Archive for Februar 18th, 2008

Ciudad de México, Mexico-City, Mexiko-Stadt oder „De Effe“ (Distrito Federal)…

Montag, Februar 18th, 2008

…wie man ihn auch immer nennt, den Riesenmoloch… nach aktuellen Schätzungen ist er die größte städtische Metropolregion der Welt, nur im Zusammenschluss der Städte Tokio, Yokohama und Kawasaki in Japan leben mehr Menschen. Der Bundesdistrikt (Distrito Federal) von México hat aktuellen Schätzungen zufolge zwischen 25 und 30 Millionen Einwohner und jährlich kommen rund 350.000 Zuzügler hinzu. Eine genaue Angabe lässt sich, auch aufgrund der zahlreichen „Slums“ und Elendsviertel, deren Bevölkerungswachstum nahezu unkontrolliert ist, nicht treffen. Die Überbevölkerung verursacht schwere wirtschaftliche, strukturelle und soziale Probleme: Hohe Arbeitslosigkeit, Armut, Kriminalität, Wasserknappheit, Verkehrsprobleme und Umweltverschmutzung… in allen Bereichen hat sich die Hauptstadt eine traurige Spitzenposition gesichert. Sie liegt in einem Hochtal zwischen dem Popo und der Sierra Nevada, was die Luftzirkulation nicht gerade erleichtert und den Einwohnern das ganze Jahr über Smog und staubige Luft beschert. Außerdem liegt die Stadt in einer stark erdbebengefährdeten Region.

Der erste Eindruck, den man als Besucher bekommt, ist nicht gerade einladend. Die Erfahrung habe ich schon am Tag meiner Ankunft in México machen müssen. „De Effe“ ist die Stadt des Staus, der schlechten Luft und des Mülls. Das Verkehrsproblem der Stadt und das trotz „Schachbrettmuster“ so gut wie nicht nachvollziehbare Straßenwirrwarr machen die Orientierung nicht unbedingt leichter… Will man die Ciudad de México auf dem Autobahnring umfahren, sollte man 2-3 Stunden zusätzliche Fahrtzeit einplanen. Möchte man lieber auf das Auto verzichten, stehen rund 90.000 Taxis oder die Metro zur Verfügung. Und weil ich es so gerne habe noch eine Zahl, die man sich auf der Zunge zergehen lassen muss 😉 : Die Metro nutzen jährlich 1,7 Milliarden Fahrgäste!!!

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Die Metro – keine Angst, die passen da alle rein…

Im Vergleich zu Berlin ist die U-Bahn zwar dreckiger, wärmer und überfüllter und man kann nicht darauf hoffen, dass man zuerst aussteigen darf, bevor die Massen hineindrängen – aber wozu hat man denn seine Ellenbogen? Wie so oft in México, ist sich halt jeder selbst der Nächste…

Wenn Ihr Euch jetzt fragt, warum ich dann da überhaupt hingefahren bin und ob man sich diese Stadt freiwillig antun muss… dann ist das durchaus berechtigt. Aber erstens muss man Mexiko-City gesehen haben und zweitens bietet die Stadt neben ihren unbestreitbar negativen Seiten mit vielen Parks, ruhigen und beschaulichen Stadtteilen, einem interessanten historischen Zentrum, sowie einer riesigen Kunst- und Kultur-Szene auch schöne Flecken, die man nur finden muss.

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Der Palacio de Bellas Arte

Unsere Erkundungstour startete am Samstagmorgen mit einer Taxifahrt zum Busbahnhof von Puebla. Von dort haben wir den überraschend komfortablen Überlandbus in Richtung Hauptstadt genommen. Überhaupt ist das Busnetz in México nicht zu verachten. Ein Vielzahl von Busunternehmen bedient eine Vielzahl von Strecken zu angemessenen Preisen (Puebla-Mexico City und zurück für knapp 13 Euro). Die Fahrtzeit für die 120 Kilometer war mit 2 Stunden wirklich sehr gut und man spart sich das nervenaufreibende Fahren auf der Stadtautobahn und die noch viel schlimmere Suche nach einem Parkplatz.

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Die Kathedrale am Zócalo

Unser Hotel lag mitten im historischen Stadtzentrum, mal wieder ein UNESCO-Weltkulturerbe, in der Nähe des Zócalo, auf dem 1813 die erste mexikanische Verfassung verkündet wurde. Laut Reiseführer ist der Zócalo mit 58.000 m² einer der größten Plätze der Welt. Das kann ich zwar nicht beurteilen, aber riesig ist er schon. Direkt am zentralen Platz liegen auch gleich die ersten Sehenswürdigkeiten, die wir uns angeschaut haben: Die große Kathedrale, der Palacio Nacional (heute Amtssitz des Präsidenten) mit Wandmalereien Diego Riveras, sowie der Templo Mayor, Reste des ehemaligen Tempelbezirks der Aztekenstadt Tenochtitlán, die die Spanier nach ihrer Ankunft in México restlos zerstörten und auf deren Grundmauern sie die heutige Hauptstadt errichteten.

Weitere Ziele am Samstag waren das Frida-Kahlo-Museum, in dem viele Räume noch die Originaleinrichtung behalten haben, andere in Ausstellungsräume umgewandelt wurden, sowie der Markt von Coyoacán. Dieser befindet sich ganz in der Nähe des Museums, in einem wirklich schönen Stadtviertel.

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Das Frieda-Kahlo-Museum – drinnen war das Fotografieren leider verboten

Zum Sonnenuntergang waren wir zurück im Stadtzentrum, um den unglaublichen Ausblick auf Stadt, Stadt und noch mehr Stadt vom Torre Latinoamericana, dem zweithöchsten Gebäude der Stadt, zu genießen. Erst dort oben kann man die Größe der Stadt halbwegs erfassen. In Nord-Süd-Richtung dehnt sie sich auf 40 Kilometern, in Ost-West-Richtung auf 25 Kilometern aus. Aufgrund des Smogs kann man das Ende kaum noch erahnen, aber auch an den wenigen Tagen mit klarer Luft sind die letzten Vororte aufgrund der Erdkrümmung nicht mehr zu erkennen.

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Ausblick vom Torre Latinoamericana auf die größte Stadt der Welt

Heute haben wir einen Ausflug zum Bosque de Chapultepec, einem der vielen Stadtparks gemacht. Der Sonntag war natürlich ein Grund dafür, dass der Park, in dem es mehrere Seen, einen botanischen Garten, einen Zoo, mehrere Museen und das Castillo de Chapultepec zu bewundern gibt, von unzähligen Menschen bevölkert war.

Auf dem „Heuschreckenhügel“ (Übersetzung des indianischen Wortes Chapultepec) befindet sich das gleichnamige Schloss, auf dem sich 1847 im Krieg mit den USA die letzen mexikanischen Soldaten verschanzen konnten. Ein großes Denkmal erinnert daran. Heute ist im Schloss das Nationalmuseum für Geschichte untergebracht, das wirklich einen interessanten Einblick in die Geschichte des Landes gibt. Und natürlich ist der Ausblick vom Schloss auf die Stadt nicht weniger beeindruckend.

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Das Castillo de Chapultepec

Vor drei Stunden sind wir wieder in Puebla angekommen und auch wenn wir nur einen Bruchteil der Sehenswürdigkeiten Mexico-Citys gesehen haben, so hat es sich doch gelohnt. Die Länge dieses Textes verrät es… es war sehr interessant und wahrscheinlich könnten wir noch drei Wochenenden dort verbringen, aber es gibt ja noch so viel mehr zu entdecken in México… 😉