit vorgestern Nachmittag darf ich wieder Auto fahren. Nach 26 Tagen Abstinenz (dem Zeitpunkt, an dem mir mein Portemonnaie geklaut wurde) habe ich wieder die offizielle Erlaubnis dazu. Denn gestern habe ich meinen mexikanischen Führerschein erhalten, nachdem ich umgerechnet 21 Euro bezahlt, 15 lustige Fragen beantwortet und einen Sehtest hinter mich gebracht habe. Das schlimme daran ist; Mexikaner müssen auch nicht mehr dafür tun, auch wenn sie 18 Jahre alt und Fahranfänger sind.

Das Problem was ich hatte war, dass die Neuaustellung des deutschen Füherscheins über die mexikanische Botschaft (und selbst das wäre nur sehr kompliziert und mit einer dreifachen Vollmacht möglich gewesen) gute acht Wochen dauern sollte. Ich bin aber nur noch siebeneinhalb Wochen in México… ich bin nur noch siebeeinhalb Wochen in México? Wer hat das gesagt? Das kann ich noch nicht ganz glauben…
Jedenfalls, ist es so einfacher gewesen und mit einer mexikanischen Fahrerlaubnis darf ich auch so fahren wie die Mexikaner… (vgl. Eintrag vom 19. März). Das wird ein Spaß! 😉

snv83255.JPG

Meine „Lizenz zum Autofahren“

Taxco, die Silberstadt und die „schwimmenden Gärten“ von Xochimilco

Samstag, April 5th, 2008

Am letzten Wochenende sind wir nach Taxco gefahren, der sogenannten „Silberstadt“, die mitten in einem Tal der Sierra Madre del Sur liegt. Die Kolonialstadt hat mit ihren kleinen, schmalen und steilen Gässchen und ihren typischen Häusern, einen ganz eigenen Charme. Sie erinnert fast ein bisschen an die Toskana… aber eben nur fast. Denn die unzähligen VW-Käfer (meist Taxis), die auf unverkennbar mexikanische Art und Weise durch die Straßen rasen, passen nicht in dieses Bild.

snv82752.JPG

Seit fast 500 Jahren wird in Taxco und Umgebung Silber abgebaut, verarbeitet und auch verkauft, was natürlich zum Wohlstand der Stadt beigetragen hat. Im Stadtkern gibt es viele kleine Geschäfte, in denen man alle möglichen Gegenstände aus Silber kaufen kann. Heute hat der Tourismus einen hohen Stellenwert eingenommen und ist wohl die Haupteinnahmequelle der Taxcesen (oder wie sie auch immer heißen mögen).

snv82760.JPG

Die Stadt galt früher als eine der reichsten Städte Méxicos. Die im 18. Jahrhundert erbaute Kirche Santa Prisca, die von Minenbesitzern als „Entschädigung“ für die vielen Toten durch Minenunglücke errichtet wurde, um die Bevölkerung zu „besänftigen“, gilt heute als eine der bekanntesten Kirchen Amerikas. Sie prägt das ganze Stadtbild und ragt weit über alle anderen Bauten hinaus. Natürlich steht diese Kirche am Zócalo und natürlich wurde der Zócalo zum Ausgangspunkt unserer Erkundungstour durch die Stadt.

snv82804.JPG

Die Kirche Santa Prisca am Zócalo

Nach gemütlichem Spazieren durch die Gassen und dem Stöbern in verschieden Geschäften haben wir uns in einer gut einstündigen „Kletteraktion“ über Kopfsteinpflasterstraßen (und was das in México heißt, muss ich wohl nicht erklären), Treppen und zum Schluss staubige Waldwege auf einen Berg über der Stadt gewagt.

snv82836.JPG

Beschwerlicher Aufstieg…

Die Aussichtsplattform hat uns einfach „gelockt“ und die Mühe hat sich auch gelohnt, denn der Ausblick über das Tal war schon ganz nett:

snv82838.JPG

Vom Berg wieder runter sind wir mit dem Sammeltaxi für 3 Pesos pro Person gefahren. Man hätte es also auch beim Aufstieg einfacher haben können. Aber bei der Fahrt durch die kleinen Straßen haben wir wenigstens noch ein kleines Abenteuer erlebt, von dem wir jetzt erzählen können. Mach ich aber nicht, denn so spannend war es dann auch wieder nicht, obwohl es schwer vorstellbar ist, dass 20 Leute in einen T2 passen:

snv82892.JPG

Typisches „Sammeltaxi“ in México…

Zur kurzen Orientierung: Gestartet hatten wir unsere Tour am Freitagabend. Direkt nach der Arbeit ging es nach Taxco. Dort haben wir übernachtet und uns samstags die Stadt angesehen. Zum Abschluss waren wir noch essen und haben ein paar „Eindrücke“ auf dem Markt gesammelt.

