Archive for the ‘Land und Leute’ Category

Land und Leute – Teil 8 – Ein Rätsel zum Schluss

Donnerstag, Mai 22nd, 2008

Dies wird wohl der letzte Eintrag in der Rubrik „Land und Leute“ sein. Natürlich konnte ich hier nicht über alles berichten, aber ich habe mein Bestes getan, um Euch einen kleinen Einblick in das „Leben in Mexiko“ zu geben. Es gibt noch tausende andere Dinge, die mir einfallen, aber leider reicht die Zeit nicht mehr aus. Also werde ich den Rest einfach erzählen, wenn ich wieder da bin. Ein Grund mehr, Euch mal alle wiederzusehen. Ich freue mich jedenfalls schon.

Ich hatte eine tolle Zeit hier, aber so langsam heißt es auch Abschied zu nehmen. Für mich von Mexiko und für Euch vom Blog… 😉 Aber keine Angst, ein paar Einträge kommen ja noch.

Jetzt zum heutigen Thema: Wer nach Mexiko kommt, sollte aufgrund des nicht ganz ungetrübten Verhältnisses zu den Amerikanern und der allgegenwärtigen Abneigung gegenüber der englischen Sprache zumindest ein paar spanische Grundkenntnisse haben. Was aber mindestens genauso wichtig ist, ist ein Crashkurs in aztekischen, toltekischen oder zapotekischen Namen. Denn auch wenn die Landessprache Spanisch ist, so haben sich in vielen Regionen indianische Sprachen gehalten und werden noch heute aktiv genutzt. Vor allem an den Namen von Dörfern und Städten lässt sich die Aussprache… gut üben.

Deshalb heute Lektion 1 bis 3:

1. Fangen wir mal leicht an: Cholula ist machbar und Atlixco oder Tasko auch (wenn man weiß, wie es ausgesprochen wird – aufmerksame Leser wissen Bescheid!).

2. Schwieriger wird es dann schon bei Cuautlancingo, Tlacolula, Xomichilco, Oaxaca und Tehutihuacan.

3. Ganz toll wird es aber bei:

Tlaxtaptepetl,

Izztahuate,

Tlatocingopetl,

Tlaxcalatepec,

Itzamamitlan,

Teonotichlán,

Txinchgotihuatl,

Tlaquepaque,

Xochicuataplingo,

oder Actzepectecán.

Wer errät, welche drei Namen aus der letzten Liste nicht ausgedacht sind, gewinnt ein kleines Souvenir aus México. Einsendungen bitte ab sofort an Gewinnspiel@christianglaus.de (das ist kein Scherz, die e-Mail-Adresse gibt es wirklich…).

Viel Glück!!!

Einsendeschluss ist der 1. Juni 2008 um 17:20 Uhr MEZ, der Zeitpunkt, an dem ich wieder in Deutschland landen soll. Ihr habt also exakt 10 Tage Zeit, Euch was einfallen zu lassen.

Land und Leute – Teil 7 – Pemex, Oxxo und „Castor-Transporte“

Mittwoch, April 30th, 2008

Heute gibt es mal ein bisschen „Markenkunde Mexiko“ für Euch… denn es gibt ein paar Dinge, um die kommt man in Mexiko einfach nicht herum, wenn man so viel mit dem Auto unterwegs ist wie wir und dass sind erstens Pemex-Tankstellen und zweitens Oxxos. Jetzt fragt Ihr Euch sicherlich, wie ich darauf komme… das frage ich mich auch gerade, aber ich habe neulich darüber nachgedacht, was noch „typisch für Mexiko“ ist und worüber ich noch nicht geschrieben habe… und das ist mir dazu eingefallen:

PEMEX

PEMEX ist die Tankstelle in Mexiko. Das staatliche Mineralölunternehmen betreibt Tankstellen, die in einem engmaschigen Netz über das ganze Land verteilt sind. Außer sehr sehr wenigen „freien“ Tankstellen, gibt es einfach nichts Anderes. Einen Vorteil hat das Ganze: Egal an welchem Ort und zu welcher Uhrzeit man an die Zapfsäule fährt… man wird immer von den gleichen Dingen erwartet:

1. Zapfsäulen in den Landesfarben rot, grün und weiß…

2. Tankwarte mit olivgrünen Overalls, die mit einem Lappen in der Hand winken und damit signalisieren, dass „ihre“ Zapfsäule noch frei ist…

3. sowie: Immer und überall der gleiche Preis. Im Januar lag er bei 7,03 Pesos pro Liter, später ist er dann Schritt für Schritt gestiegen und inzwischen liegt er bei 7,10 Pesos pro Liter (seit ungefähr fünf Wochen). Das sind mit Berücksichtigung der Wechselkursschwankungen etwa 0,42 bis 0,44 Euro pro Liter. Damit kann man leben… allerdings verleitet dieser Preis natürlich auch nicht gerade zum sparsamen Fahren… aber über das Umweltbewusstsein habe ich mich ja bereits ausgelassen. 😉

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Wie bei vielen Dingen in México gewöhnt man sich auch beim Tanken eine gewisse „Bequemlichkeit“ an. Denn man muss nie aussteigen, alles wird erledigt. Neben dem Tanken hat ein „durchschnittlicher“ Tankwart noch das Putzen der Windschutzscheibe und das Kontrollieren des Ölstandes im „Repertoire“, was dann aber dementsprechend ein höheres Trinkgeld erfordert. Meistens besteht die einzige Dienstleistung aber daraus, das Auto mit dem guten „Magna“ (die Standardbenzinsorte) betanken zu lassen. Nur verwundert es nicht, dass bei 87 Oktan die Motoren nicht mehr so unbedingt mitspielen wollen… (vgl. Eintrag vom 1. April – zweiter Teil 🙂 )

OXXO

Eine weitere Besonderheit in Mexiko, um die man einfach nicht „herumkommt“ ist der OXXO. Diese landesweit vertretene „Supermarkt“-Kette, deren Läden rund um die Uhr geöffnet haben, lässt sich am Besten als „Tankstellenshop“ ohne Tankstelle beschreiben – auch wenn man sich die Preise ansieht. Es ist halt etwas teurer, aber man bekommt immer und zu jeder Uhrzeit was man will: Kaffe, kalte Getränke (alkoholisch* und unalkoholisch), kleine Snacks, Süßigkeiten, Chips, fertig belegte Sandwiches (Mikrowellen stehen immer bereit), Tabakwaren und sogar die wichtigsten Medikamente.

