Veracruz – die Zweite!

April 12th, 2008

Das letzte Wochenende haben wir in Veracruz verbracht. Für mich war es der zweite Besuch dort, nachdem ich Anfang Februar schon einmal zum Karneval in der Stadt gewesen bin.

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Am Zócalo in Veracruz

Der Samstag hat mit der Erkundung der Innenstadt und der Küstenstraße angefangen, sowie des Malecóns (der Hafenmole), an dem immer reges Treiben herrscht. Es war interessant, die Stadt ohne Karneval kennenzulernen, denn „damals“ war die Atmosphäre schon anders. Jetzt war es viel ruhiger und beschaulicher und das war auch nicht so schlecht.
Da wir kein konkretes Ziel hatten, haben wir eine Fahrt mit einem Sightseeing-Bus gemacht, wobei die Bezeichnung „Bus“ übertrieben ist, da es eher ein aus Holz zusammengezimmertes „Gefährt“ gewesen ist, dass nach allen Seiten offen war. Der Fahrer hat trotz klappernder Teile, fehlendem „Rausfall-Schutz“, nicht funktionierender Kupplung und quietschender Bremsen seine Fahrt mit 60-70km/h durch die Stadt mit Bravour gemeistert. Ein bisschen Abenteuer muss ja immer dabei sein…

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Unser „Sightseeing-Bus“

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An der Küstenstraße von Veracruz

Da man das Baden an den Stränden von Veracruz nicht unbedingt empfehlen kann (Stichworte: Hafenstadt, Ölindustrie, Golf von México, Umweltbewusstsein in México! 🙂 ) und wir aber durchaus ein bisschen Entspannung gesucht hatten, haben wir uns am Nachmittag auf die Suche nach einem anderen Strand gemacht. Im Süden von Veracruz ist man damit aber eher mäßig erfolgreich, wie wir feststellen mussten. Auch das Wetter war nicht gerade angenehm: 30-35°C bei bedecktem Himmel… „schwül“ ist eine leichte Untertreibung bei der Beschreibung der äußeren Umstände. Dafür sind wir aber doch noch an einem völlig abgelegenen Strand ein bisschen im Wasser gewesen, was ganz angenehm war.
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Abends haben wir dann den obligatorischen Fisch gegessen und danach noch ein wenig das Nachtleben erforscht.
Nach dem Frühstück im Hotel am nächsten Morgen wurde der Weg in Richtung Norden eingeschlagen und zuerst ein kurzer Stopp in La Antigua eingelegt, wo sich das einstige Hauptquartier der spanischen Eroberer Méxicos befindet. In dem kleinen Fischerdorf gibt es zwar sonst nicht viel zu sehen, aber das Wohnhaus von Hernán Cortés, dem spanischen „Chef-Konquistador“, mit dem sozusagen die „moderne“ mexikanische Geschichte angefangen hat, ist versteckt unter den Luftwurzeln riesiger Bäume noch gut erhalten. Ganz in der Nähe hatten die spanischen Truppen das erste Mal mexikanischen Boden betreten.

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La Antigua – der „älteste“ Ort Méxicos

Ein paar Kilometer weiter, in Chachalacas, gibt es einen schönen Sandstrand mit einigen Dünen, wenigen anderen Menschen, angenehmen Wellen, nicht zu kaltem und nicht zu warmem Wasser und auch sonst allen erdenklichen Annehmlichkeiten für einen perfekten Tag am Strand. Dort haben wir dann noch den Rest des Tages verbracht, bevor es wieder zurück nach Puebla ging.

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Randnotiz

Seit vorgestern Nachmittag darf ich wieder Auto fahren. Nach 26 Tagen Abstinenz (dem Zeitpunkt, an dem mir mein Portemonnaie geklaut wurde) habe ich wieder die offizielle Erlaubnis dazu. Denn gestern habe ich meinen mexikanischen Führerschein erhalten, nachdem ich umgerechnet 21 Euro bezahlt, 15 lustige Fragen beantwortet und einen Sehtest hinter mich gebracht habe. Das schlimme daran ist; Mexikaner müssen auch nicht mehr dafür tun, auch wenn sie 18 Jahre alt und Fahranfänger sind.

Das Problem was ich hatte war, dass die Neuaustellung des deutschen Füherscheins über die mexikanische Botschaft (und selbst das wäre nur sehr kompliziert und mit einer dreifachen Vollmacht möglich gewesen) gute acht Wochen dauern sollte. Ich bin aber nur noch siebeneinhalb Wochen in México… ich bin nur noch siebeeinhalb Wochen in México? Wer hat das gesagt? Das kann ich noch nicht ganz glauben…
Jedenfalls, ist es so einfacher gewesen und mit einer mexikanischen Fahrerlaubnis darf ich auch so fahren wie die Mexikaner… (vgl. Eintrag vom 19. März). Das wird ein Spaß! 😉

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Meine „Lizenz zum Autofahren“

Taxco, die Silberstadt und die „schwimmenden Gärten“ von Xochimilco

April 5th, 2008

Am letzten Wochenende sind wir nach Taxco gefahren, der sogenannten „Silberstadt“, die mitten in einem Tal der Sierra Madre del Sur liegt. Die Kolonialstadt hat mit ihren kleinen, schmalen und steilen Gässchen und ihren typischen Häusern, einen ganz eigenen Charme. Sie erinnert fast ein bisschen an die Toskana… aber eben nur fast. Denn die unzähligen VW-Käfer (meist Taxis), die auf unverkennbar mexikanische Art und Weise durch die Straßen rasen, passen nicht in dieses Bild.

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Seit fast 500 Jahren wird in Taxco und Umgebung Silber abgebaut, verarbeitet und auch verkauft, was natürlich zum Wohlstand der Stadt beigetragen hat. Im Stadtkern gibt es viele kleine Geschäfte, in denen man alle möglichen Gegenstände aus Silber kaufen kann. Heute hat der Tourismus einen hohen Stellenwert eingenommen und ist wohl die Haupteinnahmequelle der Taxcesen (oder wie sie auch immer heißen mögen).

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Die Stadt galt früher als eine der reichsten Städte Méxicos. Die im 18. Jahrhundert erbaute Kirche Santa Prisca, die von Minenbesitzern als „Entschädigung“ für die vielen Toten durch Minenunglücke errichtet wurde, um die Bevölkerung zu „besänftigen“, gilt heute als eine der bekanntesten Kirchen Amerikas. Sie prägt das ganze Stadtbild und ragt weit über alle anderen Bauten hinaus. Natürlich steht diese Kirche am Zócalo und natürlich wurde der Zócalo zum Ausgangspunkt unserer Erkundungstour durch die Stadt.