snv82927.JPG

Am Samstagabend sind wir wieder nach Hause gefahren, um am Sonntagmorgen erneut aufzubrechen. Diesmal waren die sogenannten „schwimmenden Gärten“ von Xochimilco, ganz im Süden von Mexiko-City unser Ziel. Nun ja, ich muss sagen, es handelt sich dabei um ein sehr „mexikanisches Ausflugsziel“, das Europäern ein bisschen befremdlich vorkommt.

Auf bunt geschmückten und bemalten Booten kann man eine gut zweistündige Tour durch ein Kanalsystem machen, an dessen Ufer der ein oder andere Garten zu sehen ist. Zwar gibt es hier und da ein bisschen grün, aber als „Gärten“ würde ich das Ganze nicht bezeichnen. Wahrscheinlich ist es aber für die Mexikaner aus D.F. etwas ganz Besonderes soviel Grün an einem Fleck zu sehen. Überhaupt erinnerte der „Verkehr“ auf den Kanälen ein bisschen an Mexiko-City selbst. Es war ähnlich voll wie auf den Straßen oder in der Metro.

„Schwimmend“ werden die Gärten deshalb bezeichnet, weil früher tatsächlich Pflanzen auf Flößen gepflanzt wurden, die mit der Zeit durch Wurzelbildung mit dem Grund verwachsen sind und heute das Ufer des Kanalsystems bilden.

Während der Fahrt kann man essen und trinken, allen möglichen „Mist“ kaufen oder Mariachi- oder Marimba-Klängen lauschen. Sowohl das Essen als auch die Musiker sind dabei auf anderen Booten unterwegs und legen einfach unterwegs an… Klingt jetzt alles ein bisschen komisch, ist es aber auch! Wir hatten aber trotzdem einen gemütlichen Sonntagnachmittag, der die lange Fahrt nach Mexiko City allerdings nicht so richtig wert war.

snv82968.JPG

Das „Taco-Boot“ in Xochimilco

Sonstige Neuigkeiten: Seit dieser Woche machen wir einen Salsa-Tanzkurs. Meine „Semana-Santa-Weggefährten“ und jetzt größtenteils WG-Mitglieder (seit letztem Wochenende bin ich der „dienstälteste“ Praktikant bei uns im Haus ;-)) haben sich zusammen angemeldet und mal sehen, ob ein bisschen mexikanisches „Feuer“ auf uns abfärbt. Morgen früh brechen wir dann nach Veracruz auf. Ich bin schon gespannt, wie die Stadt ohne Karneval auf mich wirkt…

Die Semana Santa, ein Abenteuer in México – Oder: Zwei Seiten einer Geschichte

Dienstag, April 1st, 2008

Der Blog meldet sich aus der Osterpause zurück und kann gleich mit einer interessanten Geschichte aufwarten. Denn unsere Urlaubsreise in der Semana Santa bestand aus Gut und Böse, Erholung und Stress, Yin und Yang, Salz und Pfeffer, viel Spaß und sehr unschönen Momenten. Wenn ich eines in diesen neun verrückten Tagen gelernt habe, dann ist das: Genieße jeden schönen Moment im Leben, lass Dich durch nichts schockieren und nimm alles was passieren kann so gelassen, wie es geht… Denn trotz allem hatte unsere elfköpfige Reisegruppe eine tolle Zeit. Aber ich möchte nicht zu viel verraten. Lasst einfach beide Seiten der Geschichte auf Euch wirken. Viel Spaß!

pie-de-la-cuesta.jpg

Eindrücke aus Pie de la Cuesta

Semana Santa – Teil 1

Nach unserer Ankunft in Pie de la Cuesta bei Acapulco haben wir einen ganz entspannten Samstagnachmittag am Strand verbracht; abwechselnd in der Sonne oder im Schatten, teilweise auf dem Sand, größtenteils in der Hängematte: Ein Nachmittag am Strand, wie er eben sein sollte…
Zwischendurch ein Abstecher ins angenehm erfrischende Pazifikwasser, dann ein Spaziergang am Strand entlang und zum Schluss bei leckerem frischen Fisch und einer „frisch gefangenen“ Kokussnuss den Sonnenuntergang beobachtet. Was will man mehr?

