Archive for März, 2008

Über 1.000 „clicks“ auf meine Seite…

Freitag, März 28th, 2008

…dafür wollte ich einfach mal danke sagen!!!

Das freut mich und ich verspreche Euch; bald wird endlich der langersehnte Bericht über die Semana Santa folgen, aber in dieser Woche hab ich einfach keine Zeit gefunden. An diesem Wochenende geht es nach Taxco, so dass wohl Anfang der kommenden Woche ein „Mega-Update“ bevorsteht. Bis dahin bitte ich Euch noch um ein wenig Geduld. Dankeschön!!! 😉

Die 42 goldenen Regeln des Autofahrens in México! – ein „Land und Leute“-Spezial

Mittwoch, März 19th, 2008

[Achtung nicht ganz ernst gemeint und ganz so schlimm ist es auch nicht]

1. Beachte: ALLE anderen Fahrer haben immer und überall Vorfahrt. Respektiere sie soweit es geht!

2. Benutze als Mexikaner nie die Seitenspiegel, aber sei als Gast des Landes besonders wachsam und entwickle den „360°-Schulterblick“

3. Beachte die Tope (lustige kleine „Bodenwellen“ auf der Straße), die dazu dienen sollen, dass die Geschwindigkeit reduziert wird. Meist führt dies aber zu einer Beschleunigungsattacke auf 90km/h innerhalb der Ortschaft und einer mittleren Vollbremsung vor dem nächsten Tope.

4. Bremse möglichst vor JEDEM Tope ab, denn sonst landest Du mit Deinem Auto im nächsten Graben (alles schon gesehen) oder zerschrammst Dir den gesamten Fahrzeugunterboden. Das Geräusch ist echt toll – ungefähr so, wie wenn man mit langen Fingernägeln an einer Tafel langkratzt (nur viel lauter und bedeutend unangenehmer).

tope.JPG

Ein gut sichtbarer Tope in Cholula – manchmal sind sie auch nicht angekündigt und nicht so schön gekennzeichnet wie dieser hier!

5. Respektiere jeden LKW, als wäre er Dein persönlicher Feind, denn genau das ist er.

6. Beachte: Blinker dienen zur Beleuchtung des Autos. Besonders gut machen sie sich in Kombination mit blauer Unterboden-Beleuchtung und grün-violett blinkenden Lampen um das Nummernschild herum.

7. Das Anschalten der Warnblinker bedeutet: Ich habe etwas vor, weiß aber noch nicht was!

8. Alternativ können Warnblinker bedeuten: Ich möchte jetzt ein besonderes Manöver präsentieren, verrate Dir aber vorher noch nicht, was dabei mit meinem und vor allem DEINEM Auto passiert.

9. Wundere Dich auch nicht, wenn die Bremslichter des vorausfahrenden Fahrzeugs plötzlich ausgehen obwohl es langsamer wird oder in einer anderen Farbe als rot anfangen zu blinken. Sieht doch toll aus!

10. Rechne auf der Autobahn mit Topes, unbeleuchteten Hindernissen, Felsbrocken, abgebrochenen Randsteinen, Spaziergängern, Wildhunden, wendenden LKW und Fahrradfahrern ohne Licht, die Dir entgegen kommen (meist alles auf einmal).

11. Beachte auch die Bushaltestellen und Fußgängerüberwege auf der Autobahn, sowie die Familien mit „Bauchläden“, die Dir im Feierabendstau auf der Autobahn Lutscher und Kaugummi verkaufen wollen. Bremse nicht ab, andere Fahrer machen es auch nicht.

12. Denke ferner daran, dass Autobahnauf- und abfahrten auf der linken Seite Probleme bereiten könnten, wenn Du gerade auf der Überholspur etwas schneller unterwegs bist und ein alter VW Käfer gerade von 20km/h auf die 45km/h-Höchstgeschwindigkeit beschleunigen will.