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Die Kirche Santa Prisca am Zócalo

Nach gemütlichem Spazieren durch die Gassen und dem Stöbern in verschieden Geschäften haben wir uns in einer gut einstündigen „Kletteraktion“ über Kopfsteinpflasterstraßen (und was das in México heißt, muss ich wohl nicht erklären), Treppen und zum Schluss staubige Waldwege auf einen Berg über der Stadt gewagt.

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Beschwerlicher Aufstieg…

Die Aussichtsplattform hat uns einfach „gelockt“ und die Mühe hat sich auch gelohnt, denn der Ausblick über das Tal war schon ganz nett:

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Vom Berg wieder runter sind wir mit dem Sammeltaxi für 3 Pesos pro Person gefahren. Man hätte es also auch beim Aufstieg einfacher haben können. Aber bei der Fahrt durch die kleinen Straßen haben wir wenigstens noch ein kleines Abenteuer erlebt, von dem wir jetzt erzählen können. Mach ich aber nicht, denn so spannend war es dann auch wieder nicht, obwohl es schwer vorstellbar ist, dass 20 Leute in einen T2 passen:

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Typisches „Sammeltaxi“ in México…

Zur kurzen Orientierung: Gestartet hatten wir unsere Tour am Freitagabend. Direkt nach der Arbeit ging es nach Taxco. Dort haben wir übernachtet und uns samstags die Stadt angesehen. Zum Abschluss waren wir noch essen und haben ein paar „Eindrücke“ auf dem Markt gesammelt.

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Am Samstagabend sind wir wieder nach Hause gefahren, um am Sonntagmorgen erneut aufzubrechen. Diesmal waren die sogenannten „schwimmenden Gärten“ von Xochimilco, ganz im Süden von Mexiko-City unser Ziel. Nun ja, ich muss sagen, es handelt sich dabei um ein sehr „mexikanisches Ausflugsziel“, das Europäern ein bisschen befremdlich vorkommt.

Auf bunt geschmückten und bemalten Booten kann man eine gut zweistündige Tour durch ein Kanalsystem machen, an dessen Ufer der ein oder andere Garten zu sehen ist. Zwar gibt es hier und da ein bisschen grün, aber als „Gärten“ würde ich das Ganze nicht bezeichnen. Wahrscheinlich ist es aber für die Mexikaner aus D.F. etwas ganz Besonderes soviel Grün an einem Fleck zu sehen. Überhaupt erinnerte der „Verkehr“ auf den Kanälen ein bisschen an Mexiko-City selbst. Es war ähnlich voll wie auf den Straßen oder in der Metro.

„Schwimmend“ werden die Gärten deshalb bezeichnet, weil früher tatsächlich Pflanzen auf Flößen gepflanzt wurden, die mit der Zeit durch Wurzelbildung mit dem Grund verwachsen sind und heute das Ufer des Kanalsystems bilden.

Während der Fahrt kann man essen und trinken, allen möglichen „Mist“ kaufen oder Mariachi- oder Marimba-Klängen lauschen. Sowohl das Essen als auch die Musiker sind dabei auf anderen Booten unterwegs und legen einfach unterwegs an… Klingt jetzt alles ein bisschen komisch, ist es aber auch! Wir hatten aber trotzdem einen gemütlichen Sonntagnachmittag, der die lange Fahrt nach Mexiko City allerdings nicht so richtig wert war.

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Das „Taco-Boot“ in Xochimilco

Sonstige Neuigkeiten: Seit dieser Woche machen wir einen Salsa-Tanzkurs. Meine „Semana-Santa-Weggefährten“ und jetzt größtenteils WG-Mitglieder (seit letztem Wochenende bin ich der „dienstälteste“ Praktikant bei uns im Haus ;-)) haben sich zusammen angemeldet und mal sehen, ob ein bisschen mexikanisches „Feuer“ auf uns abfärbt. Morgen früh brechen wir dann nach Veracruz auf. Ich bin schon gespannt, wie die Stadt ohne Karneval auf mich wirkt…

Die Semana Santa, ein Abenteuer in México – Oder: Zwei Seiten einer Geschichte

April 1st, 2008

Der Blog meldet sich aus der Osterpause zurück und kann gleich mit einer interessanten Geschichte aufwarten. Denn unsere Urlaubsreise in der Semana Santa bestand aus Gut und Böse, Erholung und Stress, Yin und Yang, Salz und Pfeffer, viel Spaß und sehr unschönen Momenten. Wenn ich eines in diesen neun verrückten Tagen gelernt habe, dann ist das: Genieße jeden schönen Moment im Leben, lass Dich durch nichts schockieren und nimm alles was passieren kann so gelassen, wie es geht… Denn trotz allem hatte unsere elfköpfige Reisegruppe eine tolle Zeit. Aber ich möchte nicht zu viel verraten. Lasst einfach beide Seiten der Geschichte auf Euch wirken. Viel Spaß!

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Eindrücke aus Pie de la Cuesta

Semana Santa – Teil 1

Nach unserer Ankunft in Pie de la Cuesta bei Acapulco haben wir einen ganz entspannten Samstagnachmittag am Strand verbracht; abwechselnd in der Sonne oder im Schatten, teilweise auf dem Sand, größtenteils in der Hängematte: Ein Nachmittag am Strand, wie er eben sein sollte…
Zwischendurch ein Abstecher ins angenehm erfrischende Pazifikwasser, dann ein Spaziergang am Strand entlang und zum Schluss bei leckerem frischen Fisch und einer „frisch gefangenen“ Kokussnuss den Sonnenuntergang beobachtet. Was will man mehr?

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Natürlich haben wir auch das Nachtleben von Acapulco nicht ausgelassen. Eine Taxifahrt im VW Käfer in die Stadt, an sich schon ein Erlebnis, dauert 20 Minuten und kostet umgerechnet 4,50 Euro. Neben einem Abstecher zu den berühmten Felsenspringern am „La Quebrada“-Felsen, die sich nach Einbruch der Dunkelheit teilweise mit Fackeln in die Tiefe stürzen, sind wir auch noch in eine Disko gegangen. Der Tipp des Taxifahrers entpuppte sich als wirklich gut: Wir waren nicht nur fernab der Springbreak-besessenen „Gringos“, sondern auch die ersten ausländischen Gäste dort überhaupt. Dementsprechend freundlich und offen wurden wir auch begrüßt und so haben wir einen wirklich netten Abend verbracht.
Der Sonntag verlief ähnlich entspannt, wie der Samstagnachmittag, bevor wir uns am Montag auf den Weg zu unserem zweiten Reiseziel Puerto Escondido gemacht haben.