sonnenuntergang.jpg

Natürlich haben wir auch das Nachtleben von Acapulco nicht ausgelassen. Eine Taxifahrt im VW Käfer in die Stadt, an sich schon ein Erlebnis, dauert 20 Minuten und kostet umgerechnet 4,50 Euro. Neben einem Abstecher zu den berühmten Felsenspringern am „La Quebrada“-Felsen, die sich nach Einbruch der Dunkelheit teilweise mit Fackeln in die Tiefe stürzen, sind wir auch noch in eine Disko gegangen. Der Tipp des Taxifahrers entpuppte sich als wirklich gut: Wir waren nicht nur fernab der Springbreak-besessenen „Gringos“, sondern auch die ersten ausländischen Gäste dort überhaupt. Dementsprechend freundlich und offen wurden wir auch begrüßt und so haben wir einen wirklich netten Abend verbracht.
Der Sonntag verlief ähnlich entspannt, wie der Samstagnachmittag, bevor wir uns am Montag auf den Weg zu unserem zweiten Reiseziel Puerto Escondido gemacht haben.

felsenspringer.JPG

Fackelsprung am „La Quebrada“-Felsen

Ganze drei Tage haben wir dann dort verbracht. Mit unserer Unterkunft hatten wir ein „glückliches Händchen“: Übers Internet gebucht, hat das kleine Hotel gehalten, was die Bilder versprochen haben. Da das Haus nur insgesamt fünf Zimmer hatte, waren wir an den ersten beiden Tagen alleine dort und hatten den Pool, den Jacuzzi, die Küchenzeile im Freien (wo uns jeden Morgen ein leckeres Frühstück zubereitet wurde) und alle sonstigen Annehmlichkeiten für uns allein. So konnten wir am Dienstagabend eine „private“ Grillparty veranstalten, der ein sehr lustiger Abend folgte.

hotel-puerto-escondido.jpg

Unser Hotel „Quinta Lili“ in Puerto Escondido

Am Mittwochmorgen haben wir eine Bootstour gemacht, auf der wir nicht nur eine riesige Gruppe von Delfinen gesehen haben, sondern auch zwei Wale, Wasserschildkröten und Mantas. Das war eine interessante Abwechslung, die sich wirklich gelohnt hat.

snv82363.JPG

Die restliche Zeit in Puerto Escondido verbrachten wir an einem der drei Strände oder am Pool und wir haben es uns wirklich gut gehen lassen, dass kann ich Euch versprechen. 😉

In der Zwischenzeit hatten wir unsere Reisepläne etwas geändert und die Hotelreservierung bis Freitag verlängert. Da uns aber der Sinn nach etwas mehr als nur Strand und Sonne stand, sind wir dann in der Nacht von Freitag auf Samstag von Puerto Escondido nach Oaxaca gefahren. Dort haben wir uns zunächst das „zapotekische Zeremonialzentrum“ Monte Albán angesehen und am Nachmittag noch ein bisschen die Innenstadt erkundet. Die kannte ich zwar schon (vgl. Eintrag vom 22.Januar), aber für alle Anderen war es neu und so war es noch ein schöner Abschied für alle, bevor wir am Samstagabend nach Puebla zurückgekehrt sind.

cimg0723.JPG

Ach ja… Besuch aus Deutschland hatte sich auch eingeschlichen!!! 😮 😉

Semana Santa – Teil 2

Kaum hatten wir den Bundesstaat Puebla verlassen und die Autopista von Mexiko-City nach Acapulco erreicht begannen die Probleme: Unterwegs waren wir mit den zwei Jettas unserer WG und einem Bora. Nach relativ normal verlaufender Fahrt bemerkte ich plötzlich das Aufflackern der Motorwarnleuchte am Jetta, mit dem ich vorweggefahren bin. Im gleichen Moment war auch ein kräftiger Leistungsverlust nicht mehr zu leugnen. Mit etwa 40km/h haben wir es noch einen guten Kilometer bis zu einer Haltebucht geschafft. Vorher hatten wir ca. 30 Kilometer ohne Ausfahrt, ohne Handyempfang und ohne richtigen Standstreifen, in der pechschwarzen mexikanischen Nacht zurückgelegt. Also eigentlich: Glück gehabt!