13. In diesem Zusammenhang denke bitte auch an die „Retornos“: Lustige Wendestellen auf der Autobahn, an denen Du Dich entscheiden kannst, wieder zurück zu fahren, wenn Du willst. Lass Dich auch nicht von der Beschilderung verwirren, wenn 100 Kilometer hinter einer Stadt dieselbe “geradeaus“ ausgeschildert ist. Das bedeutet nur, dass Du noch 10 Kilometer bis zum nächsten „Retorno“ fahren brauchst, um wenden zu können.

14. Wende am „Retorno“ als LKW-Fahrer von der rechten Spur aus, damit Du mit Deinem unbeleuchteten Sattelschlepper plus Anhänger möglichst viele andere Verkehrsteilnehmer zur Vollbremsung zwingen kannst.

15. Benutze den Standstreifen als Überholmöglichkeit, aber beachte die etwa 20cm hohe Kante zwischen der eigentlichen Fahrbahn und dem Standstreifen, die unschöne Gegenlenkbewegungen hervorrufen kann.

16. Versuche nie die Fahrbahnmarkierung zu suchen. Sollte sie mal existiert haben, weiß sowieso niemand, was die lustigen Pfeile und durchgezogenen Linien zu bedeuten haben.

So kann Autfahren hier auch ganz entspannt sein… Eine „Beispielfahrt“ durch Cholula:
Über die 12 Poniente zur Privada 5 Norte… (Bitte klicken!)

17. Beachte, dass Dich andere Autos und vor allem die riesigen amerikanischen LKW jederzeit auf jeder Seite Deines Autos überholen können. Besonders viel Spaß macht dies auf einer vierspurigen Autobahn.

18. Für vierspurige Autobahnen gilt: Der langsamste Verkehrsteilnehmer (vermutlich ein alter VW Käfer) fährt in der zweiten Spur von links, schwere Sattelschlepper oder die Sattelschlepper mit zusätzlichem Anhänger (ungefähr doppelt so lang wie deutsche LKW) fahren ganz links oder wahlweise in der zweiten Spur von rechts (aber nur, wenn die linke Spur von einem langsamen Pick-Up oder einem am Limit fahrenden VW Käfer blockiert ist). Auf der rechten Spur fahren etwas schnellere Autos, Fahrradfahrer, langsame Landwirtschaftliche Maschinen und alles was noch mindestens ein funktionierendes Rad hat. Auf dem Standstreifen laufen Leute oder halten Busse, aus denen Fahrgäste aussteigen, die meist ganz schnell die gesamte Autobahn überqueren wollen.

19. Achte auf Taxis, denn meist steht die Tachonadel pauschal bei 40km/h, so dass die Fahrer gar nicht wissen, dass sie mit 120km/h durch den Ort fahren und denke vor allem an die Insassen (Sicherheitsgurte fehlen nämlich zumindest auf der Rückbank).

20. Solltest Du innerhalb der Stadt plötzlich ein riesiges Feuer auf der Straße sehen, um das herum ein paar düster blickende Gestalten stehen, wende unauffällig und biege einen Block später ab. Beachte dabei aber, die Einbahnstraßenregelung (siehe Punkt 21).

21. Beachte innerhalb der Städte die Einbahnstraßenregelung. Jede zweite Straße führt in eine Richtung, die dazwischen in die Andere. Solltest Du die unbeleuchteten, etwa 5cm großen (manchmal auch gar nicht vorhandenen) Hinweisschilder nicht finden, fahre besser einen Block weiter, um Dich zu vergewissern, ob Du nach links oder rechts abbiegen darfst. Denke nicht, dass dieses System der „abwechselnden Richtungen“ immer stimmt oder das die Richtung der Einbahnstraße sich nicht plötzlich ändern könnte.

22. Versuche möglichst immer die für Dich gültige Ampel zu finden, auch wenn Du sie nicht auf Anhieb findest. Meist gilt dann sowieso eine ganz andere, mit der niemand gerechnet hat.