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Fackelsprung am „La Quebrada“-Felsen

Ganze drei Tage haben wir dann dort verbracht. Mit unserer Unterkunft hatten wir ein „glückliches Händchen“: Übers Internet gebucht, hat das kleine Hotel gehalten, was die Bilder versprochen haben. Da das Haus nur insgesamt fünf Zimmer hatte, waren wir an den ersten beiden Tagen alleine dort und hatten den Pool, den Jacuzzi, die Küchenzeile im Freien (wo uns jeden Morgen ein leckeres Frühstück zubereitet wurde) und alle sonstigen Annehmlichkeiten für uns allein. So konnten wir am Dienstagabend eine „private“ Grillparty veranstalten, der ein sehr lustiger Abend folgte.

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Unser Hotel „Quinta Lili“ in Puerto Escondido

Am Mittwochmorgen haben wir eine Bootstour gemacht, auf der wir nicht nur eine riesige Gruppe von Delfinen gesehen haben, sondern auch zwei Wale, Wasserschildkröten und Mantas. Das war eine interessante Abwechslung, die sich wirklich gelohnt hat.

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Die restliche Zeit in Puerto Escondido verbrachten wir an einem der drei Strände oder am Pool und wir haben es uns wirklich gut gehen lassen, dass kann ich Euch versprechen. 😉

In der Zwischenzeit hatten wir unsere Reisepläne etwas geändert und die Hotelreservierung bis Freitag verlängert. Da uns aber der Sinn nach etwas mehr als nur Strand und Sonne stand, sind wir dann in der Nacht von Freitag auf Samstag von Puerto Escondido nach Oaxaca gefahren. Dort haben wir uns zunächst das „zapotekische Zeremonialzentrum“ Monte Albán angesehen und am Nachmittag noch ein bisschen die Innenstadt erkundet. Die kannte ich zwar schon (vgl. Eintrag vom 22.Januar), aber für alle Anderen war es neu und so war es noch ein schöner Abschied für alle, bevor wir am Samstagabend nach Puebla zurückgekehrt sind.

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Ach ja… Besuch aus Deutschland hatte sich auch eingeschlichen!!! 😮 😉

Semana Santa – Teil 2

Kaum hatten wir den Bundesstaat Puebla verlassen und die Autopista von Mexiko-City nach Acapulco erreicht begannen die Probleme: Unterwegs waren wir mit den zwei Jettas unserer WG und einem Bora. Nach relativ normal verlaufender Fahrt bemerkte ich plötzlich das Aufflackern der Motorwarnleuchte am Jetta, mit dem ich vorweggefahren bin. Im gleichen Moment war auch ein kräftiger Leistungsverlust nicht mehr zu leugnen. Mit etwa 40km/h haben wir es noch einen guten Kilometer bis zu einer Haltebucht geschafft. Vorher hatten wir ca. 30 Kilometer ohne Ausfahrt, ohne Handyempfang und ohne richtigen Standstreifen, in der pechschwarzen mexikanischen Nacht zurückgelegt. Also eigentlich: Glück gehabt!

Doch als wir nun da standen und das klägliche Motorgeräusch hörten, dass eher an einen Spree-Dampfer oder eine landwirtschaftliche Maschine erinnerte, als an einen 2,0Liter/115PS-Motor, war klar: Mit diesem Auto können wir nicht weiterfahren. Die glorreiche Idee, einen zufällig vorbeifahrenden Abschleppwagen anzuhalten, stellte sich im Nachhinein als ungut heraus. Denn der freundliche Fahrer, der sich natürlich ins Auto setzen musste, um den Motor zu starten, konnte nicht nur nicht helfen, sondern verschwand auch irgendwann mit meinem Portemonnaie, das ich in der Ablage über dem Radio vergessen hatte. Tja, dumm gelaufen… gleich zu Beginn des Urlaubs den Personalausweis, den Führerschein, den VW-Ausweis, den internationalen Studentenausweis, den ADAC-Mitgliedsausweis, meine VISA-Card und vor allem das für die gesamte Reise einkalkulierte Bargeld loszuwerden hat schon irgendwie befreiend gewirkt. Nachdem ich über den ersten Schreck und Ärger hinweggekommen war, hatte ich eine ganze Reihe Sorgen weniger… 😉 An dieser Stelle nochmal vielen Dank allen, die an meiner „VISA-Card-Sperraktion“ beteiligt waren!

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Mit einem zweiten Abschleppwagen, den wir über den offiziellen Servicedienst von VW gerufen haben, konnte das Auto dann netterweise bis nach Acapulco transportiert werden, obwohl es bis dahin noch gute 100 Kilometer waren. Zwei von uns konnten im Abschleppwagen mitfahren, die übrigen neun haben sich auf die beiden anderen Autos verteilt und sind dem Abschleppwagen hinterher gefahren. Gegen Mitternacht (nachdem der Abschleppwagenfahrer noch von der Polizei angehalten wurde, weil er eine rote Ampel überfahren hatte) haben wir die Werkstatt erreicht und konnten von dort mit dem Taxi bzw. den beiden „verbliebenen“ Autos zu unserem Hotel kommen. Dort konnte zuerst unsere Reservierung nicht gefunden werden, so dass wir dachten, dass wir am Strand schlafen müssen. Letztendlich durften wir doch ins Hotel und am nächsten Morgen konnte sich das Missverständnis auch klären lassen.

Ein paar Stunden des Samstags haben wir dann in der VW-Vertragswerkstatt in Acapulco verbracht, um dafür zu sorgen, dass an unserem Auto tatsächlich etwas gemacht wird (nicht vergessen, wir sind hier in México, mitten in der Semana Santa!). Schließlich hat sich vorläufig herausgestellt, dass es sich um ein größeres Problem handelt und wir das Auto definitiv nicht weiter auf unsere Reise nehmen konnten. Genaueres darf ich hier nicht schreiben, aber auf drei Zylindern konnte kein Kompressionsdruck mehr gemessen werden, was ich mal als „ernsthaftes Problem“ umschreiben würde, dass seine Ursache definitiv in der Motorenproduktion eines namhaften Automobilproduzenten hat.

