Die Semana Santa, ein Abenteuer in México – Oder: Zwei Seiten einer Geschichte

Der Blog meldet sich aus der Osterpause zurück und kann gleich mit einer interessanten Geschichte aufwarten. Denn unsere Urlaubsreise in der Semana Santa bestand aus Gut und Böse, Erholung und Stress, Yin und Yang, Salz und Pfeffer, viel Spaß und sehr unschönen Momenten. Wenn ich eines in diesen neun verrückten Tagen gelernt habe, dann ist das: Genieße jeden schönen Moment im Leben, lass Dich durch nichts schockieren und nimm alles was passieren kann so gelassen, wie es geht… Denn trotz allem hatte unsere elfköpfige Reisegruppe eine tolle Zeit. Aber ich möchte nicht zu viel verraten. Lasst einfach beide Seiten der Geschichte auf Euch wirken. Viel Spaß!

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Eindrücke aus Pie de la Cuesta

Semana Santa – Teil 1

Nach unserer Ankunft in Pie de la Cuesta bei Acapulco haben wir einen ganz entspannten Samstagnachmittag am Strand verbracht; abwechselnd in der Sonne oder im Schatten, teilweise auf dem Sand, größtenteils in der Hängematte: Ein Nachmittag am Strand, wie er eben sein sollte…
Zwischendurch ein Abstecher ins angenehm erfrischende Pazifikwasser, dann ein Spaziergang am Strand entlang und zum Schluss bei leckerem frischen Fisch und einer „frisch gefangenen“ Kokussnuss den Sonnenuntergang beobachtet. Was will man mehr?

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Natürlich haben wir auch das Nachtleben von Acapulco nicht ausgelassen. Eine Taxifahrt im VW Käfer in die Stadt, an sich schon ein Erlebnis, dauert 20 Minuten und kostet umgerechnet 4,50 Euro. Neben einem Abstecher zu den berühmten Felsenspringern am „La Quebrada“-Felsen, die sich nach Einbruch der Dunkelheit teilweise mit Fackeln in die Tiefe stürzen, sind wir auch noch in eine Disko gegangen. Der Tipp des Taxifahrers entpuppte sich als wirklich gut: Wir waren nicht nur fernab der Springbreak-besessenen „Gringos“, sondern auch die ersten ausländischen Gäste dort überhaupt. Dementsprechend freundlich und offen wurden wir auch begrüßt und so haben wir einen wirklich netten Abend verbracht.
Der Sonntag verlief ähnlich entspannt, wie der Samstagnachmittag, bevor wir uns am Montag auf den Weg zu unserem zweiten Reiseziel Puerto Escondido gemacht haben.

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Fackelsprung am „La Quebrada“-Felsen

Ganze drei Tage haben wir dann dort verbracht. Mit unserer Unterkunft hatten wir ein „glückliches Händchen“: Übers Internet gebucht, hat das kleine Hotel gehalten, was die Bilder versprochen haben. Da das Haus nur insgesamt fünf Zimmer hatte, waren wir an den ersten beiden Tagen alleine dort und hatten den Pool, den Jacuzzi, die Küchenzeile im Freien (wo uns jeden Morgen ein leckeres Frühstück zubereitet wurde) und alle sonstigen Annehmlichkeiten für uns allein. So konnten wir am Dienstagabend eine „private“ Grillparty veranstalten, der ein sehr lustiger Abend folgte.

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Unser Hotel „Quinta Lili“ in Puerto Escondido

Am Mittwochmorgen haben wir eine Bootstour gemacht, auf der wir nicht nur eine riesige Gruppe von Delfinen gesehen haben, sondern auch zwei Wale, Wasserschildkröten und Mantas. Das war eine interessante Abwechslung, die sich wirklich gelohnt hat.

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Die restliche Zeit in Puerto Escondido verbrachten wir an einem der drei Strände oder am Pool und wir haben es uns wirklich gut gehen lassen, dass kann ich Euch versprechen. 😉

In der Zwischenzeit hatten wir unsere Reisepläne etwas geändert und die Hotelreservierung bis Freitag verlängert. Da uns aber der Sinn nach etwas mehr als nur Strand und Sonne stand, sind wir dann in der Nacht von Freitag auf Samstag von Puerto Escondido nach Oaxaca gefahren. Dort haben wir uns zunächst das „zapotekische Zeremonialzentrum“ Monte Albán angesehen und am Nachmittag noch ein bisschen die Innenstadt erkundet. Die kannte ich zwar schon (vgl. Eintrag vom 22.Januar), aber für alle Anderen war es neu und so war es noch ein schöner Abschied für alle, bevor wir am Samstagabend nach Puebla zurückgekehrt sind.