Doch als wir nun da standen und das klägliche Motorgeräusch hörten, dass eher an einen Spree-Dampfer oder eine landwirtschaftliche Maschine erinnerte, als an einen 2,0Liter/115PS-Motor, war klar: Mit diesem Auto können wir nicht weiterfahren. Die glorreiche Idee, einen zufällig vorbeifahrenden Abschleppwagen anzuhalten, stellte sich im Nachhinein als ungut heraus. Denn der freundliche Fahrer, der sich natürlich ins Auto setzen musste, um den Motor zu starten, konnte nicht nur nicht helfen, sondern verschwand auch irgendwann mit meinem Portemonnaie, das ich in der Ablage über dem Radio vergessen hatte. Tja, dumm gelaufen… gleich zu Beginn des Urlaubs den Personalausweis, den Führerschein, den VW-Ausweis, den internationalen Studentenausweis, den ADAC-Mitgliedsausweis, meine VISA-Card und vor allem das für die gesamte Reise einkalkulierte Bargeld loszuwerden hat schon irgendwie befreiend gewirkt. Nachdem ich über den ersten Schreck und Ärger hinweggekommen war, hatte ich eine ganze Reihe Sorgen weniger… 😉 An dieser Stelle nochmal vielen Dank allen, die an meiner „VISA-Card-Sperraktion“ beteiligt waren!

defekter-jetta-1.jpg

Mit einem zweiten Abschleppwagen, den wir über den offiziellen Servicedienst von VW gerufen haben, konnte das Auto dann netterweise bis nach Acapulco transportiert werden, obwohl es bis dahin noch gute 100 Kilometer waren. Zwei von uns konnten im Abschleppwagen mitfahren, die übrigen neun haben sich auf die beiden anderen Autos verteilt und sind dem Abschleppwagen hinterher gefahren. Gegen Mitternacht (nachdem der Abschleppwagenfahrer noch von der Polizei angehalten wurde, weil er eine rote Ampel überfahren hatte) haben wir die Werkstatt erreicht und konnten von dort mit dem Taxi bzw. den beiden „verbliebenen“ Autos zu unserem Hotel kommen. Dort konnte zuerst unsere Reservierung nicht gefunden werden, so dass wir dachten, dass wir am Strand schlafen müssen. Letztendlich durften wir doch ins Hotel und am nächsten Morgen konnte sich das Missverständnis auch klären lassen.

Ein paar Stunden des Samstags haben wir dann in der VW-Vertragswerkstatt in Acapulco verbracht, um dafür zu sorgen, dass an unserem Auto tatsächlich etwas gemacht wird (nicht vergessen, wir sind hier in México, mitten in der Semana Santa!). Schließlich hat sich vorläufig herausgestellt, dass es sich um ein größeres Problem handelt und wir das Auto definitiv nicht weiter auf unsere Reise nehmen konnten. Genaueres darf ich hier nicht schreiben, aber auf drei Zylindern konnte kein Kompressionsdruck mehr gemessen werden, was ich mal als „ernsthaftes Problem“ umschreiben würde, dass seine Ursache definitiv in der Motorenproduktion eines namhaften Automobilproduzenten hat.

Ursache hin oder her, wir standen vor der Entscheidung unseren Urlaub fortzusetzen oder ihn nach nicht einmal 24 Stunden vorläufig abzubrechen. Naja, Ihr habt ja schon den ersten Teil der Geschichte gelesen… Also musste für unsere Weiterfahrt nach Puerto Escondido eine Lösung gefunden werden. Mit 11 Personen in zwei Autos zu Reisen ist zwar möglich, aber nicht machbar. Zwei „Freiwillige“ waren relativ bald gefunden, die sich auf die Weiterfahrt im Bus einließen, der Acapulco um 4:30 Uhr montagnachts verließ (wir wollten niemanden alleine Reisen lassen). Für die übrigen neun Personen war dann am Montagmorgen eine ruhige Weiterfahrt in zwei Autos geplant. Bis ca. 150 Kilometer hinter Acapulco hat dies auch wunderbar funktioniert. Ich konnte ja ohne gültigen Führerschein nicht mehr fahren, so dass ich den Beifahrer und Navigator in unserem zweiten WG-Auto spielte.