Ursache hin oder her, wir standen vor der Entscheidung unseren Urlaub fortzusetzen oder ihn nach nicht einmal 24 Stunden vorläufig abzubrechen. Naja, Ihr habt ja schon den ersten Teil der Geschichte gelesen… Also musste für unsere Weiterfahrt nach Puerto Escondido eine Lösung gefunden werden. Mit 11 Personen in zwei Autos zu Reisen ist zwar möglich, aber nicht machbar. Zwei „Freiwillige“ waren relativ bald gefunden, die sich auf die Weiterfahrt im Bus einließen, der Acapulco um 4:30 Uhr montagnachts verließ (wir wollten niemanden alleine Reisen lassen). Für die übrigen neun Personen war dann am Montagmorgen eine ruhige Weiterfahrt in zwei Autos geplant. Bis ca. 150 Kilometer hinter Acapulco hat dies auch wunderbar funktioniert. Ich konnte ja ohne gültigen Führerschein nicht mehr fahren, so dass ich den Beifahrer und Navigator in unserem zweiten WG-Auto spielte.

Doch nach den erwähnten 150 Kilometern war dann wieder einmal der Griff zum Warnblinkschalter gefragt… Denn Ihr könnt es Euch schon denken: Das Motorengeräusch unseres zweiten Jettas kam uns sehr bekannt vor. Wir hatten es zweieinhalb Tage zuvor schon einmal gehört und es gab nichts daran schönzureden. Wieder hatten wir Glück und konnten nach ein paar Minuten an einer Tankstelle anhalten, um den Motor ein bisschen abkühlen zu lassen. Doch was tun mitten in der Einöde? Ein Plan musste mal wieder her und der hieß diesmal, im Schritttempo bis zum einzigen richtigen Ort auf der gesamten Strecke zu kommen. Laut Beschilderung sollten es noch 30 Kilometer sein… aber hey, wir sind hier in México! Nach einiger Zeit tauchten dann die ersten Schilder auf, die eine etwas exaktere Orientierung ermöglichten: 70 Kilometer mussten wir zurücklegen und wir können von Glück sagen, dass wir es im Schritttempo bis auf den Punkt geschafft haben. Denn erst ein paar Kilometer vor genanntem Ort leuchtete auch wieder die Motorwarnlampe auf. In der dortigen Mittagshitze (37°C im Schatten) hielten wir an einer staubigen Straße an und begannen das Spiel von Neuem: Diesmal mussten wir aber bis 20 Uhr auf den Abschleppwagen warten, so dass wir uns aufteilten. Im letzten funktionierenden Auto wurde das Gepäck der elf Reisenden untergebracht, so dass noch Platz für drei Personen blieb. Die übrigen sechs stiegen in den Kleinbus um (darunter auch ich), der uns letztlich sicher nach Puerto Escondido brachte.

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Nach unserer Ankunft am späten Montagabend konnten wir gerade noch klären, dass eine Verlängerung bis einschließlich Freitag in unserer Unterkunft denkbar sei, allerdings mussten wir von ursprünglich vier Zimmern auf zwei Zimmer zusammenrücken. Aber mit einem Bett auf dem Balkon und zwei Luftmatratzen auf der Erde in der letzten Nacht hat auch dies kein großes Hindernis dargestellt. Natürlich sind wir aber von unserem ursprünglichen Reiseplan abgewichen und konnten eine ganze Reihe von Sachen nicht mehr machen, die wir eigentlich geplant hatten.

Aber wir konnten noch den Abstecher nach Oaxaca einlegen und durch die siebenstündige Fahrt mit dem Nachtbus über eine unschöne Serpentinenstraße haben wir wenigstens eine Nacht im Hotel gespart. Leicht „gerädert“ sind wir in Oaxaca angekommen. Wenigstens die Rückfahrt nach Puebla verlief dann relativ normal.

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Busfahren in México ist kein „Zuckerschlecken“ – zum Glück war das nicht unser Bus!

Neben den bisher beschriebenen Zwischenfällen haben wir noch ein Handy, ein Ladegerät, einen Adapter und eine Brille eingebüßt, wurden von einem Taxifahrer auf unschöne Art für dumm verkauft und lösten einen leider wirklich erforderlichen Rettungsschwimmer-Einsatz aus. Letzeres war mit Abstand der unschönste Moment unserer ganzen Reise, denn die Sache hätte sehr gravierend enden können, als zwei unserer Mitreisenden die Strömung am Surferstrand von Puerto Escondido ein bisschen unterschätzt hatten. Aber zum Glück ist alles nochmal glimpflich ausgegangen…

Zwischendurch hat uns noch die Nachricht erreicht, dass das zweite defekte Auto die Werkstatt in Acapulco nie erreicht hat, so dass am Montag nach der Semana Santa einiges zu regeln war. Glücklicherweise arbeite ich ja in der Qualitätssicherung, so dass die entsprechenden Motorspezialisten einerseits sehr an unserer Geschichte interessiert waren und andererseits Informationen und Hilfe zu Verfügung stellten, die wir gar nicht erwartet hatten. Jedenfalls haben wir noch am Montag zwei neue Autos für unsere WG bekommen und das zweite konnte auch wieder aufgefunden werden. In dieser Woche sind nun beide Autos in Puebla zur Analyse angekommen und sowohl die Motorspezialisten, als auch die Abteilungen Qualitätssicherung, technische Entwicklung und Produktionsplanung sind sehr an unserer „Geschichte“ interessiert, weil sonst nie so exakte „Erfahrungsberichte“ der Kunden vorliegen, wie in unserem Fall. Wenn man helfen kann, die Qualität der Produkte zu verbessern… das ist doch ein tolles Gefühl!

Tja, das war es so im Großen und Ganzen… Es ist bestimmt schwer zu glauben, dass sich diese beiden Geschichten auf derselben Reise abgespielt haben, aber es ist genauso gewesen! Habe ich eigentlich schon gesagt, dass wir alle mal eine Woche entspannten Urlaub gebrauchen könnten?

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Über 1.000 „clicks“ auf meine Seite…

März 28th, 2008

…dafür wollte ich einfach mal danke sagen!!!

Das freut mich und ich verspreche Euch; bald wird endlich der langersehnte Bericht über die Semana Santa folgen, aber in dieser Woche hab ich einfach keine Zeit gefunden. An diesem Wochenende geht es nach Taxco, so dass wohl Anfang der kommenden Woche ein „Mega-Update“ bevorsteht. Bis dahin bitte ich Euch noch um ein wenig Geduld. Dankeschön!!! 😉

Die 42 goldenen Regeln des Autofahrens in México! – ein „Land und Leute“-Spezial

März 19th, 2008

[Achtung nicht ganz ernst gemeint und ganz so schlimm ist es auch nicht]

1. Beachte: ALLE anderen Fahrer haben immer und überall Vorfahrt. Respektiere sie soweit es geht!

2. Benutze als Mexikaner nie die Seitenspiegel, aber sei als Gast des Landes besonders wachsam und entwickle den „360°-Schulterblick“

3. Beachte die Tope (lustige kleine „Bodenwellen“ auf der Straße), die dazu dienen sollen, dass die Geschwindigkeit reduziert wird. Meist führt dies aber zu einer Beschleunigungsattacke auf 90km/h innerhalb der Ortschaft und einer mittleren Vollbremsung vor dem nächsten Tope.