*Hinweis: Mit alkoholischen Getränken sollte man sich in der Öffentlichkeit allerdings nicht zeigen. In dieser Hinsicht sind die Mexikaner den „hassgeliebten Gringos“ doch ähnlicher als man denkt.

Außerdem kann man beim OXXO auch seine Telefonkarten aufladen, seine Strom- und Wasserrechnung bezahlen und bestimmt noch viel mehr machen, was ich noch gar nicht rausgefunden habe. Der OXXO ist gerade in kleineren Dörfern meist der Mittelpunkt des Ortes (neben dem Zócalo versteht sich). In Puebla und anderen größeren Städten gibt es aber eine gefühlte OXXO-Dichte von einem Laden pro 100 Einwohner.
Der OXXO eignet sich auch hervorragend zur Wegbeschreibung (z.B. beim Taxifahrer): „Wir wohnen ganz in der Nähe von einem Oxxo“ oder „hinter dem nächsten Oxxo noch 100 Meter geradeaus und dann links“. Das sind die „Klassiker“ eines jeden Abends, der mit verwirrten Blicken und hilflosem herumirren durch die Stadt endet. „War es der Oxxo am Anfang oder am Ende der Straße? Moment, dahinten ist ja noch einer…“

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Nicht so häufig, aber durchaus mit gewisser Regelmäßigkeit sieht man einen Castor-Transport in México. Ok, hier ist es eine Spedition, aber als ich zum ersten Mal so einen LKW habe auf der Autobahn wenden sehen, wurde mir doch ein bisschen mulmig… 😉

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Schon wieder frei…

Es tut mir sehr leid, aber wir haben schon wieder fünf Tage frei. Ja, ich weiß – es hört sich wirklich so an, als würden wir hier nie arbeiten… aber dass kann man so nicht sagen. Vom 1. Mai bis 5. Mai (der 2. Mai ist „unverschämterweise“ ein offizieller „Brückentag“ und der 5. Mai ein lokaler Feiertag im Bundesstaat Puebla) besteht die einmalige Möglichkeit, uns noch ein bisschen im „Mittleren Westen“ Mexikos umzusehen. Nach langem hin und her – denn die Entscheidung nicht nochmal ans Wasser zu fahren ist nicht leicht gefallen – können wir uns ganz gut mit der Idee anfreunden. Geplante Ziele sind unter Anderem Guanajuato, Guadalajara und Tequila. Für mich ist es schon eine erste „Abschiedstour“, denn so langsam neigt sich meine Zeit in México dem Ende entgegen. Ich bin nur noch einen Monat hier und habe noch ganze 9 Arbeitstage vor mir…

Ich hoffe es geht diesmal alles mit den Autos gut und es passieren nicht wieder irgendwelche anderen unschönen Dinge. So oder so, werde ich Mitte der kommenden Woche evtl. wieder etwas Spannendes zu berichten haben. Also, bis dann und ein schönes Wochenende!

Land und Leute – Teil 6 – Staub, Abgase, Müll, Qualm, Feuer, Feuerwerk, Lärm, Eruptionen, Erdbeben…

Mittwoch, April 16th, 2008

Da ich das letzte Wochenende zu Hause verbracht habe, kann ich leider nichts Neues berichten. Also lasse ich die gute alte Land-und-Leute-Rubrik wieder aufleben… denn ich kann es mir nicht nehmen lassen, etwas dazu zu sagen, wie gesund man doch hier leben kann: Gesundheit? Lärmschutz?? Umweltschutz???… die Liste unbekannter Fremdwörter in México ist lang. Jedenfalls gibt es für keines dieser Wörter eine überzeugende „Übersetzung“ in den Alltag. 😉

Dazu eine kleine Geschichte: Jeden Morgen fährt ein Pick-Up durch die Straßen von Cholula, von dessen Ladefläche aus frisches Obst verkauft wird. Ein enormer Lautsprecher beschallt dabei die gesamte Umgebung lautstark mit dem immer wieder kehrenden Werbespruch und dazu passender Musik. Unterbrochen wird diese beschauliche Morgenidylle etwa jeden dritten Tag durch Feuerwerk hier im Ort, das sowohl am Nachmittag, als auch um 2 Uhr nachts oder um 6 Uhr am Morgen seinen Höhepunkt erreicht haben kann. Wieder einmal wird einer der zahlreichen Schutzheiligen mit Riesenböllern gefeiert, deren Lautstärke sogar auf polnischen Feuerwerks-Schwarzmärkten Aufsehen erregen würde.

Da stört es schon fast gar nicht, wenn mal wieder ein LKW mit zwei Auspuffen groß wie Abflussrohre vorbeifährt und beim Beschleunigen eine Klangfontäne ausstösst, die jeden startenden Düsenjet in den Schatten stellt. Die riesigen schwarzgrauen Abgaswolken, die in den Häuserschluchten verteilt werden, senken sich bedrohlich langsam herab und vermischen sich langsam mit dem aufsteigenden Qualm der brennenden Böschung, die sich einfach so mal wieder entzündet hat.