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Ach ja… Besuch aus Deutschland hatte sich auch eingeschlichen!!! 😮 😉

Semana Santa – Teil 2

Kaum hatten wir den Bundesstaat Puebla verlassen und die Autopista von Mexiko-City nach Acapulco erreicht begannen die Probleme: Unterwegs waren wir mit den zwei Jettas unserer WG und einem Bora. Nach relativ normal verlaufender Fahrt bemerkte ich plötzlich das Aufflackern der Motorwarnleuchte am Jetta, mit dem ich vorweggefahren bin. Im gleichen Moment war auch ein kräftiger Leistungsverlust nicht mehr zu leugnen. Mit etwa 40km/h haben wir es noch einen guten Kilometer bis zu einer Haltebucht geschafft. Vorher hatten wir ca. 30 Kilometer ohne Ausfahrt, ohne Handyempfang und ohne richtigen Standstreifen, in der pechschwarzen mexikanischen Nacht zurückgelegt. Also eigentlich: Glück gehabt!

Doch als wir nun da standen und das klägliche Motorgeräusch hörten, dass eher an einen Spree-Dampfer oder eine landwirtschaftliche Maschine erinnerte, als an einen 2,0Liter/115PS-Motor, war klar: Mit diesem Auto können wir nicht weiterfahren. Die glorreiche Idee, einen zufällig vorbeifahrenden Abschleppwagen anzuhalten, stellte sich im Nachhinein als ungut heraus. Denn der freundliche Fahrer, der sich natürlich ins Auto setzen musste, um den Motor zu starten, konnte nicht nur nicht helfen, sondern verschwand auch irgendwann mit meinem Portemonnaie, das ich in der Ablage über dem Radio vergessen hatte. Tja, dumm gelaufen… gleich zu Beginn des Urlaubs den Personalausweis, den Führerschein, den VW-Ausweis, den internationalen Studentenausweis, den ADAC-Mitgliedsausweis, meine VISA-Card und vor allem das für die gesamte Reise einkalkulierte Bargeld loszuwerden hat schon irgendwie befreiend gewirkt. Nachdem ich über den ersten Schreck und Ärger hinweggekommen war, hatte ich eine ganze Reihe Sorgen weniger… 😉 An dieser Stelle nochmal vielen Dank allen, die an meiner „VISA-Card-Sperraktion“ beteiligt waren!

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Mit einem zweiten Abschleppwagen, den wir über den offiziellen Servicedienst von VW gerufen haben, konnte das Auto dann netterweise bis nach Acapulco transportiert werden, obwohl es bis dahin noch gute 100 Kilometer waren. Zwei von uns konnten im Abschleppwagen mitfahren, die übrigen neun haben sich auf die beiden anderen Autos verteilt und sind dem Abschleppwagen hinterher gefahren. Gegen Mitternacht (nachdem der Abschleppwagenfahrer noch von der Polizei angehalten wurde, weil er eine rote Ampel überfahren hatte) haben wir die Werkstatt erreicht und konnten von dort mit dem Taxi bzw. den beiden „verbliebenen“ Autos zu unserem Hotel kommen. Dort konnte zuerst unsere Reservierung nicht gefunden werden, so dass wir dachten, dass wir am Strand schlafen müssen. Letztendlich durften wir doch ins Hotel und am nächsten Morgen konnte sich das Missverständnis auch klären lassen.

Ein paar Stunden des Samstags haben wir dann in der VW-Vertragswerkstatt in Acapulco verbracht, um dafür zu sorgen, dass an unserem Auto tatsächlich etwas gemacht wird (nicht vergessen, wir sind hier in México, mitten in der Semana Santa!). Schließlich hat sich vorläufig herausgestellt, dass es sich um ein größeres Problem handelt und wir das Auto definitiv nicht weiter auf unsere Reise nehmen konnten. Genaueres darf ich hier nicht schreiben, aber auf drei Zylindern konnte kein Kompressionsdruck mehr gemessen werden, was ich mal als „ernsthaftes Problem“ umschreiben würde, dass seine Ursache definitiv in der Motorenproduktion eines namhaften Automobilproduzenten hat.

Ursache hin oder her, wir standen vor der Entscheidung unseren Urlaub fortzusetzen oder ihn nach nicht einmal 24 Stunden vorläufig abzubrechen. Naja, Ihr habt ja schon den ersten Teil der Geschichte gelesen… Also musste für unsere Weiterfahrt nach Puerto Escondido eine Lösung gefunden werden. Mit 11 Personen in zwei Autos zu Reisen ist zwar möglich, aber nicht machbar. Zwei „Freiwillige“ waren relativ bald gefunden, die sich auf die Weiterfahrt im Bus einließen, der Acapulco um 4:30 Uhr montagnachts verließ (wir wollten niemanden alleine Reisen lassen). Für die übrigen neun Personen war dann am Montagmorgen eine ruhige Weiterfahrt in zwei Autos geplant. Bis ca. 150 Kilometer hinter Acapulco hat dies auch wunderbar funktioniert. Ich konnte ja ohne gültigen Führerschein nicht mehr fahren, so dass ich den Beifahrer und Navigator in unserem zweiten WG-Auto spielte.