23. Versuche nie, Dich auf die Beschilderung zu verlassen. An der entscheidenden Stelle fehlt das Hinweisschild sowieso.

24. Berücksichtige bitte die Regeln des Abbiegens. Wenn Du rechts abbiegen möchtest, fahre in der linken Spur und drehe dann einfach das Lenkrad nach rechts. Mach das vor allem, wenn Du zu schnell mit einem möglichst großen LKW unterwegs bist. Denk dabei außerdem daran, dass Du nie gelernt hast, wozu dieses kleine gelbe blinkende Licht an den Seiten Deines Fahrzeugs nützlich sein könnte.

25. Beachte die Schlaglöcher (auch „Negativ-Topes“ genannt), die Dir auf der Autobahn und in Städten unverhofft unter das Fahrzeug geraten können. Meist sind sie so tief, dass ein Rad komplett darin versinken kann.

26. Beachte innerhalb kleinerer Ortschaften: Das was aussieht wie ein ausgetrocknetes Flussbett voller Schlaglöcher ist die Hauptstraße. Das was aussieht wie ein wildbewachsener Acker, sind die Nebenstraßen.

27. Beachte: Ein Auto ohne Beule oder Kratzer ist kein Auto.

28. Beachte: Ein LKW mit ausreichend Luft auf den Reifen ist kein LKW.

29. Beachte: Ein LKW, an dem nicht mindestens ein Rad so stark eiert, dass es so aussieht als würde es in der nächsten Kurve abfallen, ist ebenfalls kein LKW.

30. Beachte als LKW-Fahrer, dass Du möglichst nie Deine Ladung sicherst. Die Anderen wollen doch sicherlich auch was davon abhaben. Besonders diese schönen riesigen Eisenstangen, die hinten bereits runterrutschen sind schön, vielleicht möchte damit jemand seine Windschutzscheibe verzieren.

sicherheit.JPG

Die Sicherheit im Straßenverkehr wird ganz besonders groß geschrieben…

31. Beachte: Auch amerikanische Schrottmühlen aus den 1950er Jahren, die restauriert vielleicht in ein Automuseum gehören würden, können noch fahren. Ob die Bremsen noch funktionieren weiß niemand, ist aber auch egal, denn an den Lampen kannst Du sowieso nicht erkennen, ob der Fahrer bremst oder nicht. Durch die faustgroßen Rostlöcher in den Türen kannst Du aber vielleicht sehen, ob der Fahrer irgendein Zeichen gibt in welche Richtung er fahren möchte.

32. Beachte: Auch Krankenwagen mit eingeschaltetem Blaulicht (offensichtlich im Einsatz) müssen an den Mautstationen auf der Autobahn anhalten und bezahlen.

33. Gerate nicht aus der Fassung, wenn Dir im Dunkeln ein funkensprühendes Fahrzeug entgegenkommt: Da hängt halt was runter, was entweder abfällt oder zu Hause wieder drangeschraubt werden kann. Wen interessiert‘s?

34. Beachte die Verkehrspolizisten, die im Feierabendstau an jeder Kreuzung stehen und sich die Seele aus dem Leib pfeifen, einfach nicht. Mit den Ampeln machst Du es doch genauso!

35. Wundere Dich auch nicht, warum an einer einfachen Stichstraße, aus der vielleicht drei Autos in fünf Minuten abbiegen wollen, sieben Verkehrspolizisten wild gestikulierend und pfeifend stehen. Befolge einfach Regel 34!

36. Beachte: Jede dieser Regeln, kann von der Polizei (Deinem Feind und Helfer) entweder genauso oder völlig anders ausgelegt werden. Je nachdem, wie viel Schmiergeld sie haben wollen. Gib ihnen nie Deinen Führerschein oder Ausweis (zumindest nicht im Original), denn Du könntest viel Geld an die Familie eines mexikanischen Polizisten spenden, um sie wiederzubekommen.

37. Beachte: Die Leute, die auf den offenen Ladeflächen der Pick-Ups sitzen halten sich schon irgendwie fest, mach Dir keine Sorgen um sie.