Ich glaube die Messgeräte, die in Deutschland zur Bestimmung der Feinstaubbelastung benutzt werden, könnten hier gar nicht eingesetzt werden, weil ständig das obere Ende der Skala erreicht wäre. „Lungenfreundlich“ ist die Luft hier ganz bestimmt nicht. Doch nicht nur die brennende Böschung, die glimmenden Felder oder andere lodernde Feuerwalzen rufen ein beißendes Kratzen in den Atemwegen hervor. Oft wird auch einfach der Müll verbrannt, der im Laufe des Tages anfällt (und das ist nicht wenig!). Dabei ist es egal, ob zur Verbrennung eine Feuertonne verwendet wird oder einfach ein kleiner Haufen am Straßenrand angehäuft wird. Wichtig ist, dass so viel Kunststoff oder Gummi wie möglich mit verbrannt wird, denn nur dann ist es ein echtes mexikanisches Feuer. Und Kinder merkt Euch: Zum Anzünden eignen sich immer ein paar leere PET-Flaschen!

Nicht nur unterwegs oder am Straßenrand sieht man ständig irgendwo Rauchsäulen aufsteigen oder riesige schwarze Flächen, die komplett verkohlt sind, sondern auch zu Hause dringt ab und zu beißender Qualm in mein Zimmer. Gerade jetzt ist es auch wieder so, aber ich will gar nicht wissen, was dort wieder brennt. Ich hab schon alle Fenster geschlossen, aber es zieht trotzdem durch die Ritzen…

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Fenster zu, Klimaanlage aus, Umluft an – und durch (man entwickelt Routine)!

Wenn der Müll nicht verbrannt wird, kann man ihn auch einfach aus dem Autofenster entsorgen. Kaum eine größere Straße ist nicht von Plastikflaschen, Pappkartons, Getränkedosen, Plastiktüten oder sonstigem Müll gesäumt. Doch nicht nur der Müll, die Abgase und die Verbrennungsrückstände machen zu schaffen, auch die extrem trockene Luft hier in der Höhenlage, gepaart mit einer sehr hohen Staubdichte sind nicht gerade angenehm für die Schleimhäute. Wenn man ein frischgewaschenes Auto abends abstellt (einmal monatlich „müssen“ wir unsere Autos für eine kleine Inspektion waschen), kann man mit Sicherheit davon ausgehen, dass am nächsten Morgen eine dicke Staubschicht darauf zu finden ist. Denn zu guter Letzt spuckt auch der Popo tagtäglich seine Rauchwolke in die Luft, die vom Wind meist im ganzen Hochtal von Puebla verteilt wird.

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Der Popo am Abend – na was spuckt der denn wieder?

Apropos Popo, ein paar weitere „natürliche Umweltbelastungen“ gibt es ja auch noch, auch wenn sich diese nicht in den Atemwegen oder durch Ohrensausen bemerkbar machen: Erdbeben und Vulkanausbrüche. Nicht umsonst wird in öffentlichen Gebäuden, z.B. im VW-Werk, aber auch in Diskotheken oder Supermärkten mit Hinweisschildern darauf vorbereitet, wie man sich im Fall eines Erdbebens verhalten soll. Dazu gibt es ein gemeinsames Schild für das Verhalten im Brandfall (auch aus Deutschland bekannt), das um ein paar Hinweise für den Fall „wackelnder Erde“ erweitert ist. Seit ich hier bin, hat es schon zwei Erdbeben gegeben, wobei ich zugeben muss, dass ich davon nichts mitbekommen habe. Muss ja auch nicht unbedingt sein.

Da gehe ich lieber wieder raus zum Obstverkäufer und kaufe eine von Ruß- und Feinstaubpartikeln überzogene Orange. Auf die Plastiktüte verzichte ich, die kann jemand anders verbrennen… mit meinem letzten Streichholz habe ich vor kurzem den TNT-Böller vor einer Kirche gezündet, um der Jungfrau von Guadalupe zu gedenken. 😉

Die 42 goldenen Regeln des Autofahrens in México! – ein „Land und Leute“-Spezial

Mittwoch, März 19th, 2008

[Achtung nicht ganz ernst gemeint und ganz so schlimm ist es auch nicht]

1. Beachte: ALLE anderen Fahrer haben immer und überall Vorfahrt. Respektiere sie soweit es geht!

2. Benutze als Mexikaner nie die Seitenspiegel, aber sei als Gast des Landes besonders wachsam und entwickle den „360°-Schulterblick“

3. Beachte die Tope (lustige kleine „Bodenwellen“ auf der Straße), die dazu dienen sollen, dass die Geschwindigkeit reduziert wird. Meist führt dies aber zu einer Beschleunigungsattacke auf 90km/h innerhalb der Ortschaft und einer mittleren Vollbremsung vor dem nächsten Tope.

4. Bremse möglichst vor JEDEM Tope ab, denn sonst landest Du mit Deinem Auto im nächsten Graben (alles schon gesehen) oder zerschrammst Dir den gesamten Fahrzeugunterboden. Das Geräusch ist echt toll – ungefähr so, wie wenn man mit langen Fingernägeln an einer Tafel langkratzt (nur viel lauter und bedeutend unangenehmer).

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Ein gut sichtbarer Tope in Cholula – manchmal sind sie auch nicht angekündigt und nicht so schön gekennzeichnet wie dieser hier!