Doch nach den erwähnten 150 Kilometern war dann wieder einmal der Griff zum Warnblinkschalter gefragt… Denn Ihr könnt es Euch schon denken: Das Motorengeräusch unseres zweiten Jettas kam uns sehr bekannt vor. Wir hatten es zweieinhalb Tage zuvor schon einmal gehört und es gab nichts daran schönzureden. Wieder hatten wir Glück und konnten nach ein paar Minuten an einer Tankstelle anhalten, um den Motor ein bisschen abkühlen zu lassen. Doch was tun mitten in der Einöde? Ein Plan musste mal wieder her und der hieß diesmal, im Schritttempo bis zum einzigen richtigen Ort auf der gesamten Strecke zu kommen. Laut Beschilderung sollten es noch 30 Kilometer sein… aber hey, wir sind hier in México! Nach einiger Zeit tauchten dann die ersten Schilder auf, die eine etwas exaktere Orientierung ermöglichten: 70 Kilometer mussten wir zurücklegen und wir können von Glück sagen, dass wir es im Schritttempo bis auf den Punkt geschafft haben. Denn erst ein paar Kilometer vor genanntem Ort leuchtete auch wieder die Motorwarnlampe auf. In der dortigen Mittagshitze (37°C im Schatten) hielten wir an einer staubigen Straße an und begannen das Spiel von Neuem: Diesmal mussten wir aber bis 20 Uhr auf den Abschleppwagen warten, so dass wir uns aufteilten. Im letzten funktionierenden Auto wurde das Gepäck der elf Reisenden untergebracht, so dass noch Platz für drei Personen blieb. Die übrigen sechs stiegen in den Kleinbus um (darunter auch ich), der uns letztlich sicher nach Puerto Escondido brachte.

defekter-jetta-2.jpg

Nach unserer Ankunft am späten Montagabend konnten wir gerade noch klären, dass eine Verlängerung bis einschließlich Freitag in unserer Unterkunft denkbar sei, allerdings mussten wir von ursprünglich vier Zimmern auf zwei Zimmer zusammenrücken. Aber mit einem Bett auf dem Balkon und zwei Luftmatratzen auf der Erde in der letzten Nacht hat auch dies kein großes Hindernis dargestellt. Natürlich sind wir aber von unserem ursprünglichen Reiseplan abgewichen und konnten eine ganze Reihe von Sachen nicht mehr machen, die wir eigentlich geplant hatten.

Aber wir konnten noch den Abstecher nach Oaxaca einlegen und durch die siebenstündige Fahrt mit dem Nachtbus über eine unschöne Serpentinenstraße haben wir wenigstens eine Nacht im Hotel gespart. Leicht „gerädert“ sind wir in Oaxaca angekommen. Wenigstens die Rückfahrt nach Puebla verlief dann relativ normal.

bus.JPG

Busfahren in México ist kein „Zuckerschlecken“ – zum Glück war das nicht unser Bus!

Neben den bisher beschriebenen Zwischenfällen haben wir noch ein Handy, ein Ladegerät, einen Adapter und eine Brille eingebüßt, wurden von einem Taxifahrer auf unschöne Art für dumm verkauft und lösten einen leider wirklich erforderlichen Rettungsschwimmer-Einsatz aus. Letzeres war mit Abstand der unschönste Moment unserer ganzen Reise, denn die Sache hätte sehr gravierend enden können, als zwei unserer Mitreisenden die Strömung am Surferstrand von Puerto Escondido ein bisschen unterschätzt hatten. Aber zum Glück ist alles nochmal glimpflich ausgegangen…

Zwischendurch hat uns noch die Nachricht erreicht, dass das zweite defekte Auto die Werkstatt in Acapulco nie erreicht hat, so dass am Montag nach der Semana Santa einiges zu regeln war. Glücklicherweise arbeite ich ja in der Qualitätssicherung, so dass die entsprechenden Motorspezialisten einerseits sehr an unserer Geschichte interessiert waren und andererseits Informationen und Hilfe zu Verfügung stellten, die wir gar nicht erwartet hatten. Jedenfalls haben wir noch am Montag zwei neue Autos für unsere WG bekommen und das zweite konnte auch wieder aufgefunden werden. In dieser Woche sind nun beide Autos in Puebla zur Analyse angekommen und sowohl die Motorspezialisten, als auch die Abteilungen Qualitätssicherung, technische Entwicklung und Produktionsplanung sind sehr an unserer „Geschichte“ interessiert, weil sonst nie so exakte „Erfahrungsberichte“ der Kunden vorliegen, wie in unserem Fall. Wenn man helfen kann, die Qualität der Produkte zu verbessern… das ist doch ein tolles Gefühl!

Tja, das war es so im Großen und Ganzen… Es ist bestimmt schwer zu glauben, dass sich diese beiden Geschichten auf derselben Reise abgespielt haben, aber es ist genauso gewesen! Habe ich eigentlich schon gesagt, dass wir alle mal eine Woche entspannten Urlaub gebrauchen könnten?

snv82667.JPG