Doch nach den erwähnten 150 Kilometern war dann wieder einmal der Griff zum Warnblinkschalter gefragt… Denn Ihr könnt es Euch schon denken: Das Motorengeräusch unseres zweiten Jettas kam uns sehr bekannt vor. Wir hatten es zweieinhalb Tage zuvor schon einmal gehört und es gab nichts daran schönzureden. Wieder hatten wir Glück und konnten nach ein paar Minuten an einer Tankstelle anhalten, um den Motor ein bisschen abkühlen zu lassen. Doch was tun mitten in der Einöde? Ein Plan musste mal wieder her und der hieß diesmal, im Schritttempo bis zum einzigen richtigen Ort auf der gesamten Strecke zu kommen. Laut Beschilderung sollten es noch 30 Kilometer sein… aber hey, wir sind hier in México! Nach einiger Zeit tauchten dann die ersten Schilder auf, die eine etwas exaktere Orientierung ermöglichten: 70 Kilometer mussten wir zurücklegen und wir können von Glück sagen, dass wir es im Schritttempo bis auf den Punkt geschafft haben. Denn erst ein paar Kilometer vor genanntem Ort leuchtete auch wieder die Motorwarnlampe auf. In der dortigen Mittagshitze (37°C im Schatten) hielten wir an einer staubigen Straße an und begannen das Spiel von Neuem: Diesmal mussten wir aber bis 20 Uhr auf den Abschleppwagen warten, so dass wir uns aufteilten. Im letzten funktionierenden Auto wurde das Gepäck der elf Reisenden untergebracht, so dass noch Platz für drei Personen blieb. Die übrigen sechs stiegen in den Kleinbus um (darunter auch ich), der uns letztlich sicher nach Puerto Escondido brachte.

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Nach unserer Ankunft am späten Montagabend konnten wir gerade noch klären, dass eine Verlängerung bis einschließlich Freitag in unserer Unterkunft denkbar sei, allerdings mussten wir von ursprünglich vier Zimmern auf zwei Zimmer zusammenrücken. Aber mit einem Bett auf dem Balkon und zwei Luftmatratzen auf der Erde in der letzten Nacht hat auch dies kein großes Hindernis dargestellt. Natürlich sind wir aber von unserem ursprünglichen Reiseplan abgewichen und konnten eine ganze Reihe von Sachen nicht mehr machen, die wir eigentlich geplant hatten.

Aber wir konnten noch den Abstecher nach Oaxaca einlegen und durch die siebenstündige Fahrt mit dem Nachtbus über eine unschöne Serpentinenstraße haben wir wenigstens eine Nacht im Hotel gespart. Leicht „gerädert“ sind wir in Oaxaca angekommen. Wenigstens die Rückfahrt nach Puebla verlief dann relativ normal.

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Busfahren in México ist kein „Zuckerschlecken“ – zum Glück war das nicht unser Bus!

Neben den bisher beschriebenen Zwischenfällen haben wir noch ein Handy, ein Ladegerät, einen Adapter und eine Brille eingebüßt, wurden von einem Taxifahrer auf unschöne Art für dumm verkauft und lösten einen leider wirklich erforderlichen Rettungsschwimmer-Einsatz aus. Letzeres war mit Abstand der unschönste Moment unserer ganzen Reise, denn die Sache hätte sehr gravierend enden können, als zwei unserer Mitreisenden die Strömung am Surferstrand von Puerto Escondido ein bisschen unterschätzt hatten. Aber zum Glück ist alles nochmal glimpflich ausgegangen…

Zwischendurch hat uns noch die Nachricht erreicht, dass das zweite defekte Auto die Werkstatt in Acapulco nie erreicht hat, so dass am Montag nach der Semana Santa einiges zu regeln war. Glücklicherweise arbeite ich ja in der Qualitätssicherung, so dass die entsprechenden Motorspezialisten einerseits sehr an unserer Geschichte interessiert waren und andererseits Informationen und Hilfe zu Verfügung stellten, die wir gar nicht erwartet hatten. Jedenfalls haben wir noch am Montag zwei neue Autos für unsere WG bekommen und das zweite konnte auch wieder aufgefunden werden. In dieser Woche sind nun beide Autos in Puebla zur Analyse angekommen und sowohl die Motorspezialisten, als auch die Abteilungen Qualitätssicherung, technische Entwicklung und Produktionsplanung sind sehr an unserer „Geschichte“ interessiert, weil sonst nie so exakte „Erfahrungsberichte“ der Kunden vorliegen, wie in unserem Fall. Wenn man helfen kann, die Qualität der Produkte zu verbessern… das ist doch ein tolles Gefühl!

Tja, das war es so im Großen und Ganzen… Es ist bestimmt schwer zu glauben, dass sich diese beiden Geschichten auf derselben Reise abgespielt haben, aber es ist genauso gewesen! Habe ich eigentlich schon gesagt, dass wir alle mal eine Woche entspannten Urlaub gebrauchen könnten?

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