4. Bremse möglichst vor JEDEM Tope ab, denn sonst landest Du mit Deinem Auto im nächsten Graben (alles schon gesehen) oder zerschrammst Dir den gesamten Fahrzeugunterboden. Das Geräusch ist echt toll – ungefähr so, wie wenn man mit langen Fingernägeln an einer Tafel langkratzt (nur viel lauter und bedeutend unangenehmer).

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Ein gut sichtbarer Tope in Cholula – manchmal sind sie auch nicht angekündigt und nicht so schön gekennzeichnet wie dieser hier!

5. Respektiere jeden LKW, als wäre er Dein persönlicher Feind, denn genau das ist er.

6. Beachte: Blinker dienen zur Beleuchtung des Autos. Besonders gut machen sie sich in Kombination mit blauer Unterboden-Beleuchtung und grün-violett blinkenden Lampen um das Nummernschild herum.

7. Das Anschalten der Warnblinker bedeutet: Ich habe etwas vor, weiß aber noch nicht was!

8. Alternativ können Warnblinker bedeuten: Ich möchte jetzt ein besonderes Manöver präsentieren, verrate Dir aber vorher noch nicht, was dabei mit meinem und vor allem DEINEM Auto passiert.

9. Wundere Dich auch nicht, wenn die Bremslichter des vorausfahrenden Fahrzeugs plötzlich ausgehen obwohl es langsamer wird oder in einer anderen Farbe als rot anfangen zu blinken. Sieht doch toll aus!

10. Rechne auf der Autobahn mit Topes, unbeleuchteten Hindernissen, Felsbrocken, abgebrochenen Randsteinen, Spaziergängern, Wildhunden, wendenden LKW und Fahrradfahrern ohne Licht, die Dir entgegen kommen (meist alles auf einmal).

11. Beachte auch die Bushaltestellen und Fußgängerüberwege auf der Autobahn, sowie die Familien mit „Bauchläden“, die Dir im Feierabendstau auf der Autobahn Lutscher und Kaugummi verkaufen wollen. Bremse nicht ab, andere Fahrer machen es auch nicht.

12. Denke ferner daran, dass Autobahnauf- und abfahrten auf der linken Seite Probleme bereiten könnten, wenn Du gerade auf der Überholspur etwas schneller unterwegs bist und ein alter VW Käfer gerade von 20km/h auf die 45km/h-Höchstgeschwindigkeit beschleunigen will.

13. In diesem Zusammenhang denke bitte auch an die „Retornos“: Lustige Wendestellen auf der Autobahn, an denen Du Dich entscheiden kannst, wieder zurück zu fahren, wenn Du willst. Lass Dich auch nicht von der Beschilderung verwirren, wenn 100 Kilometer hinter einer Stadt dieselbe “geradeaus“ ausgeschildert ist. Das bedeutet nur, dass Du noch 10 Kilometer bis zum nächsten „Retorno“ fahren brauchst, um wenden zu können.

14. Wende am „Retorno“ als LKW-Fahrer von der rechten Spur aus, damit Du mit Deinem unbeleuchteten Sattelschlepper plus Anhänger möglichst viele andere Verkehrsteilnehmer zur Vollbremsung zwingen kannst.

15. Benutze den Standstreifen als Überholmöglichkeit, aber beachte die etwa 20cm hohe Kante zwischen der eigentlichen Fahrbahn und dem Standstreifen, die unschöne Gegenlenkbewegungen hervorrufen kann.

16. Versuche nie die Fahrbahnmarkierung zu suchen. Sollte sie mal existiert haben, weiß sowieso niemand, was die lustigen Pfeile und durchgezogenen Linien zu bedeuten haben.

So kann Autfahren hier auch ganz entspannt sein… Eine „Beispielfahrt“ durch Cholula:
Über die 12 Poniente zur Privada 5 Norte… (Bitte klicken!)

17. Beachte, dass Dich andere Autos und vor allem die riesigen amerikanischen LKW jederzeit auf jeder Seite Deines Autos überholen können. Besonders viel Spaß macht dies auf einer vierspurigen Autobahn.

18. Für vierspurige Autobahnen gilt: Der langsamste Verkehrsteilnehmer (vermutlich ein alter VW Käfer) fährt in der zweiten Spur von links, schwere Sattelschlepper oder die Sattelschlepper mit zusätzlichem Anhänger (ungefähr doppelt so lang wie deutsche LKW) fahren ganz links oder wahlweise in der zweiten Spur von rechts (aber nur, wenn die linke Spur von einem langsamen Pick-Up oder einem am Limit fahrenden VW Käfer blockiert ist). Auf der rechten Spur fahren etwas schnellere Autos, Fahrradfahrer, langsame Landwirtschaftliche Maschinen und alles was noch mindestens ein funktionierendes Rad hat. Auf dem Standstreifen laufen Leute oder halten Busse, aus denen Fahrgäste aussteigen, die meist ganz schnell die gesamte Autobahn überqueren wollen.

19. Achte auf Taxis, denn meist steht die Tachonadel pauschal bei 40km/h, so dass die Fahrer gar nicht wissen, dass sie mit 120km/h durch den Ort fahren und denke vor allem an die Insassen (Sicherheitsgurte fehlen nämlich zumindest auf der Rückbank).

20. Solltest Du innerhalb der Stadt plötzlich ein riesiges Feuer auf der Straße sehen, um das herum ein paar düster blickende Gestalten stehen, wende unauffällig und biege einen Block später ab. Beachte dabei aber, die Einbahnstraßenregelung (siehe Punkt 21).

21. Beachte innerhalb der Städte die Einbahnstraßenregelung. Jede zweite Straße führt in eine Richtung, die dazwischen in die Andere. Solltest Du die unbeleuchteten, etwa 5cm großen (manchmal auch gar nicht vorhandenen) Hinweisschilder nicht finden, fahre besser einen Block weiter, um Dich zu vergewissern, ob Du nach links oder rechts abbiegen darfst. Denke nicht, dass dieses System der „abwechselnden Richtungen“ immer stimmt oder das die Richtung der Einbahnstraße sich nicht plötzlich ändern könnte.

22. Versuche möglichst immer die für Dich gültige Ampel zu finden, auch wenn Du sie nicht auf Anhieb findest. Meist gilt dann sowieso eine ganz andere, mit der niemand gerechnet hat.