38. Beachte: Busse machen grundsätzlich Vollbremsungen, wenn Menschen am Fahrbahnrand stehen. Denk nicht, dass Du Dich auf die Haltestellen-Schilder (wenn es überhaupt welche gibt) verlassen kannst.

snv80875.JPG

39. Beachte außerdem: Busse fahren grundsätzlich dann von der Haltestelle los, wenn sie entweder rechts oder gar nicht blinken. Beachte dabei ferner: Die herausstehenden Radmuttern können die komplette Seite Deines Autos zerstören, ohne das der Bus auch nur einen Kratzer abbekommt, geschweige denn der Fahrer anschließend anhält. Er muss sich schließlich an den Fahrplan halten, der da heißt: „Fahr so schnell es geht von A nach B! Wer am Ende des Tages die meisten Unfälle verursacht und Passanten überfahren hat, hat gewonnen!“

40. Denk immer dran, Kurven sind dazu da, um „geschnitten“ zu werden. Bedenke dies vor allem bei Gegenverkehr im Dunkeln und nicht eingeschaltetem Licht der anderen Verkehrsteilnehmer.

41. Nimm als Pick-Up-Fahrer am Wettstreit „wer baut den höchsten Ladungs-Turm?“ teil. Die Sieben-Meter-Marke kann noch in diesem Jahr geknackt werden.

42. Stell Dir vor, Du hättest nie gelernt Auto zu fahren: Herzlich Willkommen in México! Du musst nur noch eben dieses Stück Papier unterschreiben und diesem freundlichen Beamten ein paar tausend Pesos in die Brieftasche stecken, um den Führerschein zu bekommen.

Schlussbemerkung: Ich hoffe Ihr habt einen kleinen Einblick in die wichtigsten Grundregeln des Autofahrens hier in México bekommen. Natürlich sind nicht alle davon hundertprozentig ernst zu nehmen, aber ein Fünkchen Wahrheit ist schon dran…

Ich wünsche Euch allen frohe Ostern, viel Spaß beim Eiersuchen und verspreche Euch, mich zum Ende der nächsten Woche an dieser Stelle wieder zu melden. Bis dahin alles Gute!

autos.jpg

Autos in México

Semana Santa – die „heilige Woche“ steht vor der Tür

Donnerstag, März 13th, 2008

Semana Santa? Kenn ich nicht! Tja… ist aber trotzdem gut, dass es sie gibt. Die heilige Osterwoche ist in México, wie in anderen lateinamerikanischen Ländern, eine sehr ruhige und besinnliche Woche und ruhig heißt in diesem Fall: Eine Woche ohne Arbeit! 😉

Uns stehen also vom 15. März bis 23. März genau 9 freie Tage am Stück zur Verfügung, die natürlich ausgiebig genutzt werden. Dafür ist zwar am Ostermontag nicht frei, aber darauf würde ich bei diesen Aussichten auch nicht unbedingt bestehen…

Unser Reiseplan verschlägt uns zunächst für ein paar Tage an die Pazifikküste in die Nähe von Acapulco, dann weiter nach Puerto Escondido sowie die Bahías de Huatulco, um dann in einem „großen Bogen“ durch das südliche Oaxaca mit einigen Stopps an hoffentlich interessanten Orten wieder nach Puebla zurückzukehren. Es wird dann also bestimmt ein paar interessante Berichte, zumindest aber eine Menge neuer Bilder geben, wenn wir wieder zurück sind.

Somit geht der Blog also in eine Art Osterpause. Im Laufe der kommenden Woche gibt es dafür noch ein kleines „automatisches“ Update, soviel kann ich jetzt schon verraten. Es bleibt also weiterhin „spannend“ (hoffe ich zumindest). 😉

Also bis dahin…

El Tajín – die Tempelstadt im Dschungel

Dienstag, März 11th, 2008

snv81901.JPG

Nach langer Zeit standen an diesem Wochenende mal wieder alte, aber interessante und „nett arangierte“ Steine auf dem Programm. 😉 Um die Tempelstadt El Tajín zu besuchen, haben wir uns eine etwas längere Fahrt zugemutet und unsere Reise auf Samstag und Sonntag verteilt. Die Fahrt hat mal wieder gezeigt, wie unterschiedlich die Straßenbedingungen in México sein können… auf der Hinfahrt sind wir über „normale“ Straßen gefahren, hatten schlechtes Wetter und auf den serpentinenartigen Bergstrecken viele LKW vor uns (Fahrtdauer: Siebeneinhalb Stunden für 275 Kilometer!!!). Auf der Rückfahrt gab es weniger LKW, besseres Wetter und wir sind die „Cuota“ (Mautstraße) gefahren und haben gute fünf Stunden gebraucht. Schade eigentlich, aber ohne Beschilderung in die eine Richtung, ist diese Strecke natürlich auch schwer zu finden.

Die etwas ermüdende Fahrt hat sich aber allemal gelohnt, das Gelände und die erhaltenen Pyramiden sind wirklich beeindruckend. Der Baustil der Pyramiden soll wohl einzigartig sein und dazu kommt die schöne Lage inmitten der grünen Tropen.

Die Anlage, die zu den wichtigsten Ausgrabungsstätten Méxicos gehört, ist gute 2100 Jahre alt und erstreckt sich über mehrere Ebenen, um die das alte Zentrum der Totonaken errichtet wurde. Die Hauptpyramide, eine sogenannte Nischenpyramide, verfügt über 365 Nischen. Diese sollen die Tage des Jahres symbolisieren und früher mit Figuren der totonakischen Gottheiten besetzt gewesen sein.

snv81925.JPG

Die Nischenpyramide von El Tajín

In einem gemütlichen Spaziergang über das 11 Quadratkilometer große Gelände haben wir alles auf uns wirken lassen. Wir hatten ein bisschen Glück, dass wir in der Nacht von Samstag auf Sonntag in der Nähe übernachtet hatten, denn so waren wir am Sonntag rechtzeitig da, bevor das ganze Gelände von Touristen belagert wurde.

Direkt hinter dem Gelände schlängelt sich ein kleiner Weg mitten in den grünen Dschungel, aus dem wir Affengeschrei gehört haben, was uns natürlich neugierig gemacht hat. Aber außer ein paar Orangenbäumen, Dattelpalmen, Vanillepflanzen und jeder Menge anderen grünen Gewächsen haben wir nur noch einen Riesenfalter gesehen und die intensiven Gerüche vieler unbekannter Pflanzen in uns aufgenommen – eben eine „Idee der Tropen“ mitgenommen.

snv81845.JPG

Zum Schluss haben wir uns noch den Tanz der „Voladores“ angesehen, der vor der Anlage mehrmals täglich aufgeführt wird und ein altes Fruchtbarkeitsritual darstellt. Dieses besteht daraus, dass sich vier wagemutige „Tänzer“ kopfüber an Seilen hängend 52 mal um einen 30 Meter hohen Stamm wickeln, während ein fünfter hoch oben trommelnd und flötespielend einen Tanz aufführt und Gebete für die Fruchtbarkeit des Landes in alle Richtung losschickt. Bisher scheint es jedenfalls funktioniert zu haben… 😉

unbenannt.jpg

Der Tanz der Voladores 

Land und Leute – Teil 5 – Lebensbedingungen

Mittwoch, März 5th, 2008

In dieser Kolumne habe ich bisher über „lustige“ und kuriose Beobachtungen und in den anderen Berichten von der Schönheit dieses faszinierenden Landes berichtet. Aber es gehört auch zum Leben in México, dass man abschreckende Dinge sieht. Am Anfang ist es ein Schock, dass man mit existentieller Armut, Elend und menschlichen Tragödien konfrontiert wird… aber (so traurig es ist) – man „gewöhnt“ sich daran.

Das „schlechte Gewissen“ ist trotzdem oft dabei, wenn man durch heruntergekommene Vororte von Städten fährt, die ich zwar noch nicht als „Slums“ bezeichnen würde, die aber nicht mehr weit davon entfernt sind. Dort oder in den vielen Bauruinen direkt an der Stadtautobahn spielt sich das oft traurige (aber wahre) Leben Mexikos ab. Vergleicht man die Lebensweise der Menschen dort mit der von der noch „glücklichen Mehrheit“, die hinter den hohen Mauern und Zäunen mit ihren Wachhunden lebt und auf deren Höfen gut bewachte Autos stehen, so muss man von einem sozialen Gefälle sprechen, dass gefährliche Ausmaße annimmt. Nicht umsonst stehen vor Banken meist schwerbewaffnete Polizisten mit schusssicheren Westen und Gewehr im Anschlag. Auch wenn ich selbst noch nie in eine gefährliche Situation gekommen bin und auch sonst nur von „normalem Diebstahl“ gehört habe oder mit einem Reifendiebstahl konfrontiert wurde (dabei standen die Autos eben mal nicht hinter der hohen Mauer), muss man in einigen Gegenden auch mit Schlimmerem rechnen.

Das Unschönste daran ist die eigene Hilflosigkeit, wenn man barfüßige Kinder in den Städten sieht, die einem billiges Plastikspielzeug verkaufen wollen und damit wahrscheinlich ihre Familie ernähren. Die Perspektivlosigkeit der Menschen ist traurig und noch schlimmer ist, dass man als Einzelner nur hilflos zusehen und nichts bewirken kann. In einem Land mit einer Analphabetismus-Quote von über 10% gibt es Probleme, die an ganz anderer Stelle gelöst werden müssten.

Die niedrigen Lohnkosten in Mexiko, die fehlende soziale Absicherung und die traurige Tatsache, dass viele Menschen hier unterhalb der Armutsgrenze leben, machen es möglich: Arbeit ist für alle zur Genüge da und wird meist auch bitter benötigt, um die eigene Versorgung zu sichern. Wenn nicht die ganze Familie an einem Taco-Stand, auf einem der vielen Märkte, in der Landwirtschaft oder im Betrieb des Großvaters arbeitet, bleibt noch eine der unzähligen „Dienstleistungs- tätigkeiten“: Zu jedem Geschäft gehören Einpack- und Auspark-Helfer… Kinder packen für ein paar Pesos den Einkauf in Plastiktüten und auf dem Parkplatz stehen deren die Väter, die beim Beladen des Autos helfen und mit Pfeife im Mund und wildem Gestikulieren den Weg beim Ausparken „freihalten“. Auf anderen Parkplätzen wird man auch von Kindern angesprochen, die für ein paar Pesos das Auto „bewachen“ wollen. Überall werden Sachen abgenommen, die Arbeit erleichtert oder „unnötigerweise“ Hilfe angeboten: Manche Unterstützung will man eben gar nicht haben, es bleibt aber nicht viel übrig, als sie zu akzeptieren.

Weitere Beispiele: Im Geschäft sucht man sich zwar seine Brötchen und sein Brot selber aus, zum Einpacken muss man es aber dann noch einer der vier „Einpackfrauen“ geben; an der Fleischtheke stehen 15 Verkäufer, die am liebsten alle gleichzeitig eine Beratung vornehmen wollen; an den Tankstellen gibt es meist zwei Tankwarte pro Zapfsäule; ständig wird irgendwo sauber gemacht und geputzt; auf vielen Toiletten werden Seife und Papier angereicht, wenn man am Waschbecken steht; ständig wird man von Schuhputzern angesprochen; Verkäufer von Souvenirs wollen ihre Ware loswerden; und so weiter und so fort… Würde ich diese Liste fortsetzen, könnte ich wahrscheinlich den ganzen Blog füllen. Und dabei habe ich hierbei noch die wirklich guten Arbeitsmöglichkeiten beschrieben. Unter unschöneren Bedingungen arbeiten die Verkäufer mit ihren Bauchläden, die im Feierabendstau auf der Autobahn Kaugummi, Zigaretten und kleine Snacks verkaufen. Vor allem die schwangeren Frauen, die den ganzen Nachmittag in den Autoabgasen stehen (bleifreier Kraftstoff ist hier nicht unbedingt selbstverständlich!) und noch ein anderes Kleinkind auf den Schultern tragen, möchte man am liebsten einsammeln und nach Hause fahren.

Was ich damit sagen will ist, dass es unglaublich viele Leute gibt, die kaum Geld verdienen und auch wenn ich hier als Praktikant ebenfalls kein Geld verdiene (das soll jetzt keine Beschwerde sein!), so ist es doch immer ein gewisses Gefühl des „Freikaufens“ vom schlechten Gewissen, wenn man seine paar Pesos als Trinkgeld abgibt. Allen kann man damit nicht helfen, aber zumindest diesem einen Menschen, für den 1€ schon ein guter Teil seiner Tageseinnahmen sein kann. Es handelt sich dabei eben nicht um Menschen, denen man ein eigenes Verschulden an ihrer Lage vorwerfen und an denen man einfach vorbeigehen könnte, ohne sie zu beachten. Nein! Hier geht es um Menschen, die von Geburt an keine andere Chance als diese hatten…

Das war México von seiner schlechten Seite. Tut mir leid, dass ich Euch die gute Laune beim Lesen verderben musste, aber auch diese Information hat mir auf der Seele gebrannt und ich fand, ihr solltet auch diese Seite dieses Landes kennenlernen.

snv81164.JPG

Ein normales Wohnviertel in Cholula – mit „durchschnittlicher Absicherung“ der Häuser

Ein ruhiges Wochenende!

Dienstag, März 4th, 2008

Da ich mich pünktlich zum Wochenende eine unfreundliche Erkältung erwischt hatte, konnte ich diesmal leider keine größere Reise antreten und hab einen Großteil der letzten zwei Tage im Bett verbracht. Wahrscheinlich hat mich der Temperatursturz von 26°C auf 17°C ziemlich umgehauen. 😉 Tja, solche Probleme habe ich hier… ich hoffe Ihr seid unterdessen nicht weggeflogen und habt den Sturm gut überstanden.

Gar nichts machen… das konnte ich an diesem Wochenende dann aber auch nicht übers Herz bringen… Am Sonntag war ich beispielsweise auf der „Fayuca“ in Puebla. Dabei handelt es sich um den „offiziellen Schwarzmarkt“ der Stadt. Dort gibt es einfach alles, was man so braucht. Von „Marken“-Jeans und T-Shirts, über Spielzeug, Computerspiele, DVDs, CDs bis hin zu „hochwertigen“ Kosmetikartikeln und Parfums. Natürlich ist alles „original“… Auch die CDs ohne Beschriftung mit 150 mp3-Liedern drauf für umgerechnet 1,50€. Genauso wie die DVDs mit aktuellen Filmen, die derzeit noch im Kino laufen… hier gibt es sie mit echt-selbstausgedrucktem Cover und überhaupt garantiert echt und original. Ehrlich!

5 DVDs gibt es beispielsweise zum Familienpreis von 4€. Und man muss den Verkäufern einfach glauben, wenn sie ihre unschuldigen Gesichter zeigen und man den CD-Preis von 50 Pesos auf 20 Pesos runterhandelt, ohne dass es ihnen was auszumachen scheint, dass man den Wert dieser Qualitätsware vollkommen verkennt und dass sie sich nur schweren Herzens von ihren super Angeboten trennen können.

Also, alles in allem eine lustige Erfahrung und falls noch jemand eine Adidas-Hose für 7€ oder ein x-beliebiges Marken-T-Shirt für 3€ braucht, einfach Bescheid sagen… 😉