5. Respektiere jeden LKW, als wäre er Dein persönlicher Feind, denn genau das ist er.

6. Beachte: Blinker dienen zur Beleuchtung des Autos. Besonders gut machen sie sich in Kombination mit blauer Unterboden-Beleuchtung und grün-violett blinkenden Lampen um das Nummernschild herum.

7. Das Anschalten der Warnblinker bedeutet: Ich habe etwas vor, weiß aber noch nicht was!

8. Alternativ können Warnblinker bedeuten: Ich möchte jetzt ein besonderes Manöver präsentieren, verrate Dir aber vorher noch nicht, was dabei mit meinem und vor allem DEINEM Auto passiert.

9. Wundere Dich auch nicht, wenn die Bremslichter des vorausfahrenden Fahrzeugs plötzlich ausgehen obwohl es langsamer wird oder in einer anderen Farbe als rot anfangen zu blinken. Sieht doch toll aus!

10. Rechne auf der Autobahn mit Topes, unbeleuchteten Hindernissen, Felsbrocken, abgebrochenen Randsteinen, Spaziergängern, Wildhunden, wendenden LKW und Fahrradfahrern ohne Licht, die Dir entgegen kommen (meist alles auf einmal).

11. Beachte auch die Bushaltestellen und Fußgängerüberwege auf der Autobahn, sowie die Familien mit „Bauchläden“, die Dir im Feierabendstau auf der Autobahn Lutscher und Kaugummi verkaufen wollen. Bremse nicht ab, andere Fahrer machen es auch nicht.

12. Denke ferner daran, dass Autobahnauf- und abfahrten auf der linken Seite Probleme bereiten könnten, wenn Du gerade auf der Überholspur etwas schneller unterwegs bist und ein alter VW Käfer gerade von 20km/h auf die 45km/h-Höchstgeschwindigkeit beschleunigen will.

13. In diesem Zusammenhang denke bitte auch an die „Retornos“: Lustige Wendestellen auf der Autobahn, an denen Du Dich entscheiden kannst, wieder zurück zu fahren, wenn Du willst. Lass Dich auch nicht von der Beschilderung verwirren, wenn 100 Kilometer hinter einer Stadt dieselbe “geradeaus“ ausgeschildert ist. Das bedeutet nur, dass Du noch 10 Kilometer bis zum nächsten „Retorno“ fahren brauchst, um wenden zu können.

14. Wende am „Retorno“ als LKW-Fahrer von der rechten Spur aus, damit Du mit Deinem unbeleuchteten Sattelschlepper plus Anhänger möglichst viele andere Verkehrsteilnehmer zur Vollbremsung zwingen kannst.

15. Benutze den Standstreifen als Überholmöglichkeit, aber beachte die etwa 20cm hohe Kante zwischen der eigentlichen Fahrbahn und dem Standstreifen, die unschöne Gegenlenkbewegungen hervorrufen kann.

16. Versuche nie die Fahrbahnmarkierung zu suchen. Sollte sie mal existiert haben, weiß sowieso niemand, was die lustigen Pfeile und durchgezogenen Linien zu bedeuten haben.

So kann Autfahren hier auch ganz entspannt sein… Eine „Beispielfahrt“ durch Cholula:
Über die 12 Poniente zur Privada 5 Norte… (Bitte klicken!)

17. Beachte, dass Dich andere Autos und vor allem die riesigen amerikanischen LKW jederzeit auf jeder Seite Deines Autos überholen können. Besonders viel Spaß macht dies auf einer vierspurigen Autobahn.

18. Für vierspurige Autobahnen gilt: Der langsamste Verkehrsteilnehmer (vermutlich ein alter VW Käfer) fährt in der zweiten Spur von links, schwere Sattelschlepper oder die Sattelschlepper mit zusätzlichem Anhänger (ungefähr doppelt so lang wie deutsche LKW) fahren ganz links oder wahlweise in der zweiten Spur von rechts (aber nur, wenn die linke Spur von einem langsamen Pick-Up oder einem am Limit fahrenden VW Käfer blockiert ist). Auf der rechten Spur fahren etwas schnellere Autos, Fahrradfahrer, langsame Landwirtschaftliche Maschinen und alles was noch mindestens ein funktionierendes Rad hat. Auf dem Standstreifen laufen Leute oder halten Busse, aus denen Fahrgäste aussteigen, die meist ganz schnell die gesamte Autobahn überqueren wollen.

19. Achte auf Taxis, denn meist steht die Tachonadel pauschal bei 40km/h, so dass die Fahrer gar nicht wissen, dass sie mit 120km/h durch den Ort fahren und denke vor allem an die Insassen (Sicherheitsgurte fehlen nämlich zumindest auf der Rückbank).

20. Solltest Du innerhalb der Stadt plötzlich ein riesiges Feuer auf der Straße sehen, um das herum ein paar düster blickende Gestalten stehen, wende unauffällig und biege einen Block später ab. Beachte dabei aber, die Einbahnstraßenregelung (siehe Punkt 21).

21. Beachte innerhalb der Städte die Einbahnstraßenregelung. Jede zweite Straße führt in eine Richtung, die dazwischen in die Andere. Solltest Du die unbeleuchteten, etwa 5cm großen (manchmal auch gar nicht vorhandenen) Hinweisschilder nicht finden, fahre besser einen Block weiter, um Dich zu vergewissern, ob Du nach links oder rechts abbiegen darfst. Denke nicht, dass dieses System der „abwechselnden Richtungen“ immer stimmt oder das die Richtung der Einbahnstraße sich nicht plötzlich ändern könnte.

22. Versuche möglichst immer die für Dich gültige Ampel zu finden, auch wenn Du sie nicht auf Anhieb findest. Meist gilt dann sowieso eine ganz andere, mit der niemand gerechnet hat.

23. Versuche nie, Dich auf die Beschilderung zu verlassen. An der entscheidenden Stelle fehlt das Hinweisschild sowieso.

24. Berücksichtige bitte die Regeln des Abbiegens. Wenn Du rechts abbiegen möchtest, fahre in der linken Spur und drehe dann einfach das Lenkrad nach rechts. Mach das vor allem, wenn Du zu schnell mit einem möglichst großen LKW unterwegs bist. Denk dabei außerdem daran, dass Du nie gelernt hast, wozu dieses kleine gelbe blinkende Licht an den Seiten Deines Fahrzeugs nützlich sein könnte.

25. Beachte die Schlaglöcher (auch „Negativ-Topes“ genannt), die Dir auf der Autobahn und in Städten unverhofft unter das Fahrzeug geraten können. Meist sind sie so tief, dass ein Rad komplett darin versinken kann.

26. Beachte innerhalb kleinerer Ortschaften: Das was aussieht wie ein ausgetrocknetes Flussbett voller Schlaglöcher ist die Hauptstraße. Das was aussieht wie ein wildbewachsener Acker, sind die Nebenstraßen.

27. Beachte: Ein Auto ohne Beule oder Kratzer ist kein Auto.

28. Beachte: Ein LKW mit ausreichend Luft auf den Reifen ist kein LKW.

29. Beachte: Ein LKW, an dem nicht mindestens ein Rad so stark eiert, dass es so aussieht als würde es in der nächsten Kurve abfallen, ist ebenfalls kein LKW.

30. Beachte als LKW-Fahrer, dass Du möglichst nie Deine Ladung sicherst. Die Anderen wollen doch sicherlich auch was davon abhaben. Besonders diese schönen riesigen Eisenstangen, die hinten bereits runterrutschen sind schön, vielleicht möchte damit jemand seine Windschutzscheibe verzieren.

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Die Sicherheit im Straßenverkehr wird ganz besonders groß geschrieben…

31. Beachte: Auch amerikanische Schrottmühlen aus den 1950er Jahren, die restauriert vielleicht in ein Automuseum gehören würden, können noch fahren. Ob die Bremsen noch funktionieren weiß niemand, ist aber auch egal, denn an den Lampen kannst Du sowieso nicht erkennen, ob der Fahrer bremst oder nicht. Durch die faustgroßen Rostlöcher in den Türen kannst Du aber vielleicht sehen, ob der Fahrer irgendein Zeichen gibt in welche Richtung er fahren möchte.

32. Beachte: Auch Krankenwagen mit eingeschaltetem Blaulicht (offensichtlich im Einsatz) müssen an den Mautstationen auf der Autobahn anhalten und bezahlen.

33. Gerate nicht aus der Fassung, wenn Dir im Dunkeln ein funkensprühendes Fahrzeug entgegenkommt: Da hängt halt was runter, was entweder abfällt oder zu Hause wieder drangeschraubt werden kann. Wen interessiert‘s?

34. Beachte die Verkehrspolizisten, die im Feierabendstau an jeder Kreuzung stehen und sich die Seele aus dem Leib pfeifen, einfach nicht. Mit den Ampeln machst Du es doch genauso!

35. Wundere Dich auch nicht, warum an einer einfachen Stichstraße, aus der vielleicht drei Autos in fünf Minuten abbiegen wollen, sieben Verkehrspolizisten wild gestikulierend und pfeifend stehen. Befolge einfach Regel 34!

36. Beachte: Jede dieser Regeln, kann von der Polizei (Deinem Feind und Helfer) entweder genauso oder völlig anders ausgelegt werden. Je nachdem, wie viel Schmiergeld sie haben wollen. Gib ihnen nie Deinen Führerschein oder Ausweis (zumindest nicht im Original), denn Du könntest viel Geld an die Familie eines mexikanischen Polizisten spenden, um sie wiederzubekommen.

37. Beachte: Die Leute, die auf den offenen Ladeflächen der Pick-Ups sitzen halten sich schon irgendwie fest, mach Dir keine Sorgen um sie.

38. Beachte: Busse machen grundsätzlich Vollbremsungen, wenn Menschen am Fahrbahnrand stehen. Denk nicht, dass Du Dich auf die Haltestellen-Schilder (wenn es überhaupt welche gibt) verlassen kannst.

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39. Beachte außerdem: Busse fahren grundsätzlich dann von der Haltestelle los, wenn sie entweder rechts oder gar nicht blinken. Beachte dabei ferner: Die herausstehenden Radmuttern können die komplette Seite Deines Autos zerstören, ohne das der Bus auch nur einen Kratzer abbekommt, geschweige denn der Fahrer anschließend anhält. Er muss sich schließlich an den Fahrplan halten, der da heißt: „Fahr so schnell es geht von A nach B! Wer am Ende des Tages die meisten Unfälle verursacht und Passanten überfahren hat, hat gewonnen!“

40. Denk immer dran, Kurven sind dazu da, um „geschnitten“ zu werden. Bedenke dies vor allem bei Gegenverkehr im Dunkeln und nicht eingeschaltetem Licht der anderen Verkehrsteilnehmer.

41. Nimm als Pick-Up-Fahrer am Wettstreit „wer baut den höchsten Ladungs-Turm?“ teil. Die Sieben-Meter-Marke kann noch in diesem Jahr geknackt werden.

42. Stell Dir vor, Du hättest nie gelernt Auto zu fahren: Herzlich Willkommen in México! Du musst nur noch eben dieses Stück Papier unterschreiben und diesem freundlichen Beamten ein paar tausend Pesos in die Brieftasche stecken, um den Führerschein zu bekommen.

Schlussbemerkung: Ich hoffe Ihr habt einen kleinen Einblick in die wichtigsten Grundregeln des Autofahrens hier in México bekommen. Natürlich sind nicht alle davon hundertprozentig ernst zu nehmen, aber ein Fünkchen Wahrheit ist schon dran…

Ich wünsche Euch allen frohe Ostern, viel Spaß beim Eiersuchen und verspreche Euch, mich zum Ende der nächsten Woche an dieser Stelle wieder zu melden. Bis dahin alles Gute!

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Autos in México

Land und Leute – Teil 5 – Lebensbedingungen

Mittwoch, März 5th, 2008

In dieser Kolumne habe ich bisher über „lustige“ und kuriose Beobachtungen und in den anderen Berichten von der Schönheit dieses faszinierenden Landes berichtet. Aber es gehört auch zum Leben in México, dass man abschreckende Dinge sieht. Am Anfang ist es ein Schock, dass man mit existentieller Armut, Elend und menschlichen Tragödien konfrontiert wird… aber (so traurig es ist) – man „gewöhnt“ sich daran.

Das „schlechte Gewissen“ ist trotzdem oft dabei, wenn man durch heruntergekommene Vororte von Städten fährt, die ich zwar noch nicht als „Slums“ bezeichnen würde, die aber nicht mehr weit davon entfernt sind. Dort oder in den vielen Bauruinen direkt an der Stadtautobahn spielt sich das oft traurige (aber wahre) Leben Mexikos ab. Vergleicht man die Lebensweise der Menschen dort mit der von der noch „glücklichen Mehrheit“, die hinter den hohen Mauern und Zäunen mit ihren Wachhunden lebt und auf deren Höfen gut bewachte Autos stehen, so muss man von einem sozialen Gefälle sprechen, dass gefährliche Ausmaße annimmt. Nicht umsonst stehen vor Banken meist schwerbewaffnete Polizisten mit schusssicheren Westen und Gewehr im Anschlag. Auch wenn ich selbst noch nie in eine gefährliche Situation gekommen bin und auch sonst nur von „normalem Diebstahl“ gehört habe oder mit einem Reifendiebstahl konfrontiert wurde (dabei standen die Autos eben mal nicht hinter der hohen Mauer), muss man in einigen Gegenden auch mit Schlimmerem rechnen.

Das Unschönste daran ist die eigene Hilflosigkeit, wenn man barfüßige Kinder in den Städten sieht, die einem billiges Plastikspielzeug verkaufen wollen und damit wahrscheinlich ihre Familie ernähren. Die Perspektivlosigkeit der Menschen ist traurig und noch schlimmer ist, dass man als Einzelner nur hilflos zusehen und nichts bewirken kann. In einem Land mit einer Analphabetismus-Quote von über 10% gibt es Probleme, die an ganz anderer Stelle gelöst werden müssten.

Die niedrigen Lohnkosten in Mexiko, die fehlende soziale Absicherung und die traurige Tatsache, dass viele Menschen hier unterhalb der Armutsgrenze leben, machen es möglich: Arbeit ist für alle zur Genüge da und wird meist auch bitter benötigt, um die eigene Versorgung zu sichern. Wenn nicht die ganze Familie an einem Taco-Stand, auf einem der vielen Märkte, in der Landwirtschaft oder im Betrieb des Großvaters arbeitet, bleibt noch eine der unzähligen „Dienstleistungs- tätigkeiten“: Zu jedem Geschäft gehören Einpack- und Auspark-Helfer… Kinder packen für ein paar Pesos den Einkauf in Plastiktüten und auf dem Parkplatz stehen deren die Väter, die beim Beladen des Autos helfen und mit Pfeife im Mund und wildem Gestikulieren den Weg beim Ausparken „freihalten“. Auf anderen Parkplätzen wird man auch von Kindern angesprochen, die für ein paar Pesos das Auto „bewachen“ wollen. Überall werden Sachen abgenommen, die Arbeit erleichtert oder „unnötigerweise“ Hilfe angeboten: Manche Unterstützung will man eben gar nicht haben, es bleibt aber nicht viel übrig, als sie zu akzeptieren.

Weitere Beispiele: Im Geschäft sucht man sich zwar seine Brötchen und sein Brot selber aus, zum Einpacken muss man es aber dann noch einer der vier „Einpackfrauen“ geben; an der Fleischtheke stehen 15 Verkäufer, die am liebsten alle gleichzeitig eine Beratung vornehmen wollen; an den Tankstellen gibt es meist zwei Tankwarte pro Zapfsäule; ständig wird irgendwo sauber gemacht und geputzt; auf vielen Toiletten werden Seife und Papier angereicht, wenn man am Waschbecken steht; ständig wird man von Schuhputzern angesprochen; Verkäufer von Souvenirs wollen ihre Ware loswerden; und so weiter und so fort… Würde ich diese Liste fortsetzen, könnte ich wahrscheinlich den ganzen Blog füllen. Und dabei habe ich hierbei noch die wirklich guten Arbeitsmöglichkeiten beschrieben. Unter unschöneren Bedingungen arbeiten die Verkäufer mit ihren Bauchläden, die im Feierabendstau auf der Autobahn Kaugummi, Zigaretten und kleine Snacks verkaufen. Vor allem die schwangeren Frauen, die den ganzen Nachmittag in den Autoabgasen stehen (bleifreier Kraftstoff ist hier nicht unbedingt selbstverständlich!) und noch ein anderes Kleinkind auf den Schultern tragen, möchte man am liebsten einsammeln und nach Hause fahren.

Was ich damit sagen will ist, dass es unglaublich viele Leute gibt, die kaum Geld verdienen und auch wenn ich hier als Praktikant ebenfalls kein Geld verdiene (das soll jetzt keine Beschwerde sein!), so ist es doch immer ein gewisses Gefühl des „Freikaufens“ vom schlechten Gewissen, wenn man seine paar Pesos als Trinkgeld abgibt. Allen kann man damit nicht helfen, aber zumindest diesem einen Menschen, für den 1€ schon ein guter Teil seiner Tageseinnahmen sein kann. Es handelt sich dabei eben nicht um Menschen, denen man ein eigenes Verschulden an ihrer Lage vorwerfen und an denen man einfach vorbeigehen könnte, ohne sie zu beachten. Nein! Hier geht es um Menschen, die von Geburt an keine andere Chance als diese hatten…

Das war México von seiner schlechten Seite. Tut mir leid, dass ich Euch die gute Laune beim Lesen verderben musste, aber auch diese Information hat mir auf der Seele gebrannt und ich fand, ihr solltet auch diese Seite dieses Landes kennenlernen.

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Ein normales Wohnviertel in Cholula – mit „durchschnittlicher Absicherung“ der Häuser

Land und Leute – Teil 4 – Höflichkeit

Donnerstag, Februar 28th, 2008

Schon in der vorletzten Woche sprach ich darüber, dass es in México unhöflich ist zu sagen, wie man sich wirklich fühlt. Es ist immer „todo bien“ – alles gut! Die Höflichkeit, die im Alltagsleben sehr ernst genommen wird, geht aber noch viel viel weiter. Man entschuldigt sich beispielsweise, wenn man angerempelt wird oder irgendjemand gerade mit seinem Fuß auf dem eigenen steht. Man hält anderen Leuten die Türen auf oder lässt sie zuerst passieren, auch wenn man deshalb warten muss und es eigentlich eilig hat. Es gehört einfach zu den Regeln, die man einhalten muss, um hier nicht als unhöflich und tollpatschig aufzufallen. Wenn Ihr jetzt denkt, das macht man doch in Deutschland auch, dann mag das stimmen, aber hier ist es noch viel viel ausgeprägter und es gibt einfach niemanden, der sich nicht daran hält.

Besonders gegenüber Frauen müssen alle diese Regeln strikt eingehalten werden. Die mexikanische Gesellschaft ist machistisch (ich hab extra „nachgeschlagen“, aber das Wort gibt es wirklich und ich wollte nicht „macho-haft“ schreiben), was natürlich einer der Hauptgründe dafür ist. Es ist einfach ein Gesetz, an das man(n) sich halten MUSS: Frauen gehen immer zuerst durch Türen, werden in Warteschlangen immer vorgelassen, sie dürfen Taschen nie alleine tragen und der Mann geht auf dem Bürgersteig immer auf der „Straßenseite“, um die Frau zu schützen. Den letzten Punkt hab ich zuerst auch nicht geglaubt, kann ihn aber nach Feldbeobachtungen höchstpersönlich bestätigen.
Was ich eigentlich sagen will: Auch wenn man diese ganzen Höflichkeitsregeln als ein bisschen oberflächlich und überflüssig abtun könnte und auch wenn man(n) eine emanzipierte Frau nicht bevormunden sollte… mir gefällt es eigentlich. 😉 Man kann ein bisschen „Gentleman“ spielen und da man immer ein „gracias“ zu hören bekommt, fühlt man sich auch selbst gleich viel besser. 😉

Aber keine Sorge, wenn ich zurück in Deutschland bin, werde ich mich wie immer benehmen und dieses blödsinnige Verhalten so schnell es geht wieder ablegen. 🙂

Land und Leute – Teil 3 – Bürokratie

Donnerstag, Februar 21st, 2008

[Ein kleiner Hinweis am Anfang: Die Artikel in dieser Kategorie enthalten Ironie – das ist sogar vom Verfasser so gewollt…]

Wer glaubt, Deutschland würde an seiner Bürokratie ersticken, hat noch nicht erlebt, was in México möglich ist. Mexikaner zeichnen unheimlich gerne Dinge ab, versehen Dokumente mit Stempeln, schicken Dich mit falschen Informationen von einer Stelle zur Nächsten und freuen sich, wenn Du nach drei vergeblichen Versuchen bei anderen Kollegen, wieder beim ersten Ahnungslosen gelandet bist.

Papier- und Stempel-Produzenten müssen hier jedenfalls gut verdienen. In Kombination mit dem nicht allzu kleinen Problem der Bestechlichkeit und Korruption, werden bestimmte Vorgänge und Anfragen nicht gerade unkompliziert bearbeitet. „Geduld“ ist das Zauberwort, das man als Deutscher zuerst lernen muss und dass man sich eben wohl oder übel damit abfinden muss. Man kann sich noch so ärgern… Am einfachsten ist es, wenn man fleißig seine Formulare von A nach B trägt, um von B einen Stempel zu holen, der dann von C abgezeichnet wird, damit A das Blatt dann zerschreddern lassen kann und die unvollständige Kopie davon an D weiterleitet. Anpassung an dieses Verhalten ist der einzige Weg, der Sache angemessen zu begegnen.

Ein Beispiel, das nicht unbedingt etwas mit „Bürokratie“ zu tun hat, aber das „Problem“ verdeutlicht: In kleineren Geschäften, Apotheken, Bäckereien etc. gibt es oft eine Bedienung, die für die Beratung, das Entgegennehmen der Wünsche und das Einpacken der Sachen zuständig ist. Dann will man gerade sein Geld hinlegen und wird auf eine zweite Schlange verwiesen, an der man sich anstellen muss, um zu bezahlen. Ist man dann endlich an der Reihe, muss der Kassierer die Bedienung natürlich nochmal fragen, was sich in der Tüte befindet. Da inzwischen aber fünf Minuten vergangen sind und das entsprechende Formular, auf dem die Artikel aufgelistet sind noch nicht vom „Abstempler“ zurückgekommen ist, wird halt alles nochmal ausgepackt und nachgeschaut. Warum auch nicht? Nicht, das mich das aufregen würde, aber ich wollte Euch mal gesagt haben: Es ist nicht alles Sonnenschein hier! 😉

Dafür sind aber wenigstens die LKW, mit denen Bier transportiert wird, gut bewacht (wenigstens etwas):

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Land und Leute – Teil 2 – Begrüßung im Büro

Mittwoch, Februar 13th, 2008

Letzte Woche sprach ich übers Zähneputzen, heute stelle ich ein weiteres „Ritual“ aus dem Büro vor: Die Begrüßung am Morgen. Gute 15 Minuten der Arbeitszeit vergehen mit den üblichen Begrüßungsfloskeln: „Hola, como estás? – Hallo wie geht’s Dir?“ „Bien, bien. Y tú? – Gut, gut. Und Dir?“ „Muy bien, gracias – Sehr gut, danke!“.

Es geht übrigens allen immer „sehr gut“. Das muss so sein, denn andernfalls wäre man sehr unhöflich. Auch wenn der „Gefragte“ noch so krank ist und man ihm ansieht, wie schlecht es ihm geht… es HAT ihm einfach gut zu gehen.

Nach der Begrüßungszeremonie, die zwischen Männern immer den obligatorischen Handschlag und das Klopfen auf die Schulter beinhaltet und zwischen Frauen, bzw. zwischen Männern und Frauen immer aus einem Küsschen auf die Wange besteht, ist es durchaus möglich, dass Familienfotos ausgetauscht werden, über Gott und die Welt gesprochen wird oder über sonstirgendwas. Die Arbeit muss so lange warten und erst danach – die Reihenfolge muss unbedingt beachtet werden – kann und darf mit der Arbeit begonnen werden.

Eigentlich eine nette Sache, die wie ein „Einschwören auf den Tag“ funktioniert. Man hört sich Geschichten der Kollegen an, macht Späße und Witze und erst wenn alle da sind und begrüßt wurden, fängt man zusammen mit der Arbeit an. Die unhöflichen und gestressten Deutschen kann das zwar am Anfang ein bisschen nerven, aber mit der Zeit gewöhnt man sich dran und da hier sowieso alles sehr locker und gelassen gesehen wird, fügt man sich eben auch hier ein und merkt: Es ist gar nicht so schlecht und es macht Spaß! 😉

Eine kleine Vorankündigung: Am Wochenende geht es in die Hauptstadt. Spätestens am Montag hoffe ich also wieder ein paar neue Eindrücke hier veröffentlichen zu können.

Land und Leute

Donnerstag, Februar 7th, 2008

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Gestern habe ich zum zweiten Mal meine Miete bezahlt, was erstens bedeutet, dass ich schon einen Monat hier bin und zweitens, dass schon ein Fünftel meines Aufenthalts in Mexiko vorbei ist… Ich kann gar nicht glauben, wie schnell die Zeit vergeht.

Als kleines „Bonbon“ für Euch, meine treuen Blog-Leser, habe ich mir überlegt an dieser Stelle in Zukunft neben den Reiseberichten in unregelmäßigen Abständen über kleine Kuriositäten des Alltags, lustige Erlebnisse, interessante Beobachtungen hier in México und vielleicht auch mal Nachdenkliches zu berichten. Vielleicht kann ich Euch damit einen „kleinen Einblick“ in das Leben in diesem wunderschönen, leider recht armen und manchmal auch abenteuerlichen Land geben, wobei ich mir sicher bin: Man muss es selbst erleben!!!

In der Menüzeile rechts könnt Ihr unter „Kategorien“ ab sofort zwischen allgemeinen Beiträgen und Beiträgen aus dieser Kolumne wählen. So bleibt das Ganze hoffentlich übersichtlich und ich hoffe, dass es Euch gefallen wird. Heute fange ich gleich mit einer der kuriosesten Sachen an, die mir aufgefallen sind: Das Thema „Mundhygiene“.

Land und Leute – Teil 1 – Mundhygiene

Mexikaner putzen sich gerne die Zähne! Zähneputzen ist eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen. Ich kann es jeden Tag im Büro beobachten und finde es immer noch interessant und witzig. Jeder hat seine Zahnbürste und die Zahncreme im Schreibtisch und verschwindet mindestens drei Mal am Tag auf der Toilette, um sich die Zähne zu putzen. Ich weiß nicht warum sie es machen, aber sie tun es. Vielleicht ist es ein Ersatz für „Raucherpausen“? Es ist jedenfalls ein kleines Ritual, dass fast zelebriert werden muss.

Wo sieht man in Deutschland das komplette Büro mit Zahnbürste und Zahncreme auf dem Klo verschwinden? Eigentlich ist es ja eine gute Sache, denn so hat Mundgeruch keine Chance und wichtige Besprechungen verlaufen bestimmt auch viel „harmonischer“ und gesünder als ständiges Kaugummi-Kauen ist es auch. Nach dem Mittagessen ist es jedenfalls unmöglich auf die Toilette zu gehen, denn dann drängeln sich Leute aus zwei Büroetagen vor den Waschbecken – einfach nur Hände waschen wird da schon schwierig. Auf den Frauentoiletten geht es wohl ähnlich zu, wurde mir berichtet.

Ist jetzt nicht so spektakulär, wollte ich Euch aber mal erzählt haben, weil es mich jeden Tag aufs Neue fasziniert. 😉