23. Versuche nie, Dich auf die Beschilderung zu verlassen. An der entscheidenden Stelle fehlt das Hinweisschild sowieso.

24. Berücksichtige bitte die Regeln des Abbiegens. Wenn Du rechts abbiegen möchtest, fahre in der linken Spur und drehe dann einfach das Lenkrad nach rechts. Mach das vor allem, wenn Du zu schnell mit einem möglichst großen LKW unterwegs bist. Denk dabei außerdem daran, dass Du nie gelernt hast, wozu dieses kleine gelbe blinkende Licht an den Seiten Deines Fahrzeugs nützlich sein könnte.

25. Beachte die Schlaglöcher (auch „Negativ-Topes“ genannt), die Dir auf der Autobahn und in Städten unverhofft unter das Fahrzeug geraten können. Meist sind sie so tief, dass ein Rad komplett darin versinken kann.

26. Beachte innerhalb kleinerer Ortschaften: Das was aussieht wie ein ausgetrocknetes Flussbett voller Schlaglöcher ist die Hauptstraße. Das was aussieht wie ein wildbewachsener Acker, sind die Nebenstraßen.

27. Beachte: Ein Auto ohne Beule oder Kratzer ist kein Auto.

28. Beachte: Ein LKW mit ausreichend Luft auf den Reifen ist kein LKW.

29. Beachte: Ein LKW, an dem nicht mindestens ein Rad so stark eiert, dass es so aussieht als würde es in der nächsten Kurve abfallen, ist ebenfalls kein LKW.

30. Beachte als LKW-Fahrer, dass Du möglichst nie Deine Ladung sicherst. Die Anderen wollen doch sicherlich auch was davon abhaben. Besonders diese schönen riesigen Eisenstangen, die hinten bereits runterrutschen sind schön, vielleicht möchte damit jemand seine Windschutzscheibe verzieren.

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Die Sicherheit im Straßenverkehr wird ganz besonders groß geschrieben…

31. Beachte: Auch amerikanische Schrottmühlen aus den 1950er Jahren, die restauriert vielleicht in ein Automuseum gehören würden, können noch fahren. Ob die Bremsen noch funktionieren weiß niemand, ist aber auch egal, denn an den Lampen kannst Du sowieso nicht erkennen, ob der Fahrer bremst oder nicht. Durch die faustgroßen Rostlöcher in den Türen kannst Du aber vielleicht sehen, ob der Fahrer irgendein Zeichen gibt in welche Richtung er fahren möchte.

32. Beachte: Auch Krankenwagen mit eingeschaltetem Blaulicht (offensichtlich im Einsatz) müssen an den Mautstationen auf der Autobahn anhalten und bezahlen.

33. Gerate nicht aus der Fassung, wenn Dir im Dunkeln ein funkensprühendes Fahrzeug entgegenkommt: Da hängt halt was runter, was entweder abfällt oder zu Hause wieder drangeschraubt werden kann. Wen interessiert‘s?

34. Beachte die Verkehrspolizisten, die im Feierabendstau an jeder Kreuzung stehen und sich die Seele aus dem Leib pfeifen, einfach nicht. Mit den Ampeln machst Du es doch genauso!

35. Wundere Dich auch nicht, warum an einer einfachen Stichstraße, aus der vielleicht drei Autos in fünf Minuten abbiegen wollen, sieben Verkehrspolizisten wild gestikulierend und pfeifend stehen. Befolge einfach Regel 34!

36. Beachte: Jede dieser Regeln, kann von der Polizei (Deinem Feind und Helfer) entweder genauso oder völlig anders ausgelegt werden. Je nachdem, wie viel Schmiergeld sie haben wollen. Gib ihnen nie Deinen Führerschein oder Ausweis (zumindest nicht im Original), denn Du könntest viel Geld an die Familie eines mexikanischen Polizisten spenden, um sie wiederzubekommen.

37. Beachte: Die Leute, die auf den offenen Ladeflächen der Pick-Ups sitzen halten sich schon irgendwie fest, mach Dir keine Sorgen um sie.

38. Beachte: Busse machen grundsätzlich Vollbremsungen, wenn Menschen am Fahrbahnrand stehen. Denk nicht, dass Du Dich auf die Haltestellen-Schilder (wenn es überhaupt welche gibt) verlassen kannst.

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39. Beachte außerdem: Busse fahren grundsätzlich dann von der Haltestelle los, wenn sie entweder rechts oder gar nicht blinken. Beachte dabei ferner: Die herausstehenden Radmuttern können die komplette Seite Deines Autos zerstören, ohne das der Bus auch nur einen Kratzer abbekommt, geschweige denn der Fahrer anschließend anhält. Er muss sich schließlich an den Fahrplan halten, der da heißt: „Fahr so schnell es geht von A nach B! Wer am Ende des Tages die meisten Unfälle verursacht und Passanten überfahren hat, hat gewonnen!“

40. Denk immer dran, Kurven sind dazu da, um „geschnitten“ zu werden. Bedenke dies vor allem bei Gegenverkehr im Dunkeln und nicht eingeschaltetem Licht der anderen Verkehrsteilnehmer.

41. Nimm als Pick-Up-Fahrer am Wettstreit „wer baut den höchsten Ladungs-Turm?“ teil. Die Sieben-Meter-Marke kann noch in diesem Jahr geknackt werden.

42. Stell Dir vor, Du hättest nie gelernt Auto zu fahren: Herzlich Willkommen in México! Du musst nur noch eben dieses Stück Papier unterschreiben und diesem freundlichen Beamten ein paar tausend Pesos in die Brieftasche stecken, um den Führerschein zu bekommen.

Schlussbemerkung: Ich hoffe Ihr habt einen kleinen Einblick in die wichtigsten Grundregeln des Autofahrens hier in México bekommen. Natürlich sind nicht alle davon hundertprozentig ernst zu nehmen, aber ein Fünkchen Wahrheit ist schon dran…

Ich wünsche Euch allen frohe Ostern, viel Spaß beim Eiersuchen und verspreche Euch, mich zum Ende der nächsten Woche an dieser Stelle wieder zu melden. Bis dahin alles Gute!

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Autos in México

Semana Santa – die „heilige Woche“ steht vor der Tür

März 13th, 2008

Semana Santa? Kenn ich nicht! Tja… ist aber trotzdem gut, dass es sie gibt. Die heilige Osterwoche ist in México, wie in anderen lateinamerikanischen Ländern, eine sehr ruhige und besinnliche Woche und ruhig heißt in diesem Fall: Eine Woche ohne Arbeit! 😉

Uns stehen also vom 15. März bis 23. März genau 9 freie Tage am Stück zur Verfügung, die natürlich ausgiebig genutzt werden. Dafür ist zwar am Ostermontag nicht frei, aber darauf würde ich bei diesen Aussichten auch nicht unbedingt bestehen…

Unser Reiseplan verschlägt uns zunächst für ein paar Tage an die Pazifikküste in die Nähe von Acapulco, dann weiter nach Puerto Escondido sowie die Bahías de Huatulco, um dann in einem „großen Bogen“ durch das südliche Oaxaca mit einigen Stopps an hoffentlich interessanten Orten wieder nach Puebla zurückzukehren. Es wird dann also bestimmt ein paar interessante Berichte, zumindest aber eine Menge neuer Bilder geben, wenn wir wieder zurück sind.

Somit geht der Blog also in eine Art Osterpause. Im Laufe der kommenden Woche gibt es dafür noch ein kleines „automatisches“ Update, soviel kann ich jetzt schon verraten. Es bleibt also weiterhin „spannend“ (hoffe ich zumindest). 😉

Also bis dahin…

El Tajín – die Tempelstadt im Dschungel

März 11th, 2008

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Nach langer Zeit standen an diesem Wochenende mal wieder alte, aber interessante und „nett arangierte“ Steine auf dem Programm. 😉 Um die Tempelstadt El Tajín zu besuchen, haben wir uns eine etwas längere Fahrt zugemutet und unsere Reise auf Samstag und Sonntag verteilt. Die Fahrt hat mal wieder gezeigt, wie unterschiedlich die Straßenbedingungen in México sein können… auf der Hinfahrt sind wir über „normale“ Straßen gefahren, hatten schlechtes Wetter und auf den serpentinenartigen Bergstrecken viele LKW vor uns (Fahrtdauer: Siebeneinhalb Stunden für 275 Kilometer!!!). Auf der Rückfahrt gab es weniger LKW, besseres Wetter und wir sind die „Cuota“ (Mautstraße) gefahren und haben gute fünf Stunden gebraucht. Schade eigentlich, aber ohne Beschilderung in die eine Richtung, ist diese Strecke natürlich auch schwer zu finden.

Die etwas ermüdende Fahrt hat sich aber allemal gelohnt, das Gelände und die erhaltenen Pyramiden sind wirklich beeindruckend. Der Baustil der Pyramiden soll wohl einzigartig sein und dazu kommt die schöne Lage inmitten der grünen Tropen.

Die Anlage, die zu den wichtigsten Ausgrabungsstätten Méxicos gehört, ist gute 2100 Jahre alt und erstreckt sich über mehrere Ebenen, um die das alte Zentrum der Totonaken errichtet wurde. Die Hauptpyramide, eine sogenannte Nischenpyramide, verfügt über 365 Nischen. Diese sollen die Tage des Jahres symbolisieren und früher mit Figuren der totonakischen Gottheiten besetzt gewesen sein.

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Die Nischenpyramide von El Tajín

In einem gemütlichen Spaziergang über das 11 Quadratkilometer große Gelände haben wir alles auf uns wirken lassen. Wir hatten ein bisschen Glück, dass wir in der Nacht von Samstag auf Sonntag in der Nähe übernachtet hatten, denn so waren wir am Sonntag rechtzeitig da, bevor das ganze Gelände von Touristen belagert wurde.

Direkt hinter dem Gelände schlängelt sich ein kleiner Weg mitten in den grünen Dschungel, aus dem wir Affengeschrei gehört haben, was uns natürlich neugierig gemacht hat. Aber außer ein paar Orangenbäumen, Dattelpalmen, Vanillepflanzen und jeder Menge anderen grünen Gewächsen haben wir nur noch einen Riesenfalter gesehen und die intensiven Gerüche vieler unbekannter Pflanzen in uns aufgenommen – eben eine „Idee der Tropen“ mitgenommen.

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Zum Schluss haben wir uns noch den Tanz der „Voladores“ angesehen, der vor der Anlage mehrmals täglich aufgeführt wird und ein altes Fruchtbarkeitsritual darstellt. Dieses besteht daraus, dass sich vier wagemutige „Tänzer“ kopfüber an Seilen hängend 52 mal um einen 30 Meter hohen Stamm wickeln, während ein fünfter hoch oben trommelnd und flötespielend einen Tanz aufführt und Gebete für die Fruchtbarkeit des Landes in alle Richtung losschickt. Bisher scheint es jedenfalls funktioniert zu haben… 😉

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Der Tanz der Voladores 

Land und Leute – Teil 5 – Lebensbedingungen

März 5th, 2008

In dieser Kolumne habe ich bisher über „lustige“ und kuriose Beobachtungen und in den anderen Berichten von der Schönheit dieses faszinierenden Landes berichtet. Aber es gehört auch zum Leben in México, dass man abschreckende Dinge sieht. Am Anfang ist es ein Schock, dass man mit existentieller Armut, Elend und menschlichen Tragödien konfrontiert wird… aber (so traurig es ist) – man „gewöhnt“ sich daran.

Das „schlechte Gewissen“ ist trotzdem oft dabei, wenn man durch heruntergekommene Vororte von Städten fährt, die ich zwar noch nicht als „Slums“ bezeichnen würde, die aber nicht mehr weit davon entfernt sind. Dort oder in den vielen Bauruinen direkt an der Stadtautobahn spielt sich das oft traurige (aber wahre) Leben Mexikos ab. Vergleicht man die Lebensweise der Menschen dort mit der von der noch „glücklichen Mehrheit“, die hinter den hohen Mauern und Zäunen mit ihren Wachhunden lebt und auf deren Höfen gut bewachte Autos stehen, so muss man von einem sozialen Gefälle sprechen, dass gefährliche Ausmaße annimmt. Nicht umsonst stehen vor Banken meist schwerbewaffnete Polizisten mit schusssicheren Westen und Gewehr im Anschlag. Auch wenn ich selbst noch nie in eine gefährliche Situation gekommen bin und auch sonst nur von „normalem Diebstahl“ gehört habe oder mit einem Reifendiebstahl konfrontiert wurde (dabei standen die Autos eben mal nicht hinter der hohen Mauer), muss man in einigen Gegenden auch mit Schlimmerem rechnen.

Das Unschönste daran ist die eigene Hilflosigkeit, wenn man barfüßige Kinder in den Städten sieht, die einem billiges Plastikspielzeug verkaufen wollen und damit wahrscheinlich ihre Familie ernähren. Die Perspektivlosigkeit der Menschen ist traurig und noch schlimmer ist, dass man als Einzelner nur hilflos zusehen und nichts bewirken kann. In einem Land mit einer Analphabetismus-Quote von über 10% gibt es Probleme, die an ganz anderer Stelle gelöst werden müssten.

Die niedrigen Lohnkosten in Mexiko, die fehlende soziale Absicherung und die traurige Tatsache, dass viele Menschen hier unterhalb der Armutsgrenze leben, machen es möglich: Arbeit ist für alle zur Genüge da und wird meist auch bitter benötigt, um die eigene Versorgung zu sichern. Wenn nicht die ganze Familie an einem Taco-Stand, auf einem der vielen Märkte, in der Landwirtschaft oder im Betrieb des Großvaters arbeitet, bleibt noch eine der unzähligen „Dienstleistungs- tätigkeiten“: Zu jedem Geschäft gehören Einpack- und Auspark-Helfer… Kinder packen für ein paar Pesos den Einkauf in Plastiktüten und auf dem Parkplatz stehen deren die Väter, die beim Beladen des Autos helfen und mit Pfeife im Mund und wildem Gestikulieren den Weg beim Ausparken „freihalten“. Auf anderen Parkplätzen wird man auch von Kindern angesprochen, die für ein paar Pesos das Auto „bewachen“ wollen. Überall werden Sachen abgenommen, die Arbeit erleichtert oder „unnötigerweise“ Hilfe angeboten: Manche Unterstützung will man eben gar nicht haben, es bleibt aber nicht viel übrig, als sie zu akzeptieren.

Weitere Beispiele: Im Geschäft sucht man sich zwar seine Brötchen und sein Brot selber aus, zum Einpacken muss man es aber dann noch einer der vier „Einpackfrauen“ geben; an der Fleischtheke stehen 15 Verkäufer, die am liebsten alle gleichzeitig eine Beratung vornehmen wollen; an den Tankstellen gibt es meist zwei Tankwarte pro Zapfsäule; ständig wird irgendwo sauber gemacht und geputzt; auf vielen Toiletten werden Seife und Papier angereicht, wenn man am Waschbecken steht; ständig wird man von Schuhputzern angesprochen; Verkäufer von Souvenirs wollen ihre Ware loswerden; und so weiter und so fort… Würde ich diese Liste fortsetzen, könnte ich wahrscheinlich den ganzen Blog füllen. Und dabei habe ich hierbei noch die wirklich guten Arbeitsmöglichkeiten beschrieben. Unter unschöneren Bedingungen arbeiten die Verkäufer mit ihren Bauchläden, die im Feierabendstau auf der Autobahn Kaugummi, Zigaretten und kleine Snacks verkaufen. Vor allem die schwangeren Frauen, die den ganzen Nachmittag in den Autoabgasen stehen (bleifreier Kraftstoff ist hier nicht unbedingt selbstverständlich!) und noch ein anderes Kleinkind auf den Schultern tragen, möchte man am liebsten einsammeln und nach Hause fahren.

Was ich damit sagen will ist, dass es unglaublich viele Leute gibt, die kaum Geld verdienen und auch wenn ich hier als Praktikant ebenfalls kein Geld verdiene (das soll jetzt keine Beschwerde sein!), so ist es doch immer ein gewisses Gefühl des „Freikaufens“ vom schlechten Gewissen, wenn man seine paar Pesos als Trinkgeld abgibt. Allen kann man damit nicht helfen, aber zumindest diesem einen Menschen, für den 1€ schon ein guter Teil seiner Tageseinnahmen sein kann. Es handelt sich dabei eben nicht um Menschen, denen man ein eigenes Verschulden an ihrer Lage vorwerfen und an denen man einfach vorbeigehen könnte, ohne sie zu beachten. Nein! Hier geht es um Menschen, die von Geburt an keine andere Chance als diese hatten…

Das war México von seiner schlechten Seite. Tut mir leid, dass ich Euch die gute Laune beim Lesen verderben musste, aber auch diese Information hat mir auf der Seele gebrannt und ich fand, ihr solltet auch diese Seite dieses Landes kennenlernen.

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Ein normales Wohnviertel in Cholula – mit „durchschnittlicher Absicherung“ der Häuser

Ein ruhiges Wochenende!

März 4th, 2008

Da ich mich pünktlich zum Wochenende eine unfreundliche Erkältung erwischt hatte, konnte ich diesmal leider keine größere Reise antreten und hab einen Großteil der letzten zwei Tage im Bett verbracht. Wahrscheinlich hat mich der Temperatursturz von 26°C auf 17°C ziemlich umgehauen. 😉 Tja, solche Probleme habe ich hier… ich hoffe Ihr seid unterdessen nicht weggeflogen und habt den Sturm gut überstanden.

Gar nichts machen… das konnte ich an diesem Wochenende dann aber auch nicht übers Herz bringen… Am Sonntag war ich beispielsweise auf der „Fayuca“ in Puebla. Dabei handelt es sich um den „offiziellen Schwarzmarkt“ der Stadt. Dort gibt es einfach alles, was man so braucht. Von „Marken“-Jeans und T-Shirts, über Spielzeug, Computerspiele, DVDs, CDs bis hin zu „hochwertigen“ Kosmetikartikeln und Parfums. Natürlich ist alles „original“… Auch die CDs ohne Beschriftung mit 150 mp3-Liedern drauf für umgerechnet 1,50€. Genauso wie die DVDs mit aktuellen Filmen, die derzeit noch im Kino laufen… hier gibt es sie mit echt-selbstausgedrucktem Cover und überhaupt garantiert echt und original. Ehrlich!

5 DVDs gibt es beispielsweise zum Familienpreis von 4€. Und man muss den Verkäufern einfach glauben, wenn sie ihre unschuldigen Gesichter zeigen und man den CD-Preis von 50 Pesos auf 20 Pesos runterhandelt, ohne dass es ihnen was auszumachen scheint, dass man den Wert dieser Qualitätsware vollkommen verkennt und dass sie sich nur schweren Herzens von ihren super Angeboten trennen können.

Also, alles in allem eine lustige Erfahrung und falls noch jemand eine Adidas-Hose für 7€ oder ein x-beliebiges Marken-T-Shirt für 3€ braucht, einfach Bescheid sagen… 😉

Der erste „Regen“…

Februar 28th, 2008

…nach 56 Tagen in México hat es heute zum ersten Mal geregnet. Regen kann man das zwar nicht wirklich nennen, denn man konnte die 17 Tropfen, die vom Himmel gefallen sind, alle mitzählen. Aber zumindest war es richtig bewölkt und tagsüber ist die Temperatur zum ersten Mal nicht über 20°C angestiegen. Ich glaube, wenn das Wetter so bleibt, muss ich früher nach Hause kommen… 🙁

Was ich Euch aber eigentlich schreiben